Bereits in der Schwangerschaft macht man sich automatisch Gedanken: Wie will ich mein Kind einmal "erziehen"? Was will ich meinem Kind auf den Weg geben, welche Werte will ich vermitteln, wie soll unsere Beziehung werden. Da ich aber, wie ihr ja wahrscheinlich bereits wisst, in der Schwangerschaft jegliche Schwangerschafts- sowie Babylektüre gemieden habe, versuchte ich auch diese leidige Thema hinten anzustellen. Wichtig war doch zunächst ein gesundes Baby zur Welt zu bringen und dessen Bedürfnisse soweit es in meiner Macht steht zu erfüllen. Liebe, Zuwendung und Nahrung. Das ist es doch was ein Baby braucht. Na gut, und ab und an eine frische Pämpi.
Schon im Schwangerschaftssportkurs kamen aber einige werdende Mütter auf mich zu mit der Frage, welches Erziehungskonzept wir denn für unser zukünftiges Kind geplant hätten. Planung. Dieses Wort. Als ob irgendetwas planbar gewesen wäre, von dem was mich nach der Geburt erwartete. Überhaupt schien bzw. scheint es in Mode zu sein alles zu planen. Da fängt es mit dem Geburtsvorbereitungskurs an und endet mit der Frage bei der Klinikanmeldung, ob ich den einen Geburtsplan hätte. Hä? Geburtsplan? Mein Plan ist: Nicht vor Schmerzen in Ohnmacht fallen, nicht sterben, meinem Kind so schnell es mir möglich ist auf die Welt zu helfen. Kann man da noch anderes planen? Vielen scheint das Sicherheit zu geben. Verständlich. Eine Geburt ist kein Zuckerschlecken. Während also einige die Konfrontationstherapie in Angriff nehmen und alles minutös genau planen, verfolge ich eher die Verdrängungstaktik. Die kleine kommt schon irgendwie raus. Muss ja. Wie es sich dann herausstellte, hätte jedweder Plan bei mir auch nichts gebracht - vorzeitiger Blasensprung, Wehen mit zu langen Abständen und zwar bis zum Schluß, 30 Stunden von Einlieferung ins Krankenhaus bis zur Geburt - nein, dass hätte ich so nicht geplant. Nun gut. Ich weiche ab.
Planung. Nein, wir haben natürlich noch absolut gar keine Ahnung, wie wir unser Kind erziehen wollen. Und was es da alles gibt für Methoden. Im Kommen und ganz schön hipp sind diese alternativen Erziehungsansätze: Attachement Parenting. Bedürfnisorientierte Erziehung. Unerzogen. Antiautoritärer Erziehungsstil. Hach. Ich gebe es offen zu: Ich kenne mich mit keiner Erziehungmethode zu 100% aus. Was ich allerdings verstehe ist: Mein Kind steht an erster Stelle. Und zwar bei allen Erziehungsmethoden. Wenn man mal von der Härte & Bestrafungs-Erziehung absieht.
Für mich bietet jede Methode positive sowie negative Aspekte und ich denke für uns ist der Mittelweg der richtige. Ich bin der festen Überzeugung das Kinder Grenzen brauchen. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir unseren Kindern auch Regeln beibringen müssen. Unsere Welt funktioniert nunmal mit Regeln. Ich lese von Müttern die eine Stunde auf dem Parkplatz verbringen, weil ihr Kind nicht in den Kindersitz will und sie es nicht "zwingen", des Respekts wegen. Würde ich nie tun. Es tut mir leid. Wirklich. Und das hat nichts mit der Unterordnung meines Kindes zu tun, sondern schlichtweg damit, dass es meiner Meinung nach im erwachsenen Leben so auch nicht geht. Aber ich respektiere diese Mama und würde sie dafür nicht verurteilen.
Ich bin auch der festen Überzeugung, dass Liebe immer der richtige Weg ist. Dass ich meinem Kind nicht verbieten sollte, ohne zu erklären. Dass Bestrafung ohne Gespräche kontraproduktiv ist.
Meiner persönlichen Ansicht nach (um jetzt mal aus der Schusszone zu wandern) gibt es nicht DIE eine richtige Erziehungsmethode. Weil jede Familie anders ist. Jede Familie funktioniert auch anders. Soll man den Partner zum Familienbett zwingen, obwohl dieser sich nicht wohlfühlt? Ich denke nicht, oder? Ist es nicht viel mehr der richtige Weg einen Kompromiss für alle zu finden?
Und weil wir alle so verschieden sind, sollten wir einander auch diese Unterschiede lassen. Keine Mama, kein Papa will was schlimmes für das Kind. Jeder wird nach seinem Ermessen und nach seinen Möglichkeiten sein bestes geben. Ob es nun die Mama ist, die eine Stunde mit ihrem Kind auf dem Parkplatz verbringt, oder die Mama, die ihr Kind im Arm wiegt und ihm leise zuflüstert, dass sie jetzt nach Hause fahren müssen, es anschnallt, seine Lieblingsmusik anmacht und losfährt.