Erwachender Idealismus

Von Beautifulvenditti

Ganz klar, ich habe mal wieder zu viel Zeitung gelesen. Zu viel über Landgrabbing, Pestizide, Spekulation mit Lebensmitteln, desolate Zustände auf Gemüseplantagen in Südeuropa und Afrika, europaweiten Fleischhandel und dergleichen. Nun gut, die Sache mit dem Fleisch könnte mir ja egal sein, weil ich keines esse und für die Familie nur solches aus der Schweiz koche, aber die undurchsichtige Geschichte widert mich eben doch an.

Früher gelang es mir noch besser, solche Meldungen mit der Bemerkung “Ich tue mein Möglichstes, verantwortungsbewusst einzukaufen” beiseite zu schieben. Immer öfter aber bringe ich es nicht mehr fertig, mein Unbehagen zu verdrängen. Der Wunsch, von jedem Lebensmittel, das auf dem Teller landet, zu wissen, woher es kommt und wie es produziert wird, wächst mit jeder Meldung, die ich zu Gesicht bekomme. Ja, ich weiss, mein Wunsch ist extrem und er wird wohl nie in Erfüllung gehen.

Dennoch ertappe ich mich immer öfter beim Gedanken, man müsste das doch irgendwie auch selbst hinkriegen. Ich meine, so schwierig kann es doch nicht sein, Gemüse, Milch und Fleisch beim Bauern zu besorgen, ein paar eigene Sachen anzubauen und Vorräte für den Winter selber einzumachen. Erste Gehversuche habe ich bereits gemacht, aber reicht mir das? Was ist mit Kleidern, Schuhen und all den anderen Dingen, die eine Familie eben so braucht? Würde ich mich nicht umso mehr über unumgängliche Kompromisse ärgern, je mehr ich versuchte, nach meinem Gewissen zu handeln? Und hätte ich überhaupt den langen Atem, den es braucht, um das alles über Jahre durchzuziehen?

Ich weiss es nicht, aber vielleicht mache ich mir mal Gedanken darüber, wie wir aus unserem Umschwung etwas mehr Garten machen könnten.