Es gibt keine „gute Arbeit“ und keinen „gerechten Lohn“

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Initiative hat eine Studie zusammengestoppelt, die die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) in Auftrag gegeben hat. Die INSM an sich wurde ebenfalls von so genannten Arbeitgebern initiiert. Arbeitgeber sind Leute, die von der Arbeit anderer Menschen leben: Sie lassen arbeiten und trachten danach, die Leute, die tatsächlich ihre Arbeit und Lebenszeit für Geld hergeben müssen, ironischerweise aber Arbeitnehmer genannt werden, möglichst gering für ihre Arbeit zu entlohnen. Tatsächlich sind die Arbeitgeber also Leistungsempfänger. Aber das nur am Rande.

Natürlich verwundert nicht, dass bei einer solchen Studie nur heraus kommen kann, dass jede Arbeit besser ist als keine, selbst wenn sie noch so gering bezahlt wird. Und so freuen sich die Arbeitgeber mitteilen zu können, dass knapp ein Viertel der Geringverdiener zum Normalverdiener aufsteigt, wobei der Normalverdienst bei 9 Euro pro Stunde angesetzt wird, womit wahrlich kein Luxusleben möglich ist. Bei so einem Normalverdienst kommen großzügig gerundet 1.500 Euro brutto raus, netto also etwa 1.100. Ein toller Aufstieg ist das! Als Einzelner mag man davon vielleicht halbwegs leben können, aber eine Familie lässt sich davon kaum ernähren. Es sei denn, man muss keine Miete zahlen – aber gerade ein Geringverdiener hat in der Regel kein Wohneigentum.

Jedenfalls sollen diese „Aufsteiger“ jetzt der Beweis dafür sein, dass ein Geringverdienst das Armutsrisiko nicht erhöhen würde. Nun ja, vom niedrigen Normallohn aus ist da wirklich nicht mehr viel Erhöhung drin. In derselben Studie steht sogar geschrieben, dass die meisten Menschen, die neu im Niedriglohnsektor landen, zuvor noch Normalverdiener waren – nämlich fast 43 Prozent. Das heißt, es steigen doppelt so viele ab wie auf. So viel zum angeblichen Karriere-Sprungbrett. Und es ist stark zu vermuten, dass unter den „Aufsteigern“ wieder diejenigen sind, die zuvor schon einen besseren Job hatten und nur vorübergehend zu schlechteren Bedingungen arbeiten mussten, und eben nicht die zuvor Arbeitslosen, die nun über den Geringverdienerjob den Einstieg in ein besseres Leben gefunden haben. Wie immer wieder behauptet wird, aber auch durch diese Studie nicht belegt werden kann. Dafür zeigt sie aber, dass 70 Prozent der Niedriglöhner dauerhaft zu Stundenlöhnen von 7,50 Euro und weniger arbeiten müssen.

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Kein Wunder, dass die Gewerkschaften das Machwerk zerreißen, weil diese Studie allenfalls dazu dienen könne, Hunger- und Armutslöhne zu rechtfertigen. Außerdem stellen sie fest, dass Unternehmen, die solche Löhne zahlen, dauerhaft vom Staat subventioniert würden, weil dieser die so genannten Aufstocker mit Ergänzungsleistungen überhaupt auf das Existenzminimum aufpäppeln müsse, weil ihr Lohn nicht mal dafür reicht. Und so wird einmal mehr nach einem „gerechten Lohn“ für „gute Arbeit“ gerufen.

Enttäuschend ist aber bei all dem Empörungsgeschrei über diese Unverschämtheiten, dass kein Spiegel, keine Süddeutsche und auch keine Nachdenkseiten hier einmal weiter denken. Klar ist es ein durchsichtiges Manöver, dass die Arbeitgeber ihre Hungerlöhne irgendwie rechtfertigen wollen. Aber wenn nicht mehr für die Arbeit gezahlt wird, dann ist sie halt nicht mehr wert – so ist das nun mal mit den Preisen auf den Markt. Wert ist eine Ware – und die Arbeitskraft ist eben auch eine Ware – genau das, was dafür bezahlt wird. Punkt. Das ist nicht gerecht oder ungerecht, sondern ein Fakt. Der Markt ist eben kein Wohltäter, der auf wundersame Weise alles zum Wohle aller regelt, sondern ein Schlachtfeld auf dem Überlegene gewinnen und Unterlegene verlieren.

Wäre denn die Welt in Ordnung, wenn man die Arbeitgeber – wie auch immer – dazu zwingen würde, ihren Geringverdienern künftig einen niedrig angesetzten Normallohn zu zahlen?! Oder meinetwegen auch einen großzügig bemessenen Tariflohn? Natürlich nicht. Dann würde alles so teuer, dass man diesen großzügigen Lohn auch unbedingt braucht, um über die Runden zu kommen und somit wäre alles genauso beschissen, nur auf höherem Niveau. Es ist prinzipiell nämlich nichts in Ordnung.

Es ist nicht in Ordnung, dass die einen über die Produktionsmittel verfügen und die anderen nicht. Und dass diejenigen, die die Produktionsmittel besitzen, bestimmen können, was damit gemacht wird. Und dass alle anderen von allem ausgeschlossen sind, ob sie nun ab und zu ein Kreuzchen auf einem Wahlzettel machen dürfen oder auch nicht. Es kann keinen „gerechten Lohn’“ geben, weil abhängige Lohnarbeit halt nicht „gerecht“ ist.

Also muss man nicht über geringe oder gar zu geringe Löhne jammern, sondern darüber, dass überhaupt Menschen gezwungen sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, um ihren Lebensunterhalt zu „verdienen“. Und daran ändert auch kein bedingungsloses Grundeinkommen etwas. Das ebnet nur den Weg zum allgemeinen Niedriglohn, eben auf dem Niveau des Grundeinkommens. Produktionsmittel müssen denen gehören, die sie benutzen. Die Menschen müssen selbst entscheiden können, was warum und wie viel produziert wird. Und es braucht keinen Markt, um das Zeug zu verteilen, sondern es wird einfach verteilt. Klar, dass jeder etwas dafür tun muss. Denn man braucht keinen Bundesfreiwilligendienst, um sich gebraucht zu fühlen, es wird tatsächlich jeder gebraucht. Und zwar nicht für einen Hungerlohn oder gar auf „freiwilliger“ Basis, sondern weil tatsächlich jeder etwas beitragen kann.



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