ein kleines wüstenland wirbelt momentan viel staub auf in der fussball-welt… erst letzte woche wurde die vergabe der fifa-wm 2022 an katar bekanntgegeben, was vielerorts stirnrunzeln und hirngrübeln verursacht hatte. jetzt legen die kataresen nach: eine gemeinnützige stiftung des wüstenstaats wirbt noch ab diesem jahr auf der brust des besten fussballvereins der welt – dem fc barcelona.
dessen brust kam seit gründung des clubs vor 111 jahren ohne einen kommerziellen trikot-sponsor aus. zuletzt trugen die katalanen unentgeltlich das emblem des kinderhilfswerks unicef – millionenspende an die UN-organisation inklusive. doch anscheinend konnte barcelonas finanzchef javier faus dem rekorddeal mit der katar foundation nicht widerstehen: mindestens 165 millionen euro fließen bis 2016 von katar an die spanische mittelmeerküste. 30 millionen im jahr. das übersteigt selbst den vertrag, den der fc bayern münchen mit t-mobile ausgehandelt hat – bisher mit 25-27 millionen jährlich alleiniger rekordhalter.
die deutschen leitmedien reagieren überwiegend vorwurfsvoll, teilweise sogar mit empörung: „barcelona verkauft sich an katar“ titeln beispielsweise unisono die zeit, welt, horizont und SAZ. die sportbild formuliert dieselbe aussage immerhin noch als frage. aber ist es so einfach?
zunächst einmal: barcelona drückt ein gewaltiger schuldenberg von 430 millionen euro. wer einen derart hochdotierten vertrag ohne reifliche überlegung ausschlägt, kann guten gewissens als wahnsinnig erklärt werden. auf der anderen seite lebt der verein auch mehr als jeder andere vom mythos FCB – „més que un club“ eben. ähnlich wie bei einer idealistisch positionierten luxusgütermarke kann ein schwenk in die schraubzwingengleichen arme des bösen kapitalismus die marke nachhaltig schädigen und den mythos zerstören.
diese erkenntnis ist anscheinend auch bei den managern des clubs angekommen. so überrascht es wenig, dass der erste und bisher einzige eingekaufte werber auf der brust der katalanen eine non-profit-organisation ist, die (zumindest laut selbstauskunft) ähnlich edle ziele verfolgt, wie der derzeitige platzhirsch unicef. der fokus der 1995 gegründeten stiftung liegt demnach auf der förderung von ausbildung und wissenschaftlicher forschung. doch auch das hilfswerk der vereinten nationen soll nicht völlig vom trikot verschwinden. wo und wie die beiden logos platziert werden sollen, wurde bisher jedoch nicht bekannt gegeben. klickstu
eingefädelt hatte den deal möglicherweise sogar barcelonas trainer guardiola höchstselbst. dieser stand zwischen 2003 und 2007 nämlich für den al-ahli SC in lohn und brot, einem club aus doha, wo auch die katar-stiftung residiert. weiterhin besteht bis heute ein intensiver kontakt mit dem wüstenstaat, der guardiola demzufolge auch als botschafter der wm-bewerbung von katar auserkor… in einem punkt muss man den kritischen medienstimmen aber in jedem fall recht geben: der termin der verkündigung der kooperation war denkbar schlecht gewählt: der FCB bestätigte erste radiomeldungen am 10.12. – dem internationalen tag der menschenrechte. für diese tritt unicef ein – und für diese wird katar international kritisiert…