Erwin Strittmatter – "Vor der Verwandlung"

Von Nicsbloghaus @_nbh

Das ist das letzte Buch Erwin Strittmatters, das er noch selbst – wenigstens teilweise – beenden konnte.
Und es soll hier mein erstes sein, das ich beschreibe. Denn es ist mir das liebste.

Mit diesem Buch verbindet sich für mich auch eine sehr persönliche Geschichte: als es 1995 erschienen, bin ich – das Buch im Gepäck – nach Bohsdorf (Bossdom) gefahren. Im Laden lebte noch sein Bruder Heinrich an dessen Tür ich einfach klopfte. Und ich konnte mir das Haus ansehen; bevor es noch ein Museum war. Da stand der große Schrank der “amerikanischen Großmutter”, in der Backstube die Kacheln mit der Aufschrift:”wo Brodt kein Not”, das Loch in der Tür… alles war da wie ich es kannte…
Da Heinrich Strittmatter das Buch seines Bruders noch nicht kannte ließ ich meines dort.

Nach dem Abschluss des “Ladens III” wollte Strittmatter eigentlich nichts mehr schreiben; ein paar kurze Stücke vielleicht, aber keinen Roman mehr. Dann jedoch entschied er sich, dies Buch hier zu machen. Geschichten, die uns – nachdem der Laden uns mit der Landschaft seiner Kindheit und Jugend bekanntmachte – seine Wahlheimat nahebringen.

Die preußischen Brandenburger sind ebenso eigensinnige “Köpp” wie die Sorben der Lausitz. Die Verwandlung ist voller liebervollem Humor, spitzer Bemerkungen und – anders als die Laden-Triologie, die in keinem Wort die Jetzt-Zeit besingt – voller Anspielungen auf die Zeit nach dem Ende des “Ländchens” (Und jetzt weiss ich auch, woher ich diesen Begriff habe: ich habe ihn mir bei Erwin “ausgeborgt”.)

Wir begleiten Erwin Strittmatter durch die Jahre 1992 und 1993; die Fertigstellung des Ladens III, sein 80. Geburtstag. Und man hat das Gefühl, dabei gewesen zu sein.

Eva Strittmatter – die das Buch veröffentlichte – hat ein wunderbares Nachwort geschrieben:

Bald, nachdem wir uns kennengelernt hatten, überraschte er mich durch seine Überzeugung, daß das Leben mit dem Tode nicht aufhört. Schon damals glaubte er an Verwandlung (Ich werde sein, in welcher Form auch immer).

Und er ist noch immer: ich habe das Buch gelesen und dabei seine Stimme gehört; ich kenne seine Landschaft, denn es ist auch die, in der ich groß wurde.

Vielleicht ist sein letztes Buch nicht das, was ihn als Romancier am deutlichsten, am gereiftesten zeigt (das sind sicherlich die Laden-Bücher), aber er ist – nicht frei von Eitelkeiten – inzwischen weise geworden, denn er will es nicht mehr sein.

Nic