Quelle: www.wkz.de
Meine heutige Morgennotiz
Ihr Lieben,
zunächst einmal möchte ich mich heute Morgen ganz herzlich bei Euch entschuldigen, denn ich hatte Euch ja eigentlich versprochen, heute ein Video mit einer Geschichte auf meinem Blog zu veröffentlichen.
Die Video-Kamera ist auch schon angeschafft, aber leider ist es mir noch nicht gelungen, das Gerät in Gange zu setzen.
Die Video-Geschichten, in denen ich dann ganz persönlich Geschichten erzähle, werden aber nachgeholt, darauf könnt Ihr Euch verlassen.
Ich möchte Euch heute Morgen die kleine Geschichte eines unbekannten Autors erzählen:
„Die Schale, die sich niemals füllen lässt“
Eines Tages, da bat ein kluger Ratgeber den König, dem er lange und treu gedient hatte, er möge ihm doch seine Schale mit Goldstücken füllen. Der König, der dem klugen Ratgeber diesen Wunsch gerne erfüllen wollte, musste aber zu seinem Entsetzen feststellen, dass die Schale immer leerer wurde, je mehr Gold er hineinfüllte. Nachdenklich sah der König den klugen Ratgeber an und sprach:
“Sage mir, oh weiser Mann, wie ist das möglich? Verrate mir das Geheimnis dieser verzauberten Schale. Wie konnte es geschehen, dass ich mit meinem unermesslichen Reichtum und all meiner Großzügigkeit die Schale nicht füllen kann?”
“Diese Schale, mein König”, so antwortete der Alte, “trägt das Geheimnis eines jeden Herzens in sich. Sie gleicht den Herzen der Menschen, die nie zufrieden sind.
Du kannst sie füllen, womit immer Du willst: mit Reichtum, Schönheit, mit Liebe, mit Wissen, mit Macht, mit Lebenslust und allem, was es gibt.
Doch Du wirst sie nie füllen können, weil sie nie erfüllt sein werden.
Der Mensch kennt dieses Geheimnis des Lebens nicht mehr, da er es vergessen hat. So strebt er ständig nach allen Dingen, die er vor sich sieht, gleich wie der Esel, dem eine Karotte an einer Stange vors Maul gebunden wurde. Und je mehr ein Mensch bekommt, desto mehr wünscht er sich. Die Schale seines Verlangens aber, kann sich niemals füllen.”
Ihr Lieben,
gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit kann man in Bremen und auch dort, wo Ihr wohnt, wieder ein ganz besonderes Schauspiel beobachten:
Menschen eilen in die Einkaufszentren, um die Wünsche ihrer Lieben, ihrer Kinder und Enkelkinder, ihrer Freunde und Verwandten zu befriedigen.
Sie geben sich dabei große Mühe, für jeden lieben Menschen, den sie beschenken wollen, das richtige Geschenk zu kaufen.
Diese äußeren Wünsche tragen aber oft seltsamerweise den Keim der Unzufriedenheit in sich: Kaum sind sie erfüllt, dann entbrennt schon die Sehnsucht nach dem nächsten Wunsch.
Das fängt schon bei unseren Kindern und Enkelkindern an, die das lang ersehntes Spielzeug oder Handy endlich geschenkt bekommen und oft schon nach wenigen Tagen die Lust daran verlieren, weil sie bei Freunden ein anderes, noch besseres Spielzeug oder Handy entdeckt haben, dass sie nun unbedingt haben wollen.
Wer nun aber kommt und die Meinung vertritt, die Menschen sollten keine Wünsche mehr haben, sie wollten „wunschlos“ glücklich sein und leben, der ist etwas lebensfremd.
Denn unsere Wünsche, unsere Sehnsüchte, unsere Bedürfnisse und Hoffnungen sind ein ganz, ganz wichtiger Motor unseres Lebens. Ohne sie würden wir einfach dahinsiechen und nach der Geburt nur noch den Tod erwarten.
Nein, unsere Wünsche, Sehnsüchte, Bedürfnisse und Hoffnungen sind ganz, ganz wichtig. Sie helfen uns dabei, aktiv zu werden, uns für ein Ziel, einen Traum einzusetzen, sie veranlassen uns, sparsam zu sein, um uns dann etwas leisten zu können, auf das wir uns schon lange gefreut haben. Unsere Wünsche, Sehnsüchte, Bedürfnisse und Hoffnungen sind also im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtig!
Ich habe zum Beispiel lange Zeit gespart, um mein Badezimmer sanieren zu können und es altersgerecht einrichten zu lassen und nun freue ich mich täglich daran.
Entscheidend aber ist etwas anderes:
Nicht Verzicht ist der richtige Weg, das führt nur zu Freudlosigkeit und auch unsere Kinder und Enkelkinder werden wir damit zu Weihnachten nicht überzeugen können.
Auch „wunschlos glücklich zu sein“ gelingt ganz wenigen Menschen.
Der richtige, der beste Weg, der Weg der goldenen Mitte, wie man sagt, ist der Weg, „erfüllt zu sein“. Wir haben als Kinder oft davon gesprochen, dass ein Wunsch zu Weihnachten „in Erfüllung“ gegangen ist und dann haben wir uns von ganzem Herzen gefreut. „In Erfüllung gehen“ bedeutet von unserer Sprache her, dass etwas voll ist, „erfüllt ist“.
Darin liegt das Geheimnis eines glücklichen Lebens, das ich Euch für die Advents- und Weihnachtszeit wünsche.
Die „Erfüllung“ liegt darin, dass ich, wenn ich etwas geschenkt bekommen habe, mich herzlich daran freue, meinen Blick auf das Jetzt und Hier richte, auf das Geschenk, das ich bekommen habe und auf den Schenker. Wenn ich so meinen Blick ausrichte, dann wird tiefe Zufriedenheit mein Herz erfüllen, dann werde ich „erfüllt sein“.
Wenn wir das nicht beachten, ergeht es uns wie dem Esel in unserer Geschichte, der immer der Karotte, die er niemals erreichen wird, hinterher hetzt und dabei all die wunderbaren Blumen am Wegesrand und das herrliche Futter auf den Weiden übersieht.
Ihr Lieben,
für die Adventszeit wünsche ich Euch die Offenheit einer Schale, damit Ihr mit tiefer innerer Zufriedenheit, tiefem Erfülltsein, tiefer innerer Ruhe und wunderbarer Freude und Liebe, mit Zuversicht und Hoffnung gefüllt werdet.
Ich grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen