Der Einsatzbereich und die Leistungsfähigkeit des Holzbaus haben sich durch vielfältige Innovationen in den letzten Jahren wesentlich vergrößert. Im Rahmen des Projektes HolzCluster.Eifel sollen diese Entwicklungen zur Stärkung des Holzbaus in der Region ausgebaut und kommuniziert werden.
Am 12.10.2011 standen im Holzkompetenzzentrum Rheinland in Nettersheim die vielseitigen Einsatzbereiche und die Leistungsfähigkeit des nachwachsenden Baustoffs Holz bei der ersten Impulsveranstaltung im Projekt HolzCluster.Eifel im Mittelpunkt. Bei der Fachveranstaltung stellten renommierte Referenten aus Lehre und Praxis in Ihren Beiträgen neue Entwicklungen bei Bauprodukten und Bauweisen vor und zeigten anhand realisierter Bauwerke unterschiedlicher Nutzung die Leistungsfähigkeit des modernen Holzbaus auf und gaben so Impulse zur Lösung zukünftiger Bauaufgaben.
Bürgermeister Wilfried Pracht begrüßte ca. 40 Fachleute aus der Holzbranche seitens der Gemeinde Nettersheim. Horst-Karl Dengel sprach als 1. Vorsitzender des Wald und Holz Eifel e. V. und als Leiter des Regionalforstamtes Hocheifel-Zülpicher Börde des Landesbetriebes Wald und Holz NRW ein Grußwort aus. Der Geschäftsführer des Landesbeirat Holz Nordrhein-Westfalen e.V. Matthias Eisfeld betonte in seinem Grußwort die Bedeutung des klimafreundlichen Baustoffs Holz und wünschte den Teilnehmern viele neue Erkenntnisse.
Der Clustermanager Jörg Bühler stellte das Projekt HolzCluster:Eifel kurz vor. Finanziert wird das Vorhaben größtenteils durch Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen und der Europäische Union. In seinem Vortrag hob er einerseits die Schwerpunktaufgaben „Holzbau und Holzbauprodukte“ hervor. Hierbei wird es um geeignete Präsentationsformen zum hochwertigen Holzbau und die Förderung von Produktinnovationen in den Firmen gehen. Andererseits betonte er die Wichtigkeit der beruflichen Qualifikation, die ebenfalls einen Schwerpunkt im Vorhaben ausmacht. Er stellte dar, dass die Projektpartner und Teilnehmer die Bearbeitung der einzelnen Schwerpunktaufgaben u.a. in themenspezifischen Workshops begleiten können und dass das Projekt ausdrücklich weiteren Interessenten zur Mitarbeit offen steht.
Die Reihe der Fachvorträge eröffnete Frau Professorin Hannelore Damm vom Fachbereich Bauingenieurwesen von der Fachhochschule Köln, die einen Überblick über die unterschiedlichen Verbindungsmittel im Holzbau gab. Neben zimmermannsmäßigen Verbindungen wurden insbesondere die unterschiedlichsten Verbindungsmittel im Holzbau vorgestellt. Auch Kombinationen von den altbewährten handwerklichen Verbindungen und neueren Verbindungsmitteln wurden näher beleuchtet. An Beispielen wie den selbstbohrenden Schrauben mit Längen von bis zu 600 mm wurden die teilweise neuen Möglichkeiten und die Steigerung der Leistungsfähigkeit des Holzbaus durch die Verbindungsmittel verdeutlicht.
Im Anschluss an die Mittagspause begrüßte Günter Rosenke, Landrat des Kreises Euskirchen, zum zweiten Teil der Veranstaltung. Er unterstrich die Bedeutung der Holz- und Forstbranche für die Region und die Wichtigkeit der beruflichen Qualifikation um zukünftig dem Fachkräftemangel begegnen zu können.
Daran anschließend stellte Herr Professor Dr.-Ing. Wilfried Moorkamp vom Fachbereich Bauingenieurwesen der Fachhochschule Aachen die Grundlagen zur Berechnung nach Eurocode 5 vor. Diese neue europäische Bemessungsvorschrift wird im Sommer des nächsten Jahres die jetzt gültige deutsche Leitnorm DIN 1052 ablösen. In seinem Vortrag konnte er durch Vergleiche dieser beiden Normen verdeutlichen, dass es bei den Tragfähigkeitsnachweisen nur zu kleinen Änderungen gekommen ist. Abschließend teilte er mit, dass sich bei dem zum Wintersemester 2010 eingeführten Studiengang Holzingenieurwesen die Zahl der Studienanfänger auf diesjährig 36 verdoppelt habe. Der Fachbereich Bauingenieurwesen der Fachhochschule Aachen ist einer der 27 Projektpartner im Vorhaben HolzCluster.Eifel.
Der Vortrag „Vorteil Holz – bauen und forschen mit Holz“ von Herrn Professor Jörg Wollenweber vom Fachbereich Architektur der Fachhochschule Aachen gliederte sich in zwei Teile. Zu Beginn stellte er die beiden Forschungsgebäude der Technischen Universität Darmstadt für die Solar Decathlon Wettbewerbe 2007 und 2009 vor. Der architektonische und energetische Wettbewerb Solar Decathlon (englisch „Solarer Zehnkampf“) wird vom USMinisterium für Energie ausgelobt. Mit beiden Holzgebäuden konnte die Hochschule diesen renommierten Preis gewinnen. Herr Professor Wollenweber war als wissenschaftlicher Mittarbeiter der TU Darmstadt an beiden Wettbewerbsbeiträgen beteiligt. Im zweiten Teil stellte er einige durch sein Architekturbüro umgesetzte Holzbauprojekte vor. Besonderheiten bei Sanierungen von Schulen oder auch dem Bau seines Eigenheims in Düsseldorf wurden dabei bildhaft dargestellt.
Im letzten Referat stellte Herr Dipl.-Ing. Karl-Heinz Lorbach von der Regionalniederlassung Ville-Eifel des Landesbetriebes Straßenbau NRW die Wildbrücke über die Autobahn A1 bei Nettersheim vor. Dabei handelt es sich um eine europaweit einzigartige Holz-Beton-Hybridbauweise. Er stellte Besonderheiten bei Planung und Durchführung der Brücke vor und schilderte anschaulich den Bauablauf. Bei der Brücke sind rund 730 m³ Holz verbaut worden. Nach den Fachvorträgen wurden die beiden Arbeitsgruppen gebildet. Nach der Vorstellung der Teilnehmer wurden zum einen erste Ansätze für den Bereich der Förderung von Produktinnovationen und Präsentation von hochwertigen Holzbauweisen diskutiert. In der zweiten Arbeitsgruppe wurden im Bereich der beruflichen Qualifikation Handlungsfelder besprochen. Das Angebot der Aus- und Weiterbildung in Handwerk und an Hochschulen soll im Rahmen des Vorhabens vernetzt und ausgebaut werden.