Erster Preis in Prag!

Frederik Beyer und Friederike Wiesner gewinnen den 7. Internationalen Melodramen-Wettbewerb

Melodramen gibt es nicht nur im Fernsehen oder auf der Kinoleinwand. Auch Musikstücke, bei welchen zur Musik nicht gesungen, sondern gesprochen wird, gelten als Melodram. Im 19. Jahrhundert waren Melodramen äußerst beliebt, heute ist das Genre fast vergessen – zu Unrecht, wie ich finde. In meinem Diplomkonzert 2006 habe ich bereits das Schumann-Melodram „Der Haideknabe“ rezitiert. Zwei Jahre später war ich das erste Mal in Prag beim einzigartigen Zdenek-Fibich-Wettbewerb mit dabei. Damals sprang der dritte Preis heraus, vor zwei Jahren eine Sonderauszeichnung und jetzt – der erste Preis plus Sonderpreise für die erste und dritte Runde!

Der Wettbewerb in Prag ist in mehr als einer Hinsicht ein untypischer Wettbewerb. Wettbewerbe für Lied, für Oper oder Kammermusik gibt es zuhauf – der Zdenek-Fibich-Wettbewerb in Prag ist der einzige weltweit, in dem es um die Interpretation von Melodramen geht. Ebenso besonders an dem Wettbewerb ist die geradezu herzliche Atmosphäre. Bei anderen internationalen Wettbewerben treten durchaus sechzig Duos und mehr gegeneinander an, beim Melodramen-Wettbewerb in Prag sind es nicht mehr als zehn. Bei anderen Wettbewerben bangen die Teilnehmer Runde für Runde ums Weiterkommen. In Prag erreichen erfahrungsgemäß alle Duos alle Runden – jeder kann in jeder Runde all seine vorbereiteten Stücke präsentieren. Zum dritten: Wohl bei keinem anderen internationalen Wettbewerb haben die Teilnehmer so viel persönlichen Kontakt zu den Jury-Mitgliedern. Die Wettbewerbsrunden finden morgens statt, der Nachmittag ist dem so genannten Seminar vorbehalten. In diesem Seminar erhalten alle Duos detailliertes Feedback von den einzelnen Jury-Mitgliedern. Es besteht für alle die Möglichkeit nachzufragen und zu diskutieren – über das Melodram im Allgemeinen und die Interpretation im Besonderen. Das ist einzigartig.

Dem Veranstalter des Wettbewerbs geht es bei weitem nicht nur um Wettstreit und Preisverleihung, sondern mindestens ebenso sehr um die Wiederbelebung eines oft tot geglaubten musikalisch-sprecherischen Genres. Deswegen ist in der dritten Runde auch die Interpretation eines zeitgenössischen, im 21. Jahrhundert komponierten Melodrams Pflicht. Uraufführungen, Improvisationen oder Eigenkompositionen sind dabei ausdrücklich erwünscht.

Verglichen mit anderen internationalen Wettbewerben gibt es in Prag kaum Proben-Stress, keine Wettbewerbs-Hektik, kein Bangen ums Weiterkommen – also durchaus ein wenig Zeit für Prag: Jazz auf der Karlsbrücke, Palatschinken im Café Slavia, Böhmisches Bier im U Fleků…


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