Schorlaus Kommissar wohnt über der Weinstube "Basta", Mörikes Hutzelmännle ziert die Fassade des Fruchtkastens, an Schiller erinnert ein Denkmal auf dem Schillerplatz und auch Goethe war hin und wieder in der Stadt zu Gast: Stuttgart ist voller Erinnerungen an Dichter und Schriftsteller und auch an Romane, in denen das Städtle zwischen Wald und Reben mal mehr, mal weniger schmeichelhaft davon kommt.
Beim Projekt "Erzählte Stadt - eine literarische Spurensuche in Stuttgart" verwandelt sich die ganze Stadt in einen mobilen literarischen Salon: im Rahmen des Evangelischen Kirchentages lassen Stuttgarterinnen und Stuttgarter aus Kultur, Politik und Gesellschaft an verschiedenen Stationen den literarischen Reichtum vor Ort aufleben.
Nicht nur das Hegelhaus zeugt davon, dass sich hier trotz lästernder Zungen zahlreiche Geistesgrößen und Bohème wohl fühl(t)en. Auch viele weitere Geburtshäuser von Poeten und Autoren oder Schauplätzen literarischer Werke sind ideale Orte für erzählte Biografien oder persönliche Erlebnisse, die mit dem jeweiligen Schriftsteller verbunden werden.
An Station 5 widmet sich die Esslinger Dichterin und G:Autorin mit eigenen Erinnerungen sowie Texten und Gedichten ihrem ehemaligen Weggefährten Helmut Heißenbüttel (6. Juni, 14-16 Uhr. Neues Schloss neben Freitreppe des Seitentraktes). In seinem Gedicht "Spaziergang in Stuttgart" schwärmt der Moderator des legendären "Radio-Essays" des ehemaligen Süddeutschen Rundfunks geradezu von seiner beruflichen Wahlheimat Stuttgart.
Anna Breitenbach lernte den Georg-Büchner-Preisträger während eines Praktikums in der Kulturredaktion kennen und schätzen. Gemeinsam tauschten sie literarische Gedanken und Texte und seine Art zu schreiben habe sie doch merklich geprägt, sagt Anna Breitenbach in einem Interview (siehe Blogpost vom 30.8.2014).
Ergänzt wird das Projekt von Irene Ferchls Buch "Erzählte Stadt" - für alle, die keine Zeit haben den literarischen Salon vor Ort zu besuchen, die einige Infos nachlesen oder sich später nochmal an die literarische Spurensuche erinnern wollen (erschienen im Silberburg-Verlag).
Heißenbüttel 12
Heißenbüttel kommt, ins Büro. Heißenbüttel sieht man schon von weitem. Draußen, durchs Fenster. Im Regen, näherkommen. Eine riesige Gestalt. Und gelb. Weil Heißenbüttel seine gelbe Jacke anhat. Sehr gelb. Mehr gelb geht nicht, da draußen. Und den dazu passenden Südwester, gelb. Und unter dem Kinn zugebunden, wie es sich gehört, auf hoher See. Heißenbüttel liebt Farben. Und gern auch mal alle auf einmal. Sieht man, an ihm.
Aus: Heißenbüttel 1 – 14, ein Porträt in Strophen, die Nr. 12 von Anna Breitenbach
Erzählte Stadt. Eine literarische Spurensuch in fünf Routen
6. Juni 2015
14-16 + 16-18 Uhr
Ausgangspunkte und Informationen:
Tour 1 Schriftstellerhaus, Kanalstraße 4
Tour 2 Literaturhaus, Breitscheidstraße 4
Tour 3 Akademiebrunnen (hinter dem Neuen Schloss)
Tour 4 Rathaus, Erdgeschoss
Tour 5 Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Urbanstraße 25
20 – 22 Uhr Abschlussfest „Erzählte Stadt“
mit Poetry-Slam in der Stadtbibliothek
mit Nikita Gorbunov, Hanz, Harry Kienzler und Svenja Gräfen
Weitere Details zu Routenstationen und Zeiten gibt es auf
www.literaturhaus-stuttgart.de und
www.kirchentag.de/erzaehltestadt