Irgendwie scheint aus dem Separatistenspektakel momentan „die Luft raus“ zu sein? Automatisch beginnt die Ursachenforschung und – mehr noch – die gegenseitige Schuldzuweisung unter den üblichen Verdächtigen.
Man will jetzt unbedingt die Kommunalwahlen im Mai abwarten und aus deren Ergebnis die Chancen der Separatisten im September beim 27-S beurteilen. Nur wenn diese positiv eingeschätzt werden, so denkt sich Mas wohl im Geheimen, lohnt es sich den 27-S überhaupt erst offiziell zum Wahltermin zu machen, denn bisher ist er bekanntlich nur eine unverbindliche Absichtserklärung. Die späteste Frist, den 27-S zum verbindlichen Wahltermin zu machen, ist Anfang August.
Ein weiterer Grund dafür ist die zunehmende Weigerung vieler Akteure dem 27-S plebiszitären Charakter zuzuerkennen, ihn statt dessen als eine „stinknormale“ vorgezogene Neuwahl zu werten.
Schon unterstellen viele zu Recht dem Opportunisten und Taktiker Artur Mas, dass er die Wahl unter diesen Umständen erst gar nicht ausrufen und statt dessen diese Legislaturperiode (als seine Erste!) zu Ende „regieren“ wolle!
Keiner traut dem anderen noch über den Weg…
ERC hofft auf den letzten Drücker in die CiU-Regierung des Artur Mas eintreten zu können. Sollte Mas die vorgezogene Neuwahl aussetzen, dann bräuchte er die ERC aber nicht in der Regierung und die UDC bräuchte nicht aus dem Bündnis CiU auszutreten. ICV und CUP wurden weder gefragt, noch informiert über die Gespräche, obwohl man beide Parteien den letzten Umfragen zu Folge bräuchte, um überhaupt auch nur eine hypothetische Separatistenmehrheit im katalanischen Autonomie-Parlament zusammen zu bekommen.
In diese unsicheren Zeiten platzt noch der Ex-Minister José Bono mit der „Neuigkeit“, dass damals, am 20. Januar 2006, der zuständige katalanische Verhandler Artur Mas, dem spanischen Ministerpräsidenten Zapatero, PSOE angeboten habe, den Begriff „Nation“ gegen mehr Geld für die Katalanen zu tauschen. Bono ist sicher nicht die vertrauenswürdigste Quelle, aber Artur Mas wäre ein solches Taktieren unbedingt zuzutrauen…
Allen zusammen könnte aber Mariano Rajoy, die autistische PP-Sphinx in Madrid, einen Strich durch die Rechnung machen, wenn er Angesichts sich bessernder Wirtschaftsdaten seinerseit vorgezogene Neuwahlen für die nationalen Wahlen in Spanien, einschließlich Kataloniens ausrufen und diesen Termin ebenfalls auf den 27-S legen würde. Das würde die katalanischen Separatisten vermutlich entscheidende Stimmen kosten?