Erlöse mich
Michael Robotham
Goldmann, 2014
978-3442313174
14,99 €
Marnie hat gerade ein beschissenes Leben, aber ihr größtes Problem ahnt sie nicht einmal. Sie wird verfolgt auf Schritt und Tritt. Nie ist er weit entfernt, nie kann jemand ihr etwas böses tun. Als sie ihren Mann für tot erklären möchte, wird alles noch viel, viel schlimmer und sie ahnt, dass sie eine Veränderung nicht alleine bewirken kann …
Marnie ist eine Mutter, die gerade viel durchmachen muss. Dafür hält sie sich erstaunlich gut und das sie verzweifelt ist, merkt der Leser oft. Sie wirkt dadurch aber nicht nervig, so wie es mir oft mit anderen verzweifelten Protagonisten geht. Marnie hat den Vorteil, dass sie einige Dinge anpackt und bei anderen verzweifelt ist, dadurch entsteht ein gutes Verhältnis.
Ihre Kinder sind zum Teil nervig, da in der Pubertät oder sehr süß, da sehr schüchtern. Ich mag die Familienrituale, aber auch die Momente, in denen Marnie sich mit ihrer Tochter zofft. Ein normales Familienleben halt.
Nun zu meinem Lieblingsermittler: Joe. Er ist so ein scharfsinniger Kopf und ich will nicht, dass er immer kränker wird. Leider ist das wohl nicht aufzuhalten und ich mag es auch diesmal, wie er versucht mit seiner Krankheit klarzukommen und Marnie helfen will. Für alle Ruiz Fans: auch er ist wieder mit dabei und ich liebe seinen Humor!
Zur Kulisse gehören diesmal für mich eindeutig die Einschübe des “Watchers”. Sie sind kursiv gesetzt und fallen au der Geschichte heraus. Sie sind in einem ganz anderen Ton geschrieben und wirken auf mich, denn ich bekomme Gänsehaut, wenn ich an die verqueren Gedanken der Person denke.
Sonst befinden wir uns in einer Großstadt, in der Menschen recht anonym zusammenleben. Das sieht man sehr gut an der Wohnanlage, in der Marnie wohnt.
Im Prinzip ist sie recht simpel und beruht darauf, dass Marnie nichts ahnt und ihre Umwelt auch nicht. Aber es gibt noch einen Trick. Auch dieser ist schon in anderen Thrillern dagewesen und gut angewendet worden, denn wir werden ein bisschen verunsichert. Marnie hat nämliche eine Krankheitsvorgeschichte, die auch sehr gut zu Joe passt ;) Damit habe ich euch immer noch nicht zu viel verraten und nur das, damit ihr nicht glaubt, dass es ein Spoiler ist.
Wir befinden uns also in Marnies Leben mit vielen Tiefen und irgendwie gerät sie auch unter Mordverdacht. Natürlich will Joe helfen, er wäre sonst nicht mein Lieblingsermittler. Außerdem hilft ihm Ruiz, denn manche Dinge kann Joe einfach nicht und schließlich lebt er auch gefährlich. Ich mag es, dass die beiden ein nettes, loses Team sind.
Zwischendurch gibt es die kursiven Szenen, in denen man Einblick in eine ziemlich kranke Psyche bekommt. Mir macht es Gänsehaut, sie sind gut eingestreut und verwirren zusätzlich.
Der Thriller lebt nicht durch seine Brutalität, obwohl ich finde, dass es auffallend viele Leichen gibt über die nicht geredet wird. Trotzdem ist er ziemlich blutleer, denn allzu große Beschreibungen der Gewaltaktivitäten gibt es nicht. Der Thriller bezieht sein Grauen durch das Beobachtungsgefühl, die Verwirrung und die Probleme von Marnie. Deswegen kann ich dieses Buch auch empfehlen, wenn jemand etwas gegen Blut und Leichen hat, obwohl es einige gibt.
“Erlöse mich” sieht ziemlich gut aus und durch den flotten Schreibstil von Michael Robotham habe ich den dicken Wälzer nur so verschlungen. Leider finde ich den deutschen Titel nicht so gut, da er andere Assoziationen bei mir auslöst, als zum Beispiel “Watching you” – der Originaltitel.
Trotz Titelmängel habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Die Spannung entsteht nicht durch viele Morde oder sehr bildliche Morde, sondern durch das Gefälle zwischen Sein oder Nichtsein und die Beobachtung: