Erste Eindrücke von Kairo

Von Sebgerth

Seit eini­gen Tagen habe ich im Rah­men eines For­schungs­auf­ent­hal­tes  an der Cairo Uni­ver­sity für 6 Monate mei­nen Arbeits­platz in das „Tor nach Afrika“ ver­legt. Es ist das erste Mal, dass ich am Nil bin - und ich bin über­rascht; in beide Rich­tun­gen der Bewer­tungs­skala!

Meine Reise star­tete um 5.45 Uhr mor­gens von Erfurt, per Zug ging es nach Leip­zig und von dort per Flug­zeug nach Frankfurt/M. und schließ­lich wei­ter nach Kairo.

Nach­dem wir das Mit­tel­meer über­quert hat­ten und auf die Küste Afri­kas tra­fen, waren bereits die Lich­ter ein­zel­ner Dör­fer zu sehen und die Stra­ßen­züge ver­lie­fen gerad­li­nig von der Küste in Rich­tung Kairo. Nach unse­rer Lan­dung, die etwas holp­rig ver­lief, war zunächst kein Per­so­nal am Flug­ha­fen, um unsere Maschine abzu­fer­ti­gen. Nach eini­ger War­te­zeit jedoch nahm alles sei­nen Lauf und ich war über­rascht über den hohen Stan­dard am Flug­ha­fen, der dem von deut­schen Air­ports ent­spricht - zumin­dest im neu­ge­bau­ten Ter­mi­nal 3!

Links der Name mei­ner der­zei­ti­gen Straße, rechts sieht man den Namen der gro­ßen, kreu­zen­den Straße.

Nach­dem ich mein vier Wochen gül­ti­ges Tou­ris­ten­vi­sum für etwa 12 € gekauft und etwas Geld getauscht hatte, fand ich erstaun­li­cher­weise auf Anhieb mei­nen Kof­fer, pas­sierte pro­blem­los den Zoll und die Pass­kon­trolle und traf dort auf meine ägyp­ti­sche Taxi­fah­re­rin, die mir vom DAAD ver­mit­telt wor­den war. Diese brachte mich zu mei­ner Unterkunft.

Der Ver­kehr in Kairo führt häu­fig zu hef­ti­gem Smog, den man deut­lich als Krat­zen im Hals spü­ren kann.

Auf unse­rer etwa ein­stün­di­gen Fahrt (für 12 Euro!) in meine Unter­kunft durfte ich die ers­ten Erfah­run­gen mit dem Ver­kehr in Kairo machen. Die­ser ist wirk­lich ein­zig­ar­tig: Ampeln gibt es extrem sel­ten, genauso wenig wie Schil­der oder offen­bar Regeln - jeder fährt, wie er will. Stra­ßen­mar­kie­run­gen sind zwar vor­han­den, wer­den aber fak­tisch nicht beach­tet. Der Ver­kehr bewegt sich lang­sam flie­ßend in eine Rich­tung, jeder fährt, wo Platz ist. Über­holt wird dem­zu­folge auch, wo es mög­lich ist, Motor­rad­fah­rer nut­zen hier­für auch gern Fuss­wege wie das Bild zeigt!

Die meis­ten Fahr­zeuge hier haben Beleuch­tung, aller­dings fah­ren sie meist mit Stand­licht oder bun­ten, blin­ken­den LEDs, die anstelle von Schein­wer­fern mon­tiert sind. Man­che Autos blin­ken, als wäre im Innern eine Disko. Viele Fahr­zeuge jedoch fah­ren gänz­lich ohne Licht; damit sie wahr­ge­nom­men wer­den, hupen sie. Das Hupen der Autos hört man in der Stadt rund um die Uhr, es scheint eine Art Volks­sport zu sein. Oder wenigs­tens eine Art, auf sich auf­merk­sam machen zu können ...

Der Häu­ser­bau in Ägyp­ten ist von etwas ande­ren Stan­dards bestimmt als in Deutschland.

... die meis­ten Men­schen sind dazu näm­lich hier nicht in der Lage. Man sieht Armut, viel Armut - selbst in guten Stadt­vier­teln wie Dokki (wo ich wohne) oder Zama­lek (eine Nilin­sel, wo sich der DAAD und u.a. die Bot­schaf­ten oder der Cairo Tower befin­den). Auf der Straße sieht man viele Kin­der ohne Schuhe mit sehr schlech­ter Klei­dung und sehr schlech­tem Gesund­heits­zu­stand oder ganze Fami­lien, die auf der Straße auf einer Decke woh­nen. Daran fah­ren die BMW-SUVs vor­bei - Bil­der, die im Kopf blei­ben. Wer reich ist, zeigt es auch.

Ich per­sön­lich werde als Aus­län­der natür­lich von jedem ange­schaut, ich bin exo­tisch. All­zu­viele west­li­che Gäste sieht man tat­säch­lich nicht: Auf mei­nen mehr­stün­di­gen Erkun­dungs­tou­ren an den ers­ten Tagen habe ich viel­leicht 2-3 Euro­päer gese­hen, blonde Men­schen bis­her gar nicht.

Der Cairo Tower ist ein Wahr­zei­chen - von ihm soll man einen wun­der­ba­ren Blick über Kairo und den Nil haben.

Eine inter­es­sante Erfah­rung machte ich direkt am zwei­ten Tag. Auf mei­nem Weg über die Nilin­sel Zama­lek wurde ich von Jugend­li­chen ange­spro­chen, ob sie ein Foto machen kön­nen. Ich war zunächst etwas skep­tisch, denn ich habe gele­sen, dass die Men­schen Dir als Aus­län­der sehr, sehr freund­lich etwas anbie­ten und anschlie­ßend nicht mehr locker las­sen, bis man Ihnen ein groß­zü­gi­ges Bak­schisch („Trink­geld“) gezahlt hat. Aber sie woll­ten ein Bild mit mir machen, Ihrem eur­päi­schen „Freund“: Jeden­falls gehe ich davon aus, dass Sie genau das Ihren Freun­den erzäh­len wer­den, wenn sie ihnen das Bild zei­gen!

Kairo selbst ist eine laute, schnelle, chao­ti­sche Stadt. Es scheint kaum Regeln zu geben, an die man sich hal­ten kann. Wenn ich 3 Stun­den ein­fach durch die Stra­ßen laufe, dann bin ich so fer­tig, als hätte ich etwa 12 Stun­den am Com­pu­ter geses­sen und kon­zen­triert gear­bei­tet.

Es fällt jedoch auf, dass Kairo auch schöne Stadt­an­sich­ten hat, man muss sie nur fin­den. Die­je­ni­gen, die ich bis­her wahr­ge­nom­men habe, habe ich auch direkt fotografiert.

Seid bis zum nächs­ten Bei­trag lieb aus dem 27 Grad war­men Kairo gegrüßt.

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