Eine Klärgrube lief unbemerkt über Nacht über und verunreinigte Strand und Meer
Riesige Schaumkronen am Strand vom Camel Beach machten sich heute in den frühen Morgenstunden in Bodrum Ortakent Yahsi und Kargı breit. In der Site Yeşil soll die Kläranlage in der Nacht übergelaufen sein, so dass der menschliche Unrat direkt ins Meer gelang. Wind und Wellen bildeten einen dicken Schaumkronenteppich und spülten diesen bis zu den Mittagsstunden an den Strand. Die Gemeinde reagierte blitzartig und schickte Sachverständige an den Camel Beach um Wasserproben zu entnehmen, um so festzustellen zu können, wie schädlich die Kloake für Anwohner und Einheimische ist. Entwarnung! Ab heute Nachmittag darf wieder gebadet werden. Dennoch: Der Supergau für Touristen, Anwohner, Hotels, Pensionen und Reiseanbieter.
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Häuschenbesitzer und Touristen, die in den zahlreichen Wohnanlagen und in den anliegenden Hotels wie Cocos The Club und Lighthouse Hotel gerade Urlaub machen, trauten ihren Augen heute Morgen nicht als sie riesige Schaumkronen-Teppiche auf der Ägäis und am Strand sahen. Anja Krieger (43) aus Alanya, die mit ihrem Sohn Paul (4) gerade Ehemann TC Zekeriya Özhan Çalışkan besucht, schickte die Fotos per Messenger und schrieb: „Unfassbar. Ein Techniker verriet mir, dass wohl die Klärgrube in der Site Yeşil in der Nacht übergelaufen sein soll. Der Hausmeister hat aber heute früh gleich die Gemeinde informiert. Immerhin. Trotzdem frage ich mich: wie kann so etwas passieren? Alle meiden den Strand und liegen am Pool. Verständlich. Wer will bei so einem Anblick das Risiko einer Erkrankung auf sich nehmen und im Meer schwimmen? Ich nicht!”
Bereits im Mai und Juni blühte die Ägäis rund um den Camel Beach
Offensichtlich ist das heutige Ereignis tatsächlich auf menschliches Versagen zurückzuführen und eher die grosse Ausnahme in Bodrum. Allerdings gibt es am Camel Beach ein schwarzes Schaf – ein Restaurant-Betreiber (Name ist der Redaktion bekannt), der bereits seit fünf Jahren seine Klärgrube für die öffentlichen Toiletten nicht mehr leeren lässt, weil er die Kosten hierfür scheut. Dabei nimmt er seinen Strand- und Restaurant-Gästen für die Nutzung der öffentlichen Toiletten Geld ab: 1 TL pro Toilettengang. Von den Einahmen könnte er die Leerung der Klärgrube finanzieren. Doch er hält sich für besonders (Bauern)-schlau. Vor fünf Jahren liess er unterirdisch von den öffentlichen Toiletten eine Konstruktion bauen, um die Kloake direkt in den Flusslauf mit Hilfe einer elektrischen Pumpe zu entsorgen. Abend für Abend setzt er die Pumpe in den Sommermonaten ab Mitternacht unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein, um sich so der “Kacke” seiner zahlenden Gäste zu entledigen. Der Gestank ist Nacht für Nacht für rund eine Stunde bestialisch!
Langanhaltende Regenfälle und Stürme im Winter lassen den Flusslauf zum reissenden Strom werden. Die gewaltigen Wassermassen direkt am Camel Beach Höhe Efem Restaurant donnern über den Strand direkt ins Meer. Jetzt kommt zum Vorschein, was der Restaurantbetreiber in den Sommermonaten heimlich unterirdisch im Flusslauf pumpt. Jede Menge Unrat und Kloake wird jetzt direkt an den Strand und in die Ägäis gespült. Ende April/Anfang Mai, noch ehe die ersten Früh-Bucher am Camel Beach Urlaub machen, rückt der Bulldozer an. Mit schweren Getöse schaufelt er mit Sand vom Strand die stinkenden Algen- und „Schitt”-verseuchten Wasserpfützen zu. Ein Manager vom Cocos The Club Hotel erinnert sich gut: “Im Juni blühte die Ägäis rund um den Camel Beach. Riesige Schaumkronen bildeten sich im Wasser. Ein klares Zeichen von Übersäuerung und Sauerstoff-Verlust. Es war fruchtbar. Ich informierte umgehend die Gemeinde über den Vorfall, die tatsächlich Wasserproben entnahmen. Manch Einheimischer führt sich hier wie ein Patriarch auf. Sie denken: “Mein Land. Da kann ich tun und lassen was ich will.” Die Wahrheit ist: Wir leben vom Meer. Wenn wir die Natur nicht achten und entsprechend schützen, dann schaden wir uns zwangsläufig damit.”
Eine Kanalisation soll nach der Saison 2016 fertig gestellt werden, aber…
Seit Herbst 2015 wird in allen Gemeinden Bodrums an einer flächendeckenden Kanalisation gebaut. Bedauerlicherweise wurde diese bis zur Saisonbeginn in Ortaktent nicht ganz fertiggestellt. Ein heiser Tropfen auf dem Stein. Viele private Personen scheuen die Kosten der Kanalisation und lehnen diese ab und nutzen weiterhin lieber die vorhandenen Klärgruben auf dem eigenen Grundstück.
Dennoch – die «blaue Flagge» weht auch in Bodrum!
Die “Blaue Flagge”
1993 wurde an der türkischen Südküste die erste „Blaue Flagge“ gehisst, ein exklusives Öko-Label für Sauberkeit von Strand, Wasser und Umweltschutz. Heute weht die Flagge an rund 174 Stränden der Türkei. Tendenz steigend. 98 der ausgezeichneten Strände befinden sich an der türkischen Riviera – ein Zeichen für die hervorragende Qualität der touristischen Zentren um Antalya. Bodrum darf sich glücklich schätzen wenigstens eine «blaue Flagge» für einen Strand zu besitzen.
Die internationale Umwelt-Auszeichnung für ökologisch wertvolle Strände und Yachthäfen verlieh acht Mal in Folge die Blaue Flagge für den Strand in Bodrum Yalıçiftliği. Die Hotelanlage Hapimag Resort Sea Garden ehemals Sea Garden II ist nur für Hotelgäste zugänglich.
Hier die Top 10 der Türkei:
1. Bodrum Yalıçiftliği – Hapimag Resort Sea Garden (Der Strand ist 540 Meter lang und 30 meter breit – nur für Hotelgäste zugänglich)
2. Marmaris – Club Resort Select Maris
3. Fethiye – Hillside Beach Club
4. Bodrum Yalıçiftliği – Kempinski Barbaros Bay
5. İzmir – Özdere Orta Mahalle öffentlicher Strand
6. Fethiye Ölüdeniz – Kumburnu öffentlicher Strand
7. Göcek – Swissotel
8. İzmir Karaburun – Akvaryum Strand
9. Mersin – Kızkalesi öffentlicher Strand
10. Çanakkale Ayvacık – Eden Gardens Otel
Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass sich die Umwelt-Misere von heute Morgen in der Ägäis und rund um den Camel Beach für Mensch und Natur verflüchtigt und keinerlei weiteren Schäden verursacht.