Es ist nicht meine Versicherung, es ist Ihre!

Und es ist auch Ihre eigene Verantwortung, zu schauen, was für einen Vertrag Sie haben.

Das gerade passend zum Rerun von wegen Versicherungswechsel. Wobei es hier tatsächlich nicht um etwas geht, was sich verändert hätte…

Aber von Vorne:

Der Mann kommt mit einem Rezept für Stützstrümpfe in die Apotheke – es ist für seine Frau.

Ich schaue das Rezept an und erkläre ihm, dass wir die erst anmessen müssen, am besten am morgen.

Mann: "Kann ich Ihnen nicht die Masse des alten Strumpfes durchgeben?"

Pharmama: "Wie alt ist der?"

Mann: "Etwa ein halbes Jahr."

Pharmama: "Dann kann es sein, dass sich ihre Masse inzwischen verändert haben. Es wäre besser, wenn sie zum anmessen kommt."

Mann: "Sie kann nicht kommen, sie ist schwanger."

Ookay. Also: Ich persönlich bin der Meinung, dass eine Schwangerschaft keine Krankheit ist – und wenn das das einzige „Problem“ ist, das sie hat, dann kann sie anmessen kommen. Aber was weiss ich schon. Es könnte ja eine Risikoschwangerschaft sein und sie darf nur im Bett liegen oder so …

Pharmama: "Es tut mir leid, aber ich kann im Moment niemanden schicken, der das messen geht. Entweder zeige ich Ihnen, wie und wo sie messen müssen und gebe ihnen alles dafür mit – oder Sie versucht vorbeizukommen – am besten am Morgen."

Er wählt die erste Variante und ich verbringe 15 Minuten im Beratungsraum ihm das zu erklären und ihn auszurüsten.

Mit den richtigen Massen kommt er am Morgen zurück.

Mann: "Ich will aber genau wissen, wieviel das kostet!"

Ich schaue nach, welcher Strumpf das sein wird und welche Qualität er will und sage ihm: "Das Paar Strümpfe kostet 90 Franken."

Mann: "Übernimmt das die Krankenkasse?"

Pharmama: "Nun – Stützstrümpfe gehen über die MiGeL, die Mittel-gegenstände-Liste und werden von der Grundversicherung übernommen. Die Kassen haben für diese Preise festgemacht, die teils unter dem Verkaufspreis der Sachen liegen – so auch bei den Strümpfen. In dem Fall zahlen sie pro Jahr maximal 2 Paar Strümpfe. Zu einem Preis -bei dieser Länge- von 72 Franken. Die Differenz müssen Sie bezahlen."

Mann: "Das sind?"

Pharmama: "In dem Fall 18 Franken."

Mann: "Okay – bestellen sie die."

Ich mache das.

Einen Tag später – die Strümpfe sind noch unterwegs – kommt der Mann wutentbrannt in die Apotheke gelaufen – eine Rechnung der Krankenkasse schwingend.

Mann: "Wieso bekomme ich für die Strümpfe eine Rechnung von Ihnen?! Sie haben doch gesagt, die werden bezahlt!"

Pharmama: "Umm, das kann noch gar nicht von uns sein, zeigen Sie mal."

Die Rechnung war von der Krankenkasse. 72 Franken für Stützstrümpfe.

Nach etwas diskutieren kommt heraus, dass die Frau schon ein Paar Strümpfe in einer anderen Apotheke erworben hat. Der Patient hat dort – wie bei uns – die Differenz zum MiGeL Betrag gleich bezahlt. Das Rezept sonst wurde der Krankenkasse zur Abrechnung eingeschickt. Die haben das der Apotheke erstattet …. aber die Krankenkasse verlangt nun das Geld vom Patienten zurück – was passiert, wenn man die Franchise noch nicht erreicht hat.

Man versucht das zu erklären und kommt bis … Franchise. (Französisch ausgesprochen)

Mann: "Franchise? Was ist das?"

Pharmama: "Das ist der Teil der Gesundheitskosten, die Sie erst mal selber zahlen. Die Kasse zahlt erst nach Erreichen dieses Betrages. Die Höhe des Betrages kann unterschiedlich sein."

Grundsätzlich: je höher die Franchise, desto niedriger die monatlich zu bezahlenden Prämien.

Mann: "Weshalb hat man mir das nicht gesagt?"

Pharmama: "Ah – weil wir nicht wissen können was für einen Vertrag Sie mit der Kasse haben – geschweige denn wie hoch die Franchise ist oder ob Sie sie schon erreicht haben oder nicht."

Aber offensichtlich ist das jetzt auch meine Aufgabe :-(

Das Endergebnis war, dass der Patient, weil seine Frau wohl auch mit den neuen Strümpfen nicht den Betrag der Franchise erreichen wird … sie abbestellt hat.

Leute: Bitte kümmert Euch selbst darum, was die Bedingungen der Krankenkasse sind, damit / was bezahlt wird.

Ich kann in der Apotheke Auskunft geben, was ein Medikament oder Mittel kostet, wieviel schon bezogen wurde, wie die Limitationen auf den Medikamenten sind, ob etwas von der Grundversicherung übernommen wird, ob die Zusatzversicherung etwas daran zahlt (hier aber nicht: wieviel).

Ich kann nicht wissen, wo sie versichert sind, wenn Sie mir die Krankenkassenkarte nicht geben – dann müssen sie es eben selber zahlen und die Rechnung einschicken. Ich kann nicht wissen, was Sie für eine Franchise haben oder ob Sie sie schon erreicht haben … da spielen noch andere Sachen, wie Arzt- und Spitalrechnungen mit. Da ein bisschen die Übersicht zu behalten ist Ihre Aufgabe.


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