Es gibt Erinnerungen, die beinah gegenständlich wirken und trotzdem vage sind. Sie sind gegenständlich in den Emotionen die sie hervorrufen, aber seltsam verblichen wenn es um Gesicht, Alter, Bewegung geht.. Eine Erinnerung ist R.ein Mann mittleren Alters. Ich sah zu ihm auf. Vielleicht war er einer der wenigen wirklich guten Pädagogen die mir als Kind begegnet sind. Geschichte bekam in seinen Erzählungen Farbe und Lesen war ein Abenteuer.
Ich bin R. in Google wiederbegegnet-nach 35 Jahren. Ich habe lange auf das Bild gesehen, das Bild eines älteren Mannes mit lebendigen Augen und es versucht mit dem Bild des damals Mittdreißiger in Übereinstimmung zu bringen. Es gelang nicht, weil die Erinnerung an R. eher im Stimmklang lag. Vielleicht verblassen Gesichter auch schneller als Worte, in der Schattenwelt der Erinnerung.
Geblieben sind seine beschwörenden Worte-zu lernen-um zu verstehen, nicht aufzugeben, dranzubleiben. Interessiert lese ich in einem Bericht über seinen Weg vom Arbeiter zum studierten Naturwissenschaftler. Das er Bürgermeister war-für kurze Zeit-ein Wendebürgermeister.Nach der Wende noch mal von vorn anfangen musste, sein Wissen noch immer weiter vermittelt und in in der verbleibenden Zeit mit der Gattin segelt oder mit dem Hausboot die Welt erkundet. Wie muss man leben , um so lebendig und neugierig zu bleiben?