Erleuchtete Aktivität

tibet-625177_1920Wie bekannt ist, gibt es viele verschiedene Yidams oder Meditationsgottheiten. Guru Rinpoche wird als die Wurzel aller Yidams angesehen, womit die Quelle aller spirituellen Errungenschaften gemeint ist. Denn wann immer man einen Yidam oder eine Meditationsgottheit verwirklicht, erlangt man spirituelle Verwirklichung und entwickelt die Stufen der Realisation. Diese Ebenen werden in zwei Kategorien eingeteilt: jene, die als gewöhnlich betrachtet werden, was alles außer Erleuchtung ist und alle anderen Ebenen, jene ungewöhnlichen oder höchsten Stufen, was Befreiung, Erleuchtung oder Buddhaschaft bedeutet. Abhängig von den karmischen Tendenzen oder der Richtung, die man verfolgt, wird man mit spezifischen Meditationsgottheiten zu verschiedenen Zeiten im Leben oder am Pfad arbeiten.

Vajrasattva

Mit Vajrasattva sind beispielsweise alle sehr vertraut. Besonders diese Gottheit wird vollendet, um negatives Karma zu bereinigen. Obwohl alle Meditationsgottheiten negatives Karma reinigen, ist dies die besondere Funktion von Vajrasattva. Vajrakilaya hat eine besondere Aufgabe beim Reinigen von Hindernissen und dem Verleihen von „Thrinle“, den wundersamen oder erleuchteten Aktivitätsmächten. So hat eben jede eine spezifische Funktion. Durch diese Funktion werden die Errungenschaften auf die Ebene der Wesen gebracht: gewöhnliche und höchste.

Tara

Alle Taras haben dieselbe Funktion, welche die unglaubliche Macht der Verwirklichung der erleuchteten Aktivitäten jenseits des Vorstellbaren ist. Es gibt viel, sowohl in Kama und Terma über Dölkar oder Weiße Tara. Sie vollendet die befriedende erleuchtete Aktivität und besonders von diesem Standpunkt aus vermehrt sie das Leben, die Lebenskraft und Lebenserwartung. Ebenso gibt es eine Vermehrung von Verdienst und ein Anwachsen von Macht und Ausstattung. Man sollte bedenken, dass die Weiße Tara eigentlich eine Gottheit für die vermehrende Aktivität ist. Als ein Buddha reinigt sie von den beiden Verdunklungen und verwirklicht den zweifachen Nutzen. Alle Taras dienen derselben Funktion, natürlich auch dem Bereinigen von Hindernissen auf dem Pfad, besonders den Hindernissen, die entsprechend der acht oder 16 Ängste auftreten. Tara kann einem großen Frieden im Geiste bringen und einem die Gelegenheit bieten, Hindernisse am Pfad zu klären. Im Fall der Weißen Tara hilft sie einem nicht nur Hindernisse am Pfad zu klären, sondern betont und vermehrt alle jene Qualitäten, die man bereits hat, einschließlich der Vermehrung der Lebensspanne.
Es gibt viele Gründe um die Weiße Tara hier darzustellen. Einige der zuvor genannten beinhalten den Schutz vor Angst vor den Elementen, Wind, Erdbeben und anderen äußeren Schwierigkeiten, die auftreten können, ebenso vor unheilbaren Leiden und Krankheiten. Ebenso ist das Vermehren von Ausstattung und Reichtum. Es gibt auch ein paar Gründe für das Bauen hier in einem armen Land. Weil es ein armes Land ist und die Leute viele Schwierigkeiten haben, wäre es wirklich von Nutzen für sie. Das ist eigentlich die Hauptidee: den Menschen von Nutzen sein.

Reinigung

Man hat so viel Unheilsames, dass durch das Tor des Körpers, durch den physischen Körper angesammelt wurde. Natürlich sind diese vom Geist motiviert, aber dann durch den Körper ausgeführt. Niederwerfungen sind eine sehr machtvolle Praxis für deren Reinigung. Man sollte berücksichtigen, dass dies als Ergebnis den Nirmanakaya oder die Verkörperung der absichtlichen Manifestation errichtet. Wenn alle körperlichen Hindernisse bereinigt sind, wird diese Verkörperung gegeben sein. Dies ist die eigene Natur und es wird das Ergebnis sein. In der Zwischenzeit wird man durch das Ausführen der Niederwerfungen und dem Reinigen der körperlichen Negativitäten größere Schönheit entwickeln oder Präsenz, Gesundheit und Körperkraft werden einem in diesem Leben entstehen. Wenn nicht in diesem Leben, dann gewiss im nächsten Leben. In diesem Leben kurieren die Niederwerfungen Krankheit und Gebrechen und befrieden körperliche Probleme. Dies ist eine Übung, die wirklich viele, viele wichtige Punkte hat. Sie ist nicht einfach nur eine Praxis, bei der man mit seinem Kopf nur den Boden berührt. Wenn man sich dabei nichts denkt, dann wird sie dies natürlich sein! Man sollte mit Vertrauen praktizieren, dann ist es gewiss. Aber sogar wenn nichts darüber weiß und Niederwerfungen ohne Glauben macht, ist es noch immer besser, als die Art, wie man sonst die Zeit mit bedeutungslosen Übungen verbringt.
Wie die Niederwerfungen ist das Umkreisen von Statuen und Stupas eine vergleichbare Art von körperlicher Praxis mit der man negatives Karma beseitigt, das man durch den Körper angesammelt hat, ebenso wie die Praxis der Erzeugungsstufe beim Gottheiten-Yoga. Wenn man Ermächtigung erhält, ist die erste Ermächtigung die so genannte Vasen-Ermächtigung. Diese bezieht sich auf den Körper und auf die Reinigung des negativen Karmas, welches körperlich angesammelt wurde. Obwohl Körper, Rede und Geist gesondert ausgeführt werden, ist der Geist die Hauptkraft, die bewirkt, dass Körper und Rede ihm dienen. Gewöhnlich ist der Geist so sehr mit dem Körper verbunden. So lange man in diesem Körper ist, dient der Körper dem Geist. Wenn man daran denkt, ist das negative Karma, welches man durch den Körper angesammelt hat, wirklich riesengroß. Und es ist sehr wichtig, dass man spezielle Praktiken nicht nur mit dem Geist und guten Absichten ausführt, um dies zu beseitigen, sondern sogar unter Verwendung des Körpers, um diesen Prozess umzukehren.

Von Gyatrul Rinpoche. Übersetzt vom Ngak’chang Rangdrol Dorje (Enrico Kosmus, 2009). Möge es für die Praktizierenden eine Inspiration sein!


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