... liebe Stephanie Linnhe.
Sehe ich das richtig? Stephanie hat eine Kamera dabei? Sie grinst frech und nun bin ich diejenige, die ein wenig nervös wird. Eine Kamera in meiner Küche … mhm, was da wohl herauskommt?
Nein, Kaffee möchte sie nicht, ich hingegen könnte jetzt eine Tasse gebrauchen. Steffi wirklich nicht? Nein, lieber Whisky - sie ist ja Schottlandfan. Okay, Schottland lässt mein Herz auch höher schlagen, dennoch … da bin ich ehrlich … ein Glas Whisky und ich trällere „Rosamunde" und das Interview wäre gelaufen.
Ich bin aber eine gute Gastgeberin und köpfe kurzerhand den dreißig Jahre alten Whisky, den uns irgendein Onkel mal vermacht hat. Ist gut gegen Fußpilz, Flöhe und vorlaute Nachbarn - hatte er mal gesagt. Habe zwar nie begriffen, was die Nachbarn mit unserem Whisky am Hut haben, aber egal. Wir kippen uns jetzt einen hinter die Binde, auf dass unser Interview in wildes Gekicher ausartet.
Meine Kekse schmecken ihr, was mich sehr freut. Mein Hund wartet schon lauernd an der Küchentür, in Erwartung, dass die Krümelparty wie bei der lieben Sandra Florean zu seinen Gunsten ausfällt. Aber Stephanie krümelt nicht. Nun ja, sein Blick ist enttäuscht und ich nehme mir fest vor, beim nächsten Gast einen Kuchen zu backen oder eine Torte, um seiner Fressgier einen Riegel vorzuschieben. Und was kramt sie jetzt aus der Tasche?
Ich räuspere mich: wie war das noch? Sich klonen lassen und Zeitreise machen? Möglich, dass sie schon weiß, wie unser Interview enden wird? :-)
Ihr könnt euch sicher denken, dass auch dies wieder nur eine kleine, erfundene Einleitung meinerseits ist. Ich freue mich sehr, die liebe Stephanie Linnhe bei mir zu Gast zu haben. Also, meine Liebe, wir sind ganz Ohr. ;-)
Dein aktuelles Buch:
„Aktuell“ ist relativ – ich stecke quasi gerade zwischen zwei Veröffentlichungen.
;-)
Zuletzt ist im vergangenen Herbst mein Urban Fantasy-Roman „Herz aus Grün und Silber“ erschienen. Darin geht es für Naya Green, Studentin im ersten Semester, von Sydney in die „australische
Einöde“, zumindest empfindet sie das so. Wer sich für alte Sagengestalten in einem modernen Gewand interessiert, sollte mal hineinlesen. Eine Leseprobe gibt es auf meiner Webseite (siehe unten).
Im Juli kommt „Jagd der Schatten“, der zweite Teil meiner Absecon-Trilogie. Hier werden sich besonders Vampirfans freuen, die nichts gegen etwas Action haben, denn 2026 n.Chr. ist in Schottland nicht alles so friedlich wie heute …
Genre/Zielgruppe:
Absecon ist ein Actionthriller und sollte nur bei Erwachsenen im Regal oder auf dem Reader liegen. Das Herz richtet sich an Erwachsene sowie die jugendliche Zielgruppe.
Eine kurze Inhaltsangabe:
Herz aus Grün und Silber
Das Leben der australischen Studentin Naya Green gleicht einem Albtraum, in dem Schlangen eine Rolle zu spielen scheinen. Doch auch der attraktive Chase ist in Dinge verwickelt, die ihr
gefährlich werden können. Naya muss erkennen, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als sie jemals geahnt hat. Und dass manche Kriege zu alt sind, um zwischen den Fronten zu bestehen.
Absecon 2
Die Situation in Großbritannien ist brenzlig: Die aktuellen Gesetze richten sich gegen Vampire – und diese reagieren. Es kommt zu Aufständen in den Straßen Schottlands. Madison Turner wird im
Zuge der Ausschreitungen niedergeschlagen und wacht zusammen mit ihrem Vampirfreund Nicolae auf einer einsamen Insel auf. Eine Jagd auf Leben und Tod beginnt.
Woher holst Du Deine Ideen? Inspiriert Dich etwas ganz besonders?
Die meisten Ideen kommen, wenn ich etwas automatisch mache, so wie duschen oder Radfahren. Manchmal allerdings auch im Gespräch mit anderen, durch einen Satz oder auch nur ein Wort, das ich
aufschnappe.
Zudem gibt es eine Freundin, mit der ich besonders gut Ideen spinnen kann – das geht oft wie ein Pingpongball hin und her: Wir übertreiben absichtlich und spinnen die wildesten Plots, für die uns
jeder Weißkittel mit Freuden einliefern würde, aber wenn man den Wahnsinn da herausfiltert, kommt manchmal etwas Brauchbares zustande.
Haben persönliche Erlebnisse Einfluss auf Deine Romane?
In geringe(re)m Maße als Ideengeber auf jeden Fall. Ich nutze kleinere Eindrücke oder Erlebnisse in einzelnen Szenen, beschreibe Orte, an denen ich gelebt habe oder klaue Freunden auch mal Namen oder Charakterzüge. Manchmal bildet – wie bei der Inc.-Reihe – ein eigenes Erlebnis die Grundlage für einen Plot oder ein Setting. Oder ich verpasse einer Figur eine meiner Eigenarten, eine Vorliebe oder eine Phobie. Nala aus der Inc.-Reihe hat beispielsweise ihre Käferphobie von mir geschenkt bekommen. Zu Autobiographisches nutze ich jedoch nicht, gerade wenn es sich um Problemthemen handelt, das wäre mir zu persönlich, um es der Welt zwischen zwei Buchdeckeln zu präsentieren.
Was war Dein größtes Projekt?
Kommt darauf an, wie du Größe definieren möchtest. Ich war vor Jahren Mitglied eines Fantasy-Online-Schreibrollenspiels und habe die Handlung und Figuren, die sich dort entwickelt haben, in einer Geschichte weitergesponnen. Die dürfte umgerechnet ca. 1500 Buchseiten lang sein. J
In der fünften Klasse habe ich mit einer Schulfreundin eine Serie weitergeschrieben, die wir toll fanden, auf karierten DinA5-Seiten. Für uns war das damals ein Riesenprojekt, und ich habe die
Seiten noch irgendwo. Ha, *Name ausgeblendet*, wenn du das liest: JA, ich hab sie noch!! Und es ist eindeutig und nachweisbar deine Handschrift! Komm und bestich mich mit Schokolade, damit ich es
weiterhin unter Verschluss halte!
Hast du ein Lieblingsbuch von Dir selbst? Wenn ja, welches und warum?
Ich halte es mit der Klischeevorstellung: Ich hab sie alle gleich gern! Aber so ist es wirklich. Meine Bücher sind recht unterschiedlich: Die Inc.-Reihe ist humorvoll und arbeitet mit Ironie, die Absecon-Trilogie ist eine Actionreihe (die neulich eine Leserin passend an Underworld und eine andere an Blade erinnerte, was mich sehr gefreut hat. So war es gedacht!) und das Herz aus Grün und Silber ist ein Urban Fantasy-Roman mit Mythologieeinfluss. Ich bevorzuge da keine Richtung. Aber mein Lieblingscover kann ich dir verraten: das von Absecon 2! Die Frau darauf sieht genau so aus, wie ich mir Madison Turner immer vorgestellt habe.
Was machst Du gegen Schreibblockaden?
Ich trete meinen disziplinierten Hintern an den Laptop. Nein ernsthaft, ich schreibe hauptberuflich für Computerspiele, da muss man regelmäßig Text produzieren, um viele, viele Deadlines zu
halten. Ich bin da so drauf trainiert, dass ich Blockaden nicht kenne.
Buchideen sind genug da, aber manchmal habe ich schlicht und einfach keine Lust, abends oder am Wochenende zu schreiben. Dann akzeptiere ich das und mache etwas anderes.
Wenn ich eine Schreibblockade hätte … nun, dann hätte ich sie eben. Dann bliebe viel Zeit für all die anderen Dinge, zu denen man sonst nicht kommt. Es würde in meinen Augen nichts bringen, da
zwanghaft gegen anzukämpfen.
In Absecon 1+2 schreibst Du über eine Zukunft, wo Vampire an die Öffentlichkeit getreten sind. In „Nicht menschlich Inc.“ und „Vor allem verhängnisvoll Inc.“ über eine Parallelwelt. Das „Herz aus Grün und Silber“ spielt in Australien. Was lag Dir besser? Die „Vampirwelt“? Oder eine Fantasiewelt, die Du selbst erschaffen konntest? Oder gar die Realität?
Auch hier wieder: alles :D
Die Fantasywelt der Inc.-Reihe ist nach und nach gewachsen, da die Ausgangsidee auf einer Firma basiert. Dort gab es einige skurrile Vorkommnisse (wie immer, wenn viele Menschen in einem Büro
zusammenhocken), und ich habe mir überlegt, was passieren würde, wenn man das Ganze überspitzt.
Und schon war ‚Adamant Bunch Marketing‘ geboren, die Firma, in der Nala im Paralleluniversum landet, sowie der Prokurist, der ihr dort das Leben schwer macht. Erst dann habe ich mir überlegt, wie diese andere Welt eigentlich aussieht und welche Rassen es dort gibt. Ich wollte von vornherein die ‚gängigen‘ Jungs & Mädels wie Vampire und Werwölfe da raushalten.
Mit jedem neuen Band (Teil 3 ist für 2016 geplant) wächst diese Welt ein Stück weiter. Und trotzdem denke ich manchmal, dass selbst die Inc.-Welt die Absonderlichkeit des Büroalltags nicht überbieten kann. Oder der Kollege, mit dem ich mir den Raum teile, ist einfach nur vollkommen irre.
Die nahe Zukunft in Absecon hat dagegen mehr „hard research“ benötigt, da ich mit Überwachung und hin und wieder eingestreuten gadgets arbeiten wollte, die heute schon existieren oder bald möglich sein könnten. Hier war es wichtiger, abzugleichen und sich zu versichern, dass alles stimmt, aber ich recherchiere sehr gern, daher war das völlig okay. Beispielsweise besitzt die Protagonistin Madison eine künstliche Herzklappe, daher musste ich mich mit Herzklappeninsuffizienz und der Zusammensetzung möglicher Medikation auseinandersetzen, um ein neues Medikament auf der Basis existierender Wirkstoffe zu erfinden, das in der Reihe eine Rolle spielt. Ein befreundeter Arzt hat sich dazu ebenfalls Gedanken gemacht – so etwas ist nicht nur interessant, sondern macht auch Spaß. Im Endeffekt war die Vorbereitung für Absecon sicherlich umfangreicher, aber genauso spannend.
Für das Herz bin ich gedanklich nochmal nach Australien gereist, da half Google Maps meinen Erinnerungen – das ging am schnellsten von allen. :-)
Könntest Du Dir vorstellen, etwas anderes zu machen, außer Bücher zu schreiben? Wenn ja, was?
Ich schreibe Bücher ja in meiner Freizeit und mache daher ja schon ‚so halb‘ etwas anderes ;) Aber ja, ich könnte mir viele Dinge vorstellen und finde es manchmal auch schade, dass mir keine Zeit
bleibt, um sie alle durchziehen zu können. Das kann alles sein, von kleineren Projekten bis hin zu einer völligen Richtungsänderung.
Ich habe eine Weile im Bereich Dokumentationsfilm gearbeitet (und mich sogar für eine Szene ausgezogen! Nun gut, ich saß in einem Moorbad), das mochte ich sehr. Da ich auch sonst Filme &
Serien sehr mag, wäre dieser Bereich definitiv eine Alternative.
Ansonsten wollte ich immer sehr gern in die Forschungsrichtung gehen. Virologie oder Meeresbiologie stand früher auf meiner Studienwunschliste, aber dann ist es doch etwas
Geisteswissenschaftliches geworden.
„Steffis persönlicher Alternativtraumjob“ wäre allerdings eine Mischung aus Pinguinzähler, Lakritzprüfer und Cottagebesetzer in Schottland.
Wie gehst Du mit Kritik um?
Erst einmal kann ich sie nur ernst nehmen, wenn sie begründet ist. Zwei „Hat mir nicht gefallen, war total doof“-Sätze lese ich vielleicht, vergesse sie aber sofort wieder, da sie alles sind, nur
keine fundierte Kritik. Ist diese gegeben, juble ich natürlich nicht darüber, aber ich schaue auf die Begründungen, denke darüber nach und überlege, ob ich sie für mich umsetzen will und wenn ja,
wie.
Manchmal ist das durchaus der Fall – bei anderen Gelegenheiten bleibe ich bei meiner Meinung. So gab es beispielsweise von mancher Seite aus Kritik daran, dass Absecon 1 zu actionhaltig sei. Das
ist durchaus in Ordnung und ich verstehe vollkommen, was die Leser meinten. Aber ich wollte es so haben.
J
Ich weiß, du wolltest nun etwas von schwarzen Messen oder einem Trupp hören, den ich regelmäßig bezahle und der meine Kritiker in der Dunkelheit aufsucht, aber … nein.
Hier noch ein paar persönliche Sachen, denn wir sind sehr neugierig. J
Dir stehen drei Dinge zur Verfügung, die Du auf eine einsame Insel mitnehmen könntest. Was wählst Du?
A: Eine intakte Schreibmaschine und ganz viel Papier, um Dein nächstes Werk zu schreiben.
B: Ein gutes Buch
C: Einem Traummann
Ha, den Traummann natürlich – mein Traummann kann nämlich auf besagter Insel aus Stöcken, Sand und Steinen nicht nur eine, sondern gleich zwei Schreibmaschinen bauen und Papier aus Pflanzenfasern herstellen. Dann schreiben wir beide Bücher, wenn wir nichts anderes vorhaben, und lesen uns gegenseitig vor.
Wenn Du die Chance hättest, in die Zeit zurückzureisen, würdest Du es tun, um etwas in deinem Leben zu ändern?
Nur bei Kleinigkeiten. Können wir uns darauf einigen, dass ich gern die Fähigkeit hätte, durch die Zeit zu reisen?
Hast Du – außer Schreiben - noch eine andere Leidenschaft?
Den Filmbereich.
Was magst Du an anderen Menschen überhaupt nicht?
Unehrlichkeit, Intoleranz, dauerhaften Egoismus, zu großen Narzissmus und jene Art von Hochmut, der sie veranlasst, andere von oben herab zu behandeln.
Was bewunderst Du an anderen Menschen?
Die Fähigkeit, in allem einen Sinn zu sehen. Wagnisse einzugehen, die nicht ihnen, sondern anderen zu etwas Schönem verhelfen. Ehrenhaftigkeit (das klingt altmodisch, aber ich finde, dass wir gerade in der heutigen Zeit sämtliche Voraussetzungen dafür haben. Nur leider machen das längst nicht alle).
Hast Du ein Lebensmotto?
Nicht wirklich ein einziges durchgehendes Motto, aber für mich funktioniert Kants kategorischer Imperativ ganz gut.
Wenn Du einen Wunsch frei hättest, was würdest Du Dir wünschen?
Du meinst einzig für mich allein? Hm. Ich möchte mich klonen können, aber nur unter der Voraussetzung, dass ich die Erlebnisse und Erfahrungen aller Klone in mir bündeln kann. Das würde nämlich alle anderen Wünsche erfüllen, die ich hätte, da auch auf diese Weise unwahrscheinlich viel erleben und bewirken könnte.
Ach ja, und die Zeitreisesache nicht zu vergessen.
Zum Abschluss verrate uns, wo Du noch zu finden bist:
Webseite: www.stephanielinnhe.com
Facebook: https://www.facebook.com/stephanie.linnhe
Twitter: https://twitter.com/stephanielinnhe
Ich bedanke mich recht herzlich für Deine Geduld und Deine Antworten, meine liebe Stephanie. Wir haben zwar keinen Whisky mehr, aber schön wars – hicks. ;-) Stephanies Absecon-Reihe möchte ich euch ans Herz legen. Also, mich hat sie neugierig gemacht.
Wenn ihr wissen wollt, wer das nächste Mal in meiner Küche sitzt … Die Auflösung gibt´s zum Ende der Woche auf meiner Facebook Seite. Lasst euch überraschen.
Gehabt euch wohl. :-)
Eure Lina