„Es geht um Fett und Alkohol!“ (Kochkurs und Weinabend mit Nelson Müller)

Von Rheintopf @rheintopf

Für Nelson Müller ist es das Erste Mal: Einen Trupp Foodblogger hatte der Sternekoch in seiner Essener Kochschule Food & Flavour bislang noch nicht zu Gast. Berührungsängste zeigt der mediengewandte TV-Koch jedoch keine, auch wenn er wohl nicht damit gerechnet hat, dass neben dem Kochlöffel die Kamera unser wichtigstes Utensil ist. „Jetzt muss das Essen auf den Tisch – fotografieren könnt ihr später!“ ermahnt er uns, als es ans Anrichten der Vorspeise geht. Und Recht hat er, denn schließlich sind wir hier, um Speisen auf Sterne-Niveau zu genießen! Was nützen die  schönsten Fotos, wenn die Garnele kalt und das Grapefruit-Eis geschmolzen ist, bevor wir endlich zum Besteck greifen…

Wie alles begann: Gemeinsam mit 14 anderen Bloggern bin ich der Einladung des südafrikanischen Weinguts Nederburg gefolgt. Auf dem Programm steht ein Kochkurs mit Weinverkostung. Oder, wie Nelson Müller es flapsig formuliert: „Im Prinzip geht es heute Abend um Alkohol und Fett!“

Ein bisschen komplizierter wird es dann aber natürlich doch. Nachdem wir unter fachkundiger Anleitung die ersten Weine verkostet und ihre Aromen errochen und erschmeckt haben, erklärt uns Nelson, welche Gerichte er passend zu den Weinen entwickelt hat und heute Abend mit uns kochen wird. Zum Sauvignon Blanc etwa, aus dem wir Stachelbeeren und Zitrusfrüchte herausgeschmeckt, haben, gibt es afrikanische Garnele und Perlhuhn mit Curry-Couscous und Grapefruit. Das Prinzip ist, dass sich die Aromen der Weine und der Speisen ergänzen. Und wie sie das tun! Von der Vorspeise in Kombination mit dem Sauvignon Blanc bin ich hin und weg!

Sehr gelungen ist auch das Hauptgericht: Rehmedaillons mit Waffeln und heißen Kirschen an Rahmkohlrabi mit Schokoladensauce nennt Nelson seine Kreation. „Häh?“, denke ich. Das ist jetzt aber mal eine abgefahrene Kombination! Ganz so wild wie es zunächst klingt, ist die Zusammenstellung dann aber doch nicht: Die Waffeln entpuppen sich als herzhafte Kartoffelcrêpes und die in Rotwein gegarten Pfefferkirschen ergänzen – zusammen mit der nicht wirklich süßen Schokoladensauce – das Reh ganz hervorragend! Fast wäre das Reh übrigens ein Springbock geworden, aber den hatte Nelson heute nicht bekommen.

Zum Reh werden zwei verschiedene Rotweine und später noch ein dritter serviert: Zunächst ein 2015er Shiraz aus „Foundation“ Range. Das ist die Nederburg-Serie, die man aus dem Lebensmitteleinzelhandel kennt. Unkomplizierte Trinkweine für jeden Anlass. Auch der Sauvignon Blanc, den wir zur Vorspeise hatten, entstammt dieser Serie. Wesentlich spannender finde ich den zweiten Rotwein, einen 2014er Pinotage aus der Range „The Winemasters“, die es überwiegend im Fachhandel zu kaufen gibt. Mit seinen intensiven Aromen von Pflaumen, Kirschen und dunkler Schokolade sowie einer leichten Rauchnoten rundet er den Geschmack des Hauptgerichts wunderbar ab. Mein persönliches Highlight zum Reh ist jedoch die zuletzt servierte Cuvée im Bordeaux-Stil aus Cabernet Sauvignon und Merlot, ebenfalls aus der Winemasters-Serie, den Jahrgang habe ich leider nicht mit bekommen. Sehr rund, mit reifen Fruchtaromen, leichten Würznoten und zurückhaltenden Tanninen.

Krönender Abschluss – auch optisch – ist das Dessert, eine Variation der Edelschokokalde Grand Cru Virunga aus dem Virunga-Nationalpark im Kongo mit gegrillter Banane und Kokoseis. Angerichtet auf einem Saucen-Spiegel in Form des afrikanischen Kontinents. Hier haben wir wirklich Afrika auf dem Teller! Dass ich die Schablone für den Saucenspiegel ausgeschnitten habe, möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen…

Der Wein zum Dessert ist eine edelsüße Spätlese aus der Rebsorte Sémillon. Ein wirklich feiner Tropfen, den Nederburg leider nur in sehr limitierter Auflage produziert und der im freien Handel nicht erhältlich ist. Der goldgelbe Semillon Noble Late Harvest 2001 duftet nach Honig und Pfirsich. Eine feine Säure sorgt dafür, dass der Wein im Mund nicht zu „likörig“ erscheint. Ein würdiger Abschluss eines wunderbaren Genuss-Abends!

Falls ihr euch jetzt fragt, wie wir es geschafft haben, neben all dem Quatschen, Verkosten und Fotografieren auch noch derart komplexe Köstlichkeiten auf die Teller zu zaubern: Haben wir nicht. Oder besser gesagt, wir haben es nicht alleine geschafft, sondern hatten jede Menge Unterstützung von Nelson sondern seiner Küchencrew. Und die eine oder andere Zutat – wie etwa das Eis – war natürlich auch schon vorbereitet. Dennoch konnten wir viel lernen – zum Beispiel wie man einen Rehrücken zerteilt und das Filet herausschneidet. Und dass es Momente in der Küche gibt, in denen man die Kamera einfach mal beiseite legen sollte, um sich ganz auf den Genuss zu konzentrieren!

Alles Liebe aus der schönsten Stadt am Rhein
Maren

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