Ich freue mich jetzt schon auf meinen erneuten Radsport- und Surfurlaub auf Fuerteventura im Frühling, der vielleicht auch etwas mit Triathlon zu tun haben wird. Was ich unbedingt wieder erleben möchte – denn es wird niemals langweilig auf dieser oftmals mit Tristes und Einöde in Verbindung gebrachten Insel – sind die zahlreichen Erlebnisse der letzten Jahre. Aber erst während des vergangenen Urlaubs habe ich die reiche Landschaft und Tierwelt und die vielfältigen Möglichkeiten sportlich aktiv zu sein, richtig ausgeschöpft.
Meine erste Radreise vergangenes Jahr hat mir nicht nur gezeigt, wie viel Spaß es machen kann, Berge zu erklimmen. Es hat mir die Insel von einer ganz anderen, neuen Seite näher gebracht und ich durfte endlich neben dem Surfen auch das machen, worum ich so viele vor Ort sonst so beneidet habe: Rennradfahren.
Zu meiner Vorbereitung für mein dortiges Training gehört auch, dass ich mir meine Touren vorher am Computer erstelle und mir auf mein Edge lade. Die schönsten Runden quer über die Insel und den Süden, möchte ich heute hier mit euch teilen und ihr könnt sie euch natürlich auch gern herunterladen. Die genauen Details und Links findet ihr am Ende dieses Beitrags. Meine Lieblingsstrecke seht ihr aber schon einmal direkt auf dem folgenden Bild.
Alle Bilder könnt ihr zur Vergrößerung anklicken.
Berge, weites, steppenartiges Land, Dünen und lange Sandstrände sind mir besonders in Erinnerung geblieben. Der Wind ist natürlich niemals zu unterschätzen und so wurde das Klettern mit dem Rad die Berge hoch zu einer erlösenden Abwechslung, wenn auch nicht minder anstrengend. Aero-Position hin oder her, aber der Wind kann einen doch ganz schön ausmergeln.
Diese Passagen haben mich aber auch zu einigen meiner Lieblingsplätze auf dieser Insel gebracht: Betancuria und Pajara. Auf dem Weg dorthin kommt man nicht nur an einer Vielzahl von Ziegenfarmen vorbei, die einen ordentlich aus dem Tritt bringen können. Ohne Vorwarnung setzt sich nämlich einfach mal so eine freilaufende Herde in Bewegung, die zurück zur Farm möchte. Essen- und Melkzeit. Ziegen scheinen ihre ganz eigene innere Uhr zu haben! Dabei kreuzen sie die Straße, die wir Radfahrer gern mal nur für uns beanspruchen. Wir warten. Wir freuen uns und staunen. Wir warten.
Nähert man sich langsam den Bergen passiert es nicht selten, dass man im Frühjahr an den Hängen die allein gelassenen Lämmer lautstark weinen hört. Je nachdem wie man die Runde gestartet hat, kann man sich zum Beispiel von einem Hagelschauer in Toto überraschen lassen und kommt anschließend nach Pájara.
Dort kann man an einem Tag der vielen ersten Mal, etwas Kraft schöpfen und kurz trocknen. Wenn man nämlich Frühlings- oder Winterschauer über sich ergehen lassen muss und so das erste Mal bei Regen mit dem Rennrad Berge hinab fährt oder man bei Sturmböen selbst bei Abfahrten ordentlich strampeln muss.
Absolutes Highlight ist in Pajara das Wasserschöpfrad, das von einem Esel betrieben wird. Bitte Trinkgeld geben, macht ja auch nur seinen Job und nicht die Mittagspause vergessen! Dann findet man dort nämlich niemanden vor.
An der Weggabelung gibt es zwei Möglichkeiten: immer weiter aufwärts in die Berge nach Norden oder Richtung Süden mit etwas weniger hohen, aber dennoch anspruchsvollen Passagen, die einen hinab nach La Pared führen. Dort, wo sich die Surfer treffen, dort wo man noch die Ruhe am Strand genießen kann.
Wer möchte, kann kurz hinter Pajara seine Tour um einige Kilometer verlängern und biegt zur Küste nach Westen nach Ajuy ab. Die zumeist einsam anmutende, leicht wellige Landstraße, die sich je nach Tour zuweilen richtig dahin ziehen kann, führt in ein Fischerdorf.
Ein geschichtsträchtiger, wenn auch kleiner Ort mit seinen knapp einhundert Einwohnern. Aber genau dort kann man von einem unscheinbaren Café oberhalb des Strandes, eine prächtige Aussicht auf den Atlantik bei vielleicht dem besten Kaffee der Insel genießen.
Unbedingt nach dem Kaffee des Hauses fragen! Eine Gewürzmischung und ein bunter Strohalm lassen ihn zu etwas Besonderem werden. So kann man sich während einer Radtour auch mal stärken.
Quält man sich zurück nach Süden muss man das Naturschutzgebiet Montaña Cardón überwinden. Nach einer vier Stunden Tour oder selbst bei einer kleinen Runde, können die Rampen ziemlich in die Beine gehen. Aber das liebte ich ja. Also führte es mich dort direkt drei Mal gezielt entlang. So konnte ich die Anstiege von drei verschiedenen Seiten ausprobieren. Jede hatte seine Eigenheit.
Während der Weg vom südlichen La Pared eher gemächlich, wenn auch nicht ohne Anstrengung stetig bergan geht, so sind die Anfahrten über Norden und Südwesten um ein Vielfaches anspruchsvoller. Wenn ich schon manchen Kilometer auf dem Edge stehen hatte, verlangten die Serpentinen der nördlichen Route nach meinen letzten Reserven.
Der Weg von Südosten plätschert ganz ruhig vor sich hin, bis man das Bergmassiv vor sich hinausragen sieht. Innerhalb weniger Kilometer muss man die Höhe erklommen haben. Was hier so flach erscheint, kann ordentlich Arbeit bedeuten, wenn man für einen Fotospot absteigt. Einfach wieder in die Pedale treten ist da nicht. Dann muss man nämlich mitten auf der Straße Schlangenlinien fahren, um das Rad überhaupt wieder bewegt zu bekommen! Das Schild muss übrigens falsch sein. Das waren niemals nur 10%. Vielleicht genau dort, wo das Schild stand, aber wirklich nicht hinter dem Hügel, der die wahre Schräge verbirgt.
Alternativ geht natürlich auch schieben, der Gipfel ist schließlich so nah. Aber wer möchte das schon!?
Im Wahn oder Übereifer können einem da schon einmal die merkwürdigsten Sprüche einfallen. Je nach Gemütszustand und Wetterlage schwankten diese zwischen Filmklassiker und Schnulze. Überquert man die Anhöhen und lässt es rollen, könnte es an gut laufenden Tagen schon einmal ‘bis in die Unendlichkeit und noch viel weiter‘ gehen. Blickt man erschöpft und sprachlos der unfassbaren Aussicht wegen in die Ferne, kommt mir spontan ‘ah! Venedig‘ in den Sinn.
Folgt ein Berg dem anderen während das Zuhause noch unfassbar weit weg scheint, man aber schon Stunden unterwegs ist und strampelt, als gäbe es kein Morgen, kann man nur vermuten, dass ‘sie nicht wissen, was sie tun‘.
‘Der alte Mann und das Meer‘ wirkt etwas der Welt entrückt, wie er da draußen in einem Fischerdorf, das ich passierte, in seinem Boot mitten auf dem Atlantik wippt. Während dessen macht sich ein ‘Schatten über das ganz Land‘ breit und der seichte Wind frischt wie fast jeden Tag richtig auf.
Schwitzend in meinen Radschuhen, mich dem Wind entgegen stemmend, denke ich nur an frischen Rasen und wie es wäre, jetzt ‘barfuß im Park‘ spazieren zu gehen, während sich das ‘Salz auf meiner Haut‘ ausbreitet…
Entscheidet man sich in Pajara aber für die Berge, sollte man sein Trinken auffüllen und noch einige Erdnüsse einpacken. Nicht weil sie uns als proteinreicher Snack schmecken, sondern weil man sie als Gastgeschenk für die Streifenhörnchen mitbringen muss.
Viele Straßen gehen hinauf, hinauf und sind umrahmt von Leitplanken. Nun fällt man ja nicht einfach mal so vom Berg, aber sie verleihen mir ein einigermaßen sicheres Gefühl. Mulmig wird es mir immer dann, wenn die Planken plötzlich enden und durch Betonboller abgelöst werden. Hier und da fehlt dann auch schon mal einer. Was da wohl passiert sein mag?
Der Weg nach Betancuria führt über einen wunderbaren Aussichtspunkt. Umgeben von Bergen bietet sich bei klarer Sicht ein sehr schöner Blick über Täler und kleinere Hügel raus auf den Atlantik. Anschließend kehrt man natürlich nicht um, sondern nimmt die Abfahrt nach Betancuria, um sich dem nächsten Berg zu stellen. Ist man in dem kleinen Ort angekommen, kann man ruhig seine Flaschen ein weiteres Mal füllen. Aber Achtung, die kleinen Läden nehmen ihre Mittagspause sehr ernst. Zur Not hilft das idyllische Restaurant aus.
Weiter geht es auf den Serpentinen und wenn man glaubt, gleich hat man den Gipfel gestürmt, liegt man falsch. Noch die ein oder andere Kurve. Der sonst so passable Asphalt wird grob und es folgt eine längere Gerade. Oben angekommen warten dieses Mal neben einer sensationellen Aussicht ins braunrote Tal die Bronzestatuen der einstigen Könige Ayose und Guize, die mich nach kurzer Rast auf den Heimweg schicken. Quer durch das Land kann man nach erfolgreicher Abfahrt, seine Tour im Wind Fuerteventuras beenden.
Wie anfangs versprochen nun die passenden Links zu einigen Routen. Bitte nicht wundern, hier und da habe ich einen Stop eingelegt oder habe es einfach rollen lassen. Ausgangspunkt ist bei den folgenden Touren immer die Südostküste. Aber ihr sie natürlich überall starten.
94km Tour über Betancuria: klick hier
Die längste Runde, die ihr auch auf dem ersten Bild ganz oben dargestellt seht – sie geht von Tarajalejo nach Tuneje weiter über Antigua nach Betancuria und hinab nach Pajara, um dann über Cardón und La Pared zurück zu fahren.
Eine schöne Acht könnt ihr mit der folgenden Route wegstrampeln: klick hier.
Natürlich auch da fast im Zentrum, also passend für eine kleine Pause, Pajara.
Café Ajuy: klick hier.
Den leckersten Café der Insel dürft ihr euch auf dieser Runde gönnen.
Kleine Runde über Cardón: klick hier.
Meine kleine Cardón Runde ist genau richtig, wenn man sich kurz und schnell auspowern möchte und nur eine richtige Steigung angehen will.
In meinem Flickr Album Rennradfahren auf Fuerteventura könnt ihr eine Vielzahl weiterer Aufnahmen von meinen Reisen auf diese Insel finde. Meinen ersten Reisebericht könnt ihr hier nachlesen.
Falls auch ihr schon einmal auf dieser Insel mit dem Rad unterwegs gewesen seid, lasst mich doch wissen, welche Strecken ihr empfehlen könnt und welche Aussichtspunkte ich bei meinem nächsten Radurlaub unbedingt anfahren sollte. Es würde mich sehr freuen.