Wer kennt das nicht: In der Küche wird mit Freunden bis in die Nacht gefeiert und im Wohnzimmer sitzt man nur noch mit dem Partner bei einem Glas Tee und einem guten Buch. Früher war das anders. Da wurde in der Küche lediglich das Essen zubereitet, welches mit Gästen im feinen Esszimmer eingenommen wurde. Danach zog die ganze Gesellschaft ins Wohnzimmer um, wo der Rest des Abends auf dem gemütlichen Sofa verbracht wurde - mit Zigarre selbstverständlich.
Doch mit den sich ändernden Ansprüchen ans Wohnen haben sich nun auch die Aufteilungen der Räume grundlegend verändert. Es gibt im modernen Grundriss kaum noch geschlossene Räume. Die klar abgegrenzten Bereiche von einst verschmelzen miteinander. Und sie haben sich auch von ihren alten Funktionen gelöst. Moderne Bewohner fragen sich nicht mehr, was in
ihr Wohnzimmer gehört, sondern was sie in ihrem so definierten Raum machen wollen. Das einstige "Entweder-Oder-Modell" wird abgelöst durch ein eindeutiges "Sowohl-Als-Auch". Alles ist möglich, und man kann seine facettenreiche Persönlichkeit im eigenen Zuhause richtig ausleben.
So überwindet man heute beim Einrichten alte, traditionelle Grenzen, setzt das Fernsehen in den Küchenbereich, macht den Esstisch in der offenen Küche mit Esssessel zur Kommunikationszentrale und stellt die Badewanne ins Schlafzimmer. Alte Möbel werden mit neuen vereint, Wintergrillen geht, und wenn es sein muss, wird die Diele zur Disco. Diese Freiheit in den eigenen vier Wänden bietet enorm viel Identität und gestalterische Unabhängigkeit.
Neue Studien belegen, dass das eigene Zuhause zum sozialen Mittelpunkt avanciert und daher Kneipen- oder Restaurantbesuche immer mehr ersetzt. Man trifft sich mit Freunden gerne zu Hause, zum Essen, Klönen oder Spielen. Hier braucht man natürlich schöne, individuelle Möbel und eine angenehme Wohlfühlatmosphäre. Diese Tendenz zeigt sich bei den Deutschen auch in den Ausgaben für Möbel. Seit rund zehn Jahren geben wir jährlich mehr Geld für Möbel aus. 2011 lag die durchschnittliche Ausgabe pro Kopf bei 373 ¤. Hinzu kommen noch die Ausgaben für Accessoires und Dekoration. Die Zahl steigt, trotz Rückgang der Bevölkerung.
Starkes Thema ist und wird die individuelle Kommunikation. Smartphones, Netbooks oder Tablet-Computer sind in allen Händen. Einher mit der möglichen immer dauernden Kommunikation geht aber auch die Information. Im Internet werden so viele Dinge nachgesehen wie noch nie - Tendenz steigend. Das gilt auch für Möbel und Einrichtung. Ob nun Ideen, Hersteller, Designer oder Materialinformationen, nachgeschaut wird ohne Ende. Dadurch geht der informierte Kunde natürlich viel selbstsicherer und informierter ins Möbelhaus. Ein Grund für so manchen Möbelhersteller, deutlich in die Qualifikation des Verkaufspersonals beim Handel zu investieren. Herstellerschulungen gehören zur Tagesordnung.
Mit über 40,3 Millionen hat Deutschland so viele Haushalte wie noch nie zuvor. 16,2 Millionen Haushalte davon sind Singlehaushalte und damit die überwiegende Haushaltsform. Singles leben in der Regel in weniger Wohnraum und brauchen daher Multifunktionalität und Mehrwert bei Möbeln.
Moderne Möbel erfüllen daher viele Funktionen gleichzeitig. Insgesamt werden sie wieder kleiner, weil man allerhand mit ihnen anstellen kann. So können Sofas beispielsweise leicht verstellt werden, so dass größere Flächen entstehen. Schreibtische brauchen nur noch eine kleine Arbeitsfläche, da die Technik kleiner wird, Vitrinen können schmal sein, weil LED-Licht und Speichermedien keinen Platz mehr brauchen. Poufs beispielweise zum Herumtragen in der Wohnung sind flexible Sitzmöglichkeiten, die überall hinpassen. Tische werden mit einfachen Handgriffen verlängert, wenn Freunde zum Essen kommen. Flachbildschirme werden mit der Fernbedienung im Sideboard versenkt.
Das Hauptmotto der kommenden Saison wird "Pimp my Home" bleiben. Zuhause sind die gestalterischen Möglichkeiten doch am größten. Zum "Pimpen" gibt es genügend Accessoires und Dekorationsideen, die die eignen vier Wände auch mit kleinem Budget immer weiter verschönern können. Immer mehr Möbelhersteller pimpen übrigens mit und wagen schräge Entwürfe die im individualisierten Markt begeisterte Abnehmer finden.
Im Vorfeld der imm cologne 2012 hat der Verband der Deutschen Möbelindustrie wie auch in den vergangenen Jahren eine Trendbefragung bei den Ausstellern durchgeführt. Im Folgenden werden nun die wichtigsten Trends und Tendenzen im Möbel- und Einrichtungsangebot der neuen Saison 2012 beschrieben.
Grundsätzlich steht bei allen neuen Möbeln gutes Design und eine gute Qualität im Vordergrund. Das ist schon Usus. Man achtet auf beides, weder Optik noch Material sind ausschlaggebend. Die Kombination von beidem muss stimmen. Abstriche werden ungern gemacht. Es gab auch andere Zeiten, in denen man sich mehr von einer ansprechenden Optik blenden ließ und die Qualität und Funktionalität in den Hintergrund rückten. Heute will der aufgeklärte Kunde aber beide Kriterien erfüllt wissen, und das in jeder Preisklasse. Apropos Preis: Im Durchschnitt sind die Verkaufspreise von Möbeln in den vergangenen Jahren gestiegen, was die Menschen aber eben nicht vom Kauf abhält. Man setzt bei "Made in Germany" Möbeln auf Form und Qualität. Eine prima Ausgangslage, ja fast ein Marketingprofil, das sich deutsche Hersteller auch im Ausland zu Eigen machen könnten.
Ein Megatrend, der gerade Einzug in die Wohnwelt hält, ist das große Thema Natur. Einen krasseren Gegensatz kann es wohl kaum geben. Auf der einen Seite leben die Menschen mit Hochtechnologie auch im Kleinformat und auf der anderen Seite holen sie sich vermehrt naturelle Produkte in die eigenen vier Wände. Unbehandeltes Holz, gebrauchtes Holz - Möbel etwa aus alten Schiffsplanken -, Filzsitze, Echtmoos als Wandbild, Korkfußboden, eine Holzbadewanne, gepresste Gräser in gläsernen Duschtrennwänden, vermehrt Leder als Bezugsmaterial und echtes Tierfell, Dielenboden. Hauptsache naturelle, echte und authentische Materialien. Übrigens in sehr moderner Anmutung. Die Natur ist auch Dank der Bionik zum Vorbild für Konstruktionen geworden. Die Wabenplatte und der gesamte sogenannte Leichtbau, die aufgeschäumt anmutenden Formen bei Stuhlschalen oder einfach die optischen Vorbilder aus der Natur bezeugen diesen Trend. Materialehrlichkeit in allen Möbelsegmenten. Man will die echten, natürlichen Materialien ohne Industriegeruch, wie Holz, Glas und Stein.
Polstermöbel werden kleiner. Die Funktionen bleiben aber. Umklappen und den ursprünglichen Zweck verändern macht eben Spaß und Sinn. Dabei werden die Formen deutlich runder. Abgerundete Ecken wirken harmonisch, einladend und gefälliger.
Wohnwände sind Standard. Individuell zusammenstellbare Highboards, Lowboards oder Vitrinen bieten das Richtige für jeden Geschmack. Der Flachbildschirm findet vorwiegend hier seinen Standort. Wohnwände sind nicht tief, so dass ein weites Raumgefühl entsteht.
Farben sind Lebenselixier und umgeben uns ständig. Die Sehnsucht nach satten Farbtönen hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Starke Unis werden in der kommenden Saison erwartet. Lila wird seinen Stellenwert ausbauen und Blau ist wieder salonfähig. Die Farbe Weiß bei Möbeln wird bleiben, denn Weiß kann mit jeder anderen Farbe gut kombiniert werden. Übrigens bietet die Natur auch eine Fülle von Farben, die nicht schlechterdings "Naturfarben" genannt werden: Himmelsblau, Wiesengrün, Sonnenuntergangsrot oder Lavendellila…
Ebenfalls bunt kommen Muster in Polsterbezugsstoffen. Ob als Streifen, Zacken, floral oder abstrakt, Hauptsache, die Muster sind bunt. Bei allen Stoffen spielt die angenehme Haptik eine wichtige Rolle. Viele Stoffe sind nicht mehr glatt, sondern haben eine reliefartige Struktur, die zum Sitzen einlädt und anschmiegend wirkt.
Eiche, wohin das Auge blickt. Das gute deutsche Holz sehen wir als Tisch, Bett oder Schrank und Fußboden. Eiche, da weiß man was man hat. Ein echter Wert und "unkaputtbar". Der Nussbaum behält seine wichtige Stellung. Er wirkt wertig und elegant. Die Verwendung heimischen Holzes, auch Obstholzes, wird den Käufern wichtiger. Im helleren Farbspektrum bleiben Buche, Ahorn
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In den vergangenen zehn Jahren durchlebte die LED Technologie sehr unterschiedliche Phasen. Anfangs war sie so teuer, dass sie keine echte Marktchance hatte. Doch ihre Erfolgsgeschichte zeigt sehr schön das Funktionieren volkswirtschaftlicher Größen: Optimierte Beschaffungsquellen und die steigende Nachfrage verbilligten die Technologie, so dass sie heute eine Marktreife erlangt hat, die ihre Einsatzgebiete um ein vielfaches vergrößert. Hinzu kommt die avisierte Energiewende als politische Rahmenbedingung und natürlich der stufenweise Rückzug der Glühbirne. Es wird ein schneller und rasanter Erfolg für die LED Technologie vermutet. Mit der Marktreife der LED-Technologie wurden natürlich auch Gestalter von Möbeln inspiriert, diese auch im Möbelbau einzusetzen. Auf die Atmosphäre wirkende energieeffiziente Lichtquellen - oftmals versteckt und wie von Zauberhand erstrahlt - sind ein Toptrend, der uns in den nächsten Jahren begleiten wird. Jüngstes Ziehpferd ist die Entwicklung der OLED, der organischen lichtemittierenden Diode, die flächiges Licht verbreitet und wieder eine neue Herausforderung für Entwickler und Gestalter darstellt.
Auffällig ist die Hinwendung zu qualitativ hochwertigen Produkten in allen Segmenten. Es scheint, als würde das steigende Qualitätsbewusstsein mit einer Hinterfragung der Jahrzehnte lang betriebenen Wegwerfgesellschaft in Zusammenhang stehen. Nahrung für dieses Thema bietet die steigende Sensibilität zu den natürlichen Ressourcen dieser Welt, die Diskussion um den Klimawandel, um Welternährung, um das generelle Umweltbewusstsein und eben um das Thema Natur.
Schlussendlich müssen die großen europäischen Möbelnationen gegenüber den neuen Wettbewerbern aus Asien und allen voran aus China zusammenhalten. Das bedeutet, sich auf Design, Qualität und Innovation zu konzentrieren und nicht auf den Preis. Das europäische Möbelprofil muss sein hohes Niveau unbedingt beibehalten. Nur so bleiben wir in der globalen Welt zukunftsfähig.