Wie leider fast immer, folgt auch dieser Beitrag mehrere Wochen nachträglich. Da ich es dennoch einen sehr schönen Ausflug während meines Vietnam-Aufenthaltes fand, möchte ich es Euch nicht vorenthalten.
Meine 3 wöchige Tour durch Vietnam startete in Ho Chi Minh City (früher Saigon) und ging dann von hier aus Richtung Norden nach Hanoi. Bevor wir allerdings Ho Chi Minh City verlassen hatten, sollte noch ein kleiner Ausflug ins Mekong Delta sein. Diese Region und insbesondere die schwimmenden Märkte wollten wir uns nicht entgehen lassen. Aber wie kommen wir hin? Wie lange wollen wir bleiben? Wo genau wollen wir eigentlich hin? Fragen über Fragen schon wieder …
Nach unendlichen Recherchen im Internet und Reiseführern hatten wir uns dann letztendlich für einen Mix aus organisierter Tour und auf eigene Faust entschieden. Über KIM Travel hatten wir für 320.000 Dong (ca. 12 EUR) eine Ein-Tages-Tour Richtung Vin Lonh gebucht. In Vin Lonh wollten wir dann nach allen Aktivitäten und vor der Rückfahrt die Gruppe verlassen und auf eigene Faust mit dem Bus nach Can Tho weiter fahren. Hier hatten wir über Couchsurfing Kontakt zu einer Einheimischen aufgenommen, die uns Hotel und Fahrt zum Floating Market (schwimmende Märkte) vermitteln wollte. Die Rückfahrt sollte ebenfalls mit dem Linienbus wieder sein.
Eines schon vorne weg: es hat eigentlich alles geklappt – jedoch manches nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten …
Tag 1: von Ho Chi Minh nach Can Tho
Hier ist man auf Touristen eingestellt: mitten im Nichts ist ein großer Rasthof eingerichtet, an dem scheinbar alle Touristenbusse halten müssen.Früh morgens haben wir im Hotel in Ho Chi Minh City ausgeheckt. Da wir nach unserem Ausflug wieder hier zurück kommen wollten, hatten wir unser Gepäck im Hotel zurück gelassen und sind nur mit einem Tagesrucksack mit dem Notwendigsten losgezogen. Über den Bus und die Gruppengröße (ca. 15 Personen) für den Tagesausflug nach Vin Lonh waren wir schon mal positiv überrascht. Die Fahrt lief problemlos. In Cai Be angekommen, hieß es dann raus aus dem Bus und rauf auf’s Schiff. Wir mussten unser ganzes Gepäck (glücklicherweise wenig) mitnehmen, da wir die Gruppe ja später verlassen wollten.
Der Ausflug selbst war eigentlich genau so, wie wir es erwartet und teilweise auch befürchtet hatten. Das volle Touri-Programm eben.
Vor der Sonne geschützt – eine Frau auf ihrem kleinen Boot auf dem Wasser des MekongZunächst ging es mit dem Boot auf dem Wasser entlang und ein paar wenige schwimmende Händler haben wir (noch) gesehen. Das war zwar noch nicht ganz das, was ich mir vorgestellt hatte – dennoch war es schon mal ein schöner Anfang und weckte Interesse auf mehr. Kommend aus der Großstadt ist das hier schon ein ganz anderes Bild von Vietnam.
Wer möchte einen Schnapps? Schnapps mit Schlange und Skorpion gab es fast überall zu kaufen. Habe aber keine Ahnung, ob das tatsächlich auch von Einheimischen getrunken wird oder speziell für Touristen ist.Einen Zwischenstopp gab es dann auf einer Honigfarm, wo – typisch Tourifahrt – kurz ein Bienenstock gezeigt und Honigtee gereicht wurde. Dann wurde versucht alles an den Mann (bzw. die Frau) zu bringen. Diverse Produkte aus, von, mit und über Honig, aber auch Schnitzereien und andere Souvenirs. Ich glaube aus unserer Gruppe hat nur einer etwas gekauft … aber immerhin.
Direkt von dort ging es weiter zum nächsten Highlight: eine Candyfarm. Zugegeben war es hier interessant und auch lecker … und fast jeder hat etwas gekauft. Mein Favorit waren so eine Art Kokos-Zucker-Kracker.
Im Anschluss folgte nach einem kurzen Fußweg eine Fahrt in einer Art Kanu auf einem kleinen Nebenarm. Das war wirklich recht nett und dank eines Strohhutes auch trotz starker Sonne zu ertragen und zu genießen.
Der weitere Weg führte uns dann zu einem – wie nicht nur ich fande überflüssigen – Zwischenstopp. Traditioneller Tanz und Gesang war angesagt. Das Problem war weniger das was geboten wurde (ist ja Geschmackssache und immerhin will man ja auch was von anderen Kulturen sehen und kennen lernen), als mehr die Atmosphäre darum. Es war alles mehr als nur leicht gezwungen. So richtig wusste niemand von uns was wir hier eigentlich machen, wie lange wir bleiben und ob die gebotenen Speisen und Getränke extra bezahlt werden mussten oder inklusive waren. Im Ergebnis ca. 1 Stunde “verlorene” Zeit.
Die Puffbohne genießt die Bootstour durch die kleinen KanäleNun war es aber endlich Zeit für das längst überfällige Mittagessen. Die Fahrt dorthin war selbstverständlich wieder mit dem Boot. Das Essen selbst war “ok” … wir hatten schon mal besser gegessen. Aber es hat geschmeckt und fast das Wichtigste: wir haben das Essen vertragen und nicht hinterher mit Durchfall und Magenschmerzen kämpfen müssen. Im Anschluss an das Essen war Zeit für eine kleine Radtour. Entgegen unserer Annahme, dass diese geführt sei, war diese auf eigene Faust zu unternehmen. Die Räder (mehr oder weniger verkehrstüchtig) wurden vom Restaurant gestellt. Da es für uns der letzte gemeinsame Programmpunkt mit der Gruppe war, hatten wir uns schon verabschiedet und sind mit unseren Rädern etwas weiter gefahren. Einfach mal drauf los – ohne zu wissen wohin. Was soll ich sagen: geiler Ausflug! Aus Straßen wurden erst Feldwege, dann Trampelpfade und wir sind an Ecken vorbei gekommen, die wohl nie ein Tourist vor uns gesehen hat und wo man auch nie einen Tourist vermutet hätte. Wir haben so erstmals ein ganz anderes Vietnam kennen gelernt: neugierig, alles andere als aufdringlich – ja eher schüchtern zurückhaltend und sehr freundlich. Genauso sollte es es sein. Aber kein Ausflug ohne eine kleine Panne: ich hatte mir mit meinem Rennrad einen Platten eingefahren und so mussten wir leider die letzten paar Meter / Kilometer schieben … und das bei der Hitze Ich gebe es auch ungern zu, aber so ein kleines bisschen hatten wir uns auch verfahren und die Orientierung ganz leicht (wirklich nur ganz leicht) verloren.
Mit dem Moped auf einer Fähre … alle schon startklar und die Fähre hat kaum angelegt und alle fahren (scheinbar unkoordiniert) gemeinsam los.Zurück am Restaurant habe ich den Platten am Rad vertuscht und es schnell abgestellt. Auf zwei Mopeds wurden wir dann nach Vin Lonh gefahren – denn entgegen der Reisebeschreibung ging die Tagestour gar nicht bis direkt dahin
In Vin Lonh sind wir erst mal über den Markt geschlendert. Der war zu unserer Überraschung wirklich verdammt schön und sehr abwechslungsreich. Ganz klar, als westlicher Tourist muss man sich an das ein oder andere hier schon gewöhnen – damit meine ich vor allem die Lagerung von Fisch und Fleisch – aber es sah tatsächlich alles sehr frisch aus. Die Reaktion hier auf Touristen war sehr unterschiedlich und reichte von schüchtern zurückhaltend über aufdringlich bis zu fast schon ablehnend (insbesondere wenn man die Kamera auspackte).
Markthalle in Vin Lonh … jede Menge frischer Fisch und anderes “Getier” was Fluss und Ozean so bieten kann man hier erwerben. Für uns Europäer ein zunächst gewöhnungsbedürftiger Anblick … mir allerdings um einiges lieber, als die Hallen mit Frischfleisch wo es mir leider wirklich immer schlecht geworden ist.Aber es ist eigentlich wie fast überall – einem freundlichen, unvoreingenommen und interessierten Auftreten wird meistens auch mit Freundlichkeit und Offenheit begegnet … und wenn man höflich fragt ob man ein Foto machen darf, dann stimmen die meisten auch zu.
Händerlinnen verkaufen am Straßenrand nicht immer definierbare, aber meist gut aussehende und gut riechende, Gewürze.So sehr uns der Markt auch gefallen hat, mussten wir jedoch weiter an unser Tagesziel Can Tho. Das wollten wir mit dem öffentlichen Bus erreichen und den Busbahnhof hatten wir bereits im Vorfeld gesehen. Nachdem wir uns gestärkt und mit Wegproviant versorgt hatten, sind wir also hin. Und dort, wie sollte es anders sein, wurden wir dann schon wieder umlagert. Den richtigen Bus hatten wir schnell gefunden und waren dort auch zur Attraktion geworden. Den Preis für die Busfahrt hatten wir am Aushang am Busbahnhof bereits mit 23.000 Dong entdeckt. Kaum saßen wir aber kam jemand zu uns und wollte ein vielfach höheren Preis haben. Wir sind standhaft geblieben und haben gesagt wir zahlen beim Busfahrer. Das Spiel machten wir noch 2 oder 3mal durch. Irgendwann (zuvor mussten wir den Bus noch wechseln) ist dann der Bus los gefahren. Dieser wurde auch schnell voll – aber immerhin hatte jeder im Bus einen Sitzplatz. So richtig wunderte es uns nicht, als einer der Typen die zuvor ein vielfachen Fahrtpreis von uns haben wollten nun im Bus alle abkassierte. Und wen überrascht es: er wollte von uns auch mehr als von allen anderen im Bus. Wir haben diskutiert und haben auf den offiziellen Fahrpreis bestanden. Dann zog er allerdings eine Karte mit der wir nicht gerechnet hatten: er hat dem Busfahrer gesagt er solle anhalten – was dieser auch umgehend tat – und wir sollten aussteigen oder den höheren Preis zahlen. Hmmm, was hatten wir für eine Wahl. Gegen 18 Uhr im Nirgendwo zu stehen oder einen für uns immer noch günstigen Preis zahlen und mit dem Gefühl zu leben mal wieder abgezockt worden zu sein. Nicht das ich nicht gerne mal finanzielle Unterstützung leiste, aber ganz ehrlich – das waren die falschen Typen !!! Wir zahlten also und die Wut auf diesen Typ stieg weiter als wir dann auch noch sahen wie der Mehrpreis zwischen ihm und dem Busfahrer aufgeteilt wurde.
Das war aber nicht das einzige Erlebnis auf unserer Fahrt nach Can Tho. Knapp 1h vor Ankunft hatte der Bus einen Defekt. Nach kurzer Wartezeit sollten dann alle in einen hinter uns haltenden VW-Kleinbus umsteigen. In diesem saßen aber schon Leute drin – es wurde also verdammt eng und kuschelig. Immerhin mussten wir aber nicht erneut zahlen, was wir schon befürchtet hatten.
Die größte Überraschung an diesem Tag – und eigentlich auf der ganzen Reise – erlebten wir dann jedoch in Can Tho nach unserer Ankunft.
Um den vielen Schleppern und Taxifahrern am Busbahnhof direkt zu entgehen, haben wir zielstrebig ein kleines Einkaufszentrum mit einem Fastfood-Restaurant angesteuert. Hier wollten wir uns stärken und über den Weg informieren. Über www.couchsurfing.com hatte ich zuvor Kontakt zu Ngac (bzw. englischer Name Julia) aufgenommen. Sie hatte sehr viele gute Bewertungen und hat uns auch Hilfe bei der Orga für den Floating Market angeboten. Da sie keine Unterkunft anbieten konnte, hatte sie uns ein Hotel empfohlen. Der Preis schien vernünftig und so sagten wir zu. Zu diesem Hotel wollten wir nun. So ganz war uns allerdings nicht klar, wo genau wir eigentlich gelandet sind und fragten im Restaurant nach ob man uns den aktuellen Standort auf der Karte zeigen konnte … klappte leider nicht.
Ein Mädel am Nachbartisch bemerkte dies und kam rüber und fragte ob sie uns helfen kann. Wir ließen uns von ihr zeigen wo wir sind. In einem netten Gespräch fragte sie ob wir noch eine Unterkunft suchen – sie hätte eines. Wir lehnten dankend ab, da wir ja eines hatten. Sie empfahl uns mit dem Taxi zum Ziel zu fahren – das taten wir dann auch.
Typisches Bild der Elektrizität hier in Vietnam … und das sieht noch gut ausDort mit dem Taxi angekommen und ausgestiegen wurden wir direkt im warsten Sinne des Wortes von zwei Jugendlichen abgefangen. Sie fragten ob ich Tino sei. Sie sind Freunde von Julia. Das Hotel sei leider ausgebucht und wir sollten in das Nachbarhotel. Einer der Typen behauptete der Besitzer von dem uns empfohlenen Hotel zu sein. Wir trauten der Sache aber nicht und sind in das eigentlich empfohlene Hotel gegangen – dort wurde das bestätigt. Nun gut, dann ins Nachbarhotel. Aber sei das nicht genug, tauchte nun genau das Mädel auf, was wir zuvor im Fastfood-Restaurant getroffen haben und sagte das hier sei ihr Hotel. Wie jetzt – wir sind in der viertgrößten Stadt Vietnams und das soll ein Zufall sein? Wir konnten das nicht so richtig glauben. Der eigentlich vernünftige Preis für das Hotel stellte sich dann auch als recht überteuert für das “Loch” heraus. Merkwürdig, verdammt merkwürdig … Nicht dem nicht genug wurde uns dann auch noch mitgeteilt, dass Julia sich verspätet. Mit ihr wollten wir uns abends treffen und unseren Floating-Market Ausflug buchen.
Das Gefühl das hier was nicht stimmt, verlies uns leider gar nicht mehr. Julia tauchte dann tatsächlich irgendwann auf und bestätigte, dass dies alles Freunde von ihr seien. Damit war zumindest geklärt woher die uns kannten. Das mit dem anderen Mädel klärte sich allerdings nicht. Auch das Angebot von Julia bzgl. den schwimmenden Märkten war sehr merkwürdig. Das verlief alles anders als ich mir das vorgestellt hatte. Für 500.000 Dong (ca. 20 EUR) pro Person sollten wir dann ein Privat-Boot (also nur 2 Personen) inkl. einer Flasche Wasser, Kaffee und Obst bekommen und in ca. 6h sollte es zu zwei verschiedenen Floating Markets (der größte und bekannteste Cai Rang Markt und der kleinere und wohl schönere Phong Dien Markt). Da es schon spät abends war hatten wir trotz schlechtem Gefühl im Magen zugesagt und gebucht. Auch das Essen im Anschluss mit Julia ließ uns leider nicht das Gefühl verlieren, als war sie nicht “hilfsbereit”, sondern lediglich am Verkauf der Tickets interessiert … mit diesem Gefühl endete dann auch der Tag …
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