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Deutsche Welle: Der Dokumentarfilm beschreibt den Aufstand und die blutige Niederschlagung der Menschen nach den Wahlen 2009 im Iran. Im Gespräch mit der Deutschen Welle äußert sich der Regisseur Ali Samadi Ahadi.
Der Regisseur und Autor Ali Samadi Ahadi wurde 1972 im Iran geboren. Er studierte visuelle Kommunikation mit Schwerpunkt Film und TV in Kassel. Für den international honorierten Dokumentarfilm “Lost Children” gewann er 2006 den Deutschen Filmpreis. Es folgte das Spielfilmdebüt “Salami Aleikum” und mit “The Green Wave” setzt er nun seinen Erfolg fort.
Deutsche Welle: Herr Samadi Ahadi, was hat Sie dazu bewogen den Film “The Green Wave” zu machen?
Ali Samadi Ahadi: Ich habe beschlossen, einen Film darüber zu machen, weil ich das Gefühl hatte, das ist das einzige, was ich machen kann. Ich wollte nicht mehr reagieren und ich wollte auch nicht aus Reaktion heraus irgendwelche Emails schreiben oder an irgendwelchen Demonstrationen teilnehmen, sondern ich wollte endlich auch mal agieren.
Auf welche Weise sind Sie an das Thema herangegangen und wie schwierig war die Recherche im Vorfeld?
Als wir beschlossen haben den Film zu machen, war es uns klar, dass wir nicht in den Iran reisen können, um dort Aufnahmen zu machen. Dementsprechend sind wir auf die Suche nach Materialien gegangen und haben bei Nachrichtenagenturen angefragt, beziehungsweise bei Menschen, die im Iran Material gedreht hatten und uns zur Verfügung stellen wollten. Darüber hinaus haben wir auch Aufnahmen im Netz gefunden. Das gesamte Material war nicht so reich, dass wir die 90, oder 80 Minuten bestreiten konnten. Auch sehr wichtig waren mir die Erfahrungen der Menschen vor Ort. Das sind Interviewpartner, die ich in dem Film aufgenommen habe. Dann habe ich noch eine andere Ebene gesucht: Das sind die Blogs. Der Iran ist eine Bloggernation und ich habe beschlossen, eben diese Blogs zu nutzen, um verschiedene Ebenen der Gesellschaft darzustellen. Wir haben ca. 1500 Seiten Blogs, ca. 3500 Seiten Twitter-Messages durchkämmt, haben uns hunderte von Videoaufnahmen angeguckt und daraus eine Auswahl getroffen. Die Recherche war sehr intensiv.
Welche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach das Internet, um in politischen Diktaturen wie dem Iran Veränderungen herbeizuführen?
Das ist im Grunde genommen die Tatsache, dass diese Systeme nicht mehr kontrollierbar sind. Heute wird in Ägypten Al Jazeera verboten. O.K., Al Jazeera ist verboten worden und wird nicht mehr von da aus berichten. Aber was machen wir mit Millionen von Menschen, die ihre Handys herausholen, damit Aufnahmen machen und diese ins Internet stellen? Wir können nicht ständig das Internet verbieten. Allein ein Tag der Internetsperre während des iranischen Revolutionsfeiertages im Iran hat die Regierung pro Stunde 300 Millionen Dollar gekostet. Algerien kostet so eine Aktion viel mehr Geld und das alles nur deshalb, weil das System nicht will, dass die Menschen aus diesem Land berichten. Wie lange kann man so etwas aushalten? Es ist eine riesengroße Herausforderung für Diktatoren von heute, den Informationsfluss abzukappen.
Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen den iranischen Protesten nach den Wahlen im Jahr 2009 und der aktuellen Revolutionsbewegung in Ägypten und dem gesamten Nahen und Mittleren Osten?
Was Payam Akhavan in unserem Film sagt, dass es eine Flutwelle ist, die nicht nur den Iran, sondern den gesamten Nahen und Mittleren Osten für immer verändern wird, das trifft heute gerade ein. Das zeigt im Moment die Kraft der Veränderung durch neue Medien, das zeigt, dass wir, egal wo wir sind und unter welchen diktatorischen Verhältnissen wir leben, nicht nur Nachrichten konsumieren können, egal von woher, sondern auch selber Nachrichten generieren können. Wir können Nachrichten generieren, wir können miteinander in Verbindung bleiben, wir können einander motivieren, wir können uns miteinander verabreden und wir können eine “virtuelle Demokratie” erschaffen, indem wir zu Wort kommen, auch wenn die Machthaber dagegen sind. Das ist eine enorme Errungenschaft, die vielleicht mit der iranischen, “Grünen Bewegung” angefangen hat, aber noch lange nicht beendet ist.
Das Gespräch führte Rosbeh Asmani
Redaktion: Conny Paul