Vor ein paar Tagen habe ich mich mit der Maus mal wieder ins Freibad getraut, immer im Stillen hoffend, dass dieser Besuch der Letzte für diesen Sommer sei. Im Grunde war zu Anfang auch alles okay. Es war nicht zu voll, nicht zu warm, nicht zu laut. Mann und Mäuschen haben wir kurzerhand zu Hause gelassen, um das Stresspotential zu minimieren und so konnte ich einfach das tun, was ich dort immer tue:
besonnenbrillt und mit der Aufmerksamkeit eines Erdmännchenweibchens auf einer Bank am Rand des Kinderbereichs sitzen und mit Tunnelblick die Maus im Auge behalten. Es war allerdings nicht so ein Kindereintopf im Becken wie sonst, so dass Zeit blieb, mir auch die fremde Brut etwas zu betrachten. Wie immer gab es die Spielsachenmopser, die übertriebenen Wasserpistolisten, die niedlichen aufgerüschten Badenixen, die schüchternen Sitzerchen und die sehr lauten Planschegeister. Zu laut. Maus gehört dazu.
Doch an diesem Tag stach ein Kind besonders aus dem Tumult heraus: Ein etwa 9jähriger Junge, offentsichtlich mit Down Syndrom, spielte im Babybecken mit einem Eimer. Soweit die Fakten, die die meisten Eltern registrierten. Dann die Fakten, die die meisten Eltern als nächstes präsentiert bekamen: Der Junge rastete plötzlich komplett aus und fing an, die kleinen und nicht mehr ganz so kleinen Jungs um ihn herum wirklich ziemlich brutal zu schlagen - bis sein (auch noch) dunkelhäutiger Vater entsetzt ins Becken rannte und ihn von den anderen trennte. "Wie kann man mit so einem Kind nur in ein Schwimmbad gehen?". "Die sind doch alle so brutal, ganz schlimm". "Warum war der Vater nicht direkt bei ihm, war ja klar, dass das nicht gut geht!" - solche und noch uncharmantere Sätze brummelten die Mütter um mich herum ihren Erdmännchenweibchennachbarinnen zu.
Und ich hätte gerne gekotzt. Entschuldigt meine Ausdrucksweise, aber das ist etwas, was mich einfach unfassbar krankärgert. Denn das, was zwischen Fakt 1 und Fakt 2 passiert ist, ist scheinbar niemandem außer mir aufgefallen: Die kleinen und nicht mehr ganz so kleinen Jungs, auf die der Down-Junge losgegangen war, hatten ihn die ganze Zeit geärgert, mit Wasser bespritzt und beschossen und ihm Dinge zugerufen, die ich nicht verstehen konnte. Und er ließ sich diese Behandlung auch wirklich eine Weile gefallen, doch dann wurde es ihm einfach zu viel, er fühlte sich sichtlich bedrängt und sah rot. Was ich komplett verstehen kann. Und dann war er den Kindern körperlich überlegen, eben weil er ein paar Jahre älter als sie zu sein schien.
Leider war der Papa mit seinem Sohn weggestürmt, bevor ich die Sachlage aufklären konnte, was ich wirklich gerne getan hätte - und noch jetzt ärgere ich mich, dass ich nicht einfach eingegriffen und die Jungs zum Aufhören ermahnt habe, aber sich in solche Dinge einzumischen wird einfach nicht gerne gesehen am Muddipasstnuraufihrblagaufbecken. Und ich frag mich nun nicht, wie man mit so einem Kind nur in ein Schwimmbad gehen kann oder denke, dass "die" doch alle so brutal sind oder warum sein Papa nicht direkt bei ihm war, weil er sich doch hätte denken können, dass das nicht gut geht - ich frage mich völlig sprachlos, wo denn die Eltern der Jungs waren, die in aller Seelenruhe einen Jungen piesacken und ärgern konnten, ohne dass ihnen Mutter oder Vater klarmachen, dass sowas einfach aller unterste Schublade ist?
So läuft es so oft. Und hier versagt die Erziehung total. Und genau aus solchen Gründen wird es nie ein richtiges und respektvolles Miteinander geben können. DAS gehört für mich eben zu einer guten Erziehung dazu. Hier hat ganz klar die Gesellschaft versagt. Nicht der Papa des Jungen, der einfach nur einen schönen, vielleicht letzten Hochsommertag für dieses Jahr haben wollte. Kinder wissen es vielleicht noch nicht besser, aber die Reaktionen der Frauen um mich herum zeigen leider deutlich, welcher Art die Aufklärung sein wird, die sie ihren Kindern zukommen lassen werden.
Leute, denkt doch einfach mal nach, bevor ihr so, entschuldigt, bescheuert seid und die schlimmsten Vorurteile, die es gibt, auch noch an eure Kinder weiterreicht. Danke.
besonnenbrillt und mit der Aufmerksamkeit eines Erdmännchenweibchens auf einer Bank am Rand des Kinderbereichs sitzen und mit Tunnelblick die Maus im Auge behalten. Es war allerdings nicht so ein Kindereintopf im Becken wie sonst, so dass Zeit blieb, mir auch die fremde Brut etwas zu betrachten. Wie immer gab es die Spielsachenmopser, die übertriebenen Wasserpistolisten, die niedlichen aufgerüschten Badenixen, die schüchternen Sitzerchen und die sehr lauten Planschegeister. Zu laut. Maus gehört dazu.
Doch an diesem Tag stach ein Kind besonders aus dem Tumult heraus: Ein etwa 9jähriger Junge, offentsichtlich mit Down Syndrom, spielte im Babybecken mit einem Eimer. Soweit die Fakten, die die meisten Eltern registrierten. Dann die Fakten, die die meisten Eltern als nächstes präsentiert bekamen: Der Junge rastete plötzlich komplett aus und fing an, die kleinen und nicht mehr ganz so kleinen Jungs um ihn herum wirklich ziemlich brutal zu schlagen - bis sein (auch noch) dunkelhäutiger Vater entsetzt ins Becken rannte und ihn von den anderen trennte. "Wie kann man mit so einem Kind nur in ein Schwimmbad gehen?". "Die sind doch alle so brutal, ganz schlimm". "Warum war der Vater nicht direkt bei ihm, war ja klar, dass das nicht gut geht!" - solche und noch uncharmantere Sätze brummelten die Mütter um mich herum ihren Erdmännchenweibchennachbarinnen zu.
Und ich hätte gerne gekotzt. Entschuldigt meine Ausdrucksweise, aber das ist etwas, was mich einfach unfassbar krankärgert. Denn das, was zwischen Fakt 1 und Fakt 2 passiert ist, ist scheinbar niemandem außer mir aufgefallen: Die kleinen und nicht mehr ganz so kleinen Jungs, auf die der Down-Junge losgegangen war, hatten ihn die ganze Zeit geärgert, mit Wasser bespritzt und beschossen und ihm Dinge zugerufen, die ich nicht verstehen konnte. Und er ließ sich diese Behandlung auch wirklich eine Weile gefallen, doch dann wurde es ihm einfach zu viel, er fühlte sich sichtlich bedrängt und sah rot. Was ich komplett verstehen kann. Und dann war er den Kindern körperlich überlegen, eben weil er ein paar Jahre älter als sie zu sein schien.
Leider war der Papa mit seinem Sohn weggestürmt, bevor ich die Sachlage aufklären konnte, was ich wirklich gerne getan hätte - und noch jetzt ärgere ich mich, dass ich nicht einfach eingegriffen und die Jungs zum Aufhören ermahnt habe, aber sich in solche Dinge einzumischen wird einfach nicht gerne gesehen am Muddipasstnuraufihrblagaufbecken. Und ich frag mich nun nicht, wie man mit so einem Kind nur in ein Schwimmbad gehen kann oder denke, dass "die" doch alle so brutal sind oder warum sein Papa nicht direkt bei ihm war, weil er sich doch hätte denken können, dass das nicht gut geht - ich frage mich völlig sprachlos, wo denn die Eltern der Jungs waren, die in aller Seelenruhe einen Jungen piesacken und ärgern konnten, ohne dass ihnen Mutter oder Vater klarmachen, dass sowas einfach aller unterste Schublade ist?
So läuft es so oft. Und hier versagt die Erziehung total. Und genau aus solchen Gründen wird es nie ein richtiges und respektvolles Miteinander geben können. DAS gehört für mich eben zu einer guten Erziehung dazu. Hier hat ganz klar die Gesellschaft versagt. Nicht der Papa des Jungen, der einfach nur einen schönen, vielleicht letzten Hochsommertag für dieses Jahr haben wollte. Kinder wissen es vielleicht noch nicht besser, aber die Reaktionen der Frauen um mich herum zeigen leider deutlich, welcher Art die Aufklärung sein wird, die sie ihren Kindern zukommen lassen werden.
Leute, denkt doch einfach mal nach, bevor ihr so, entschuldigt, bescheuert seid und die schlimmsten Vorurteile, die es gibt, auch noch an eure Kinder weiterreicht. Danke.