Es ist so kalt

Es ist so kalt. Nicht nur draußen durch den lang erwarteten und doch so gefürchteten Schnee, sondern auch hier. In unserer Wohnung sind die Heizungen aufgedreht und doch verspüre ich eine Kälte, die ich einfach nicht weg bekomme. Tief aus meinem Innern. Da ist derzeit alles leer. Und gleichzeitig überquellend der unterschiedlichsten Gedanken.

Bin ich stark?

In den letzten Tagen habe ich immer wieder zu hören bekommen, dass ich stark sei und man mich bewundert, wie ich mit der Situation umgehe. Dabei gehe ich mit gar nichts um. Ich existiere und funktioniere. Das trifft es wohl eher. Und ich spüre, wie meine Stärke nachlässt und ich mich jeden Tag einen Schritt näher zu dem großen schwarzen Loch bewege. Natürlich wehre ich mich dagegen. Natürlich werde ich jede Abzweigung nehmen, die mich daran vorbei führt. Es ist auch keine Todessehnsucht – bitte nicht falsch verstehen. Dieses schwarze Loch steht für… Zusammenbrechen, keine Kraft mehr haben, das Essen komplett vergessen, einfach nichts mehr machen von dem, was alles notwendig ist.

Ich vergesse die einfachsten Dinge, bzw. Dinge, die ich mir gerade vorgenommen habe zu erledigen beende ich nicht, sondern finde mich plötzlich bei einer anderen Tätigkeit wieder. Ich brauche eine Liste, auf der alles notiert ist, was ich machen muss. Diese muss ich immer aktualisieren, sonst klappt nix.

Neulich habe ich den Wäschekorb auf dem Weg zur Waschmaschine einfach stehen lassen (Hatte ich das nicht schon erzählt?). Und mich später gewundert, wo er ist und warum ich die Wäsche nicht gewaschen hab. Solche Dinge passieren derzeit. Und das ist so erschreckend. Hab ja schon Angst, mich selbst zu vergessen.

Was ich nicht vergesse, ist dieser entscheidende Tag. Und mir fallen immer mehr Dinge und Kleinigkeiten ein, die in der Zeit davor geschehen sind. Manches ist einfach nur schön. Meistens bringt es mich zum weinen.

Vielleicht ist das eine gewisse Stärke, dass ich es schaffe, jeden Morgen aufzustehen und den neuen Tag zu beginnen. Ohne die bisherigen Tiefschläge in meinem Leben würde ich wahrscheinlich anders reagieren. Ohne das Wissen, dass Stephan verlangen würde, dass es weitergeht, auch. Ich muss es für ihn tun. Schließlich soll er stolz auf mich sein.

Und doch weiß ich nicht, wie wir das schaffen sollen. Wie ich das ohne seine Ruhe schaffen soll. Ohne seinen liebevollen, aufmunternden Blick. Ohne seine Schulter, an die ich mich zu jeder Zeit lehnen kann. Er hat mich ohne Worte verstanden. War immer da. In meinen Augen war er der Stärkere von uns. Auch, wenn er das bestreiten würde.


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