Erinnerungskiste: Teenagerjahre, Freundschaften und: Graupenrisotto mit Suppengemüse

Könnt Ihr Euch noch an Eure Pubertät erinnern? Oder habt Ihr diese Zeit ganz fest in einer Kiste verschlossen und mit Beton und Stahlseil versehen auf dem Grund des Ozeans versenkt? Ich meine, das war doch eine wunderbare Zeit: die Haut sah nie besser aus, man war total ausgeglichen, gab universelle Weisheiten von sich und Drama – ach Drama, das kam im Teenager-Kosmos doch eh nicht vor.

Also, ich habe eine Pubertäts-Erinnerungskiste.

Und nein, damit meine ich nicht meinen Kopf – auch wenn ich (ganz selten) noch heute zum Drama neige und meine Weisheiten sicher noch universeller geworden sind. Nein. Vorausschauender Weise hab ich damals für mein älteres, vernünftigeres Ich eine total wichtige, literarisch hochwertige Sammlung an Weltschmerz… ääh, Gedichten hinterlassen. Das ist toll! Wenn ich später mal Kinder im pubertier-fähigen Alter habe, werde ich ihnen daraus vorlesen. Da findet sich was für alle Gelegenheiten: der erste Liebeskummer, eine schlechte Schulnote, Unverständnis der Eltern. Für die großen Themen eben, die für die Rotation der Erde verantwortlich sind.

Was sich auch findet, ist ein Gedicht für meine Freundinnen. Eine kleine, feine Liebeserklärung. Ich hatte in letzter Zeit aus vielerlei Anlass Gelegenheit, über das Thema Freundschaft nachzudenken und da mein pubertierendes Ich auf alles eine Antwort wusste, wand ich mich dorthin, um Hilfe zu finden.

Your friendship now is my worthiest treasure
The laughter of you my very own pleasure

Für Tage voller Erinnerungen:
Graupenrisotto mit Suppengemüse

Graupenrisotto mit Suppengemüse

Für 1 Person, die in Erinnerungen schwelgt
  •  60 g Graupen
  • 100 ml Riesling (ich: Riesling aus der Kiedricher Sandgrub vom Weingut Speicher-Schuth)
  • 300 ml Gemüsefond
  • 20 g Parmesan
  • 1 kleines Bund Suppengrün, oder:
    • 1 Möhre
    • 35 g Lauch (ca. 1/4 Stange)
    • 60 g Sellerie (Knolle)
    • einige Zweige Petersilie
  • Olivenöl, Butter
  • Salz, Pfeffer
>>> Die Eltern wünschten sich letztes Jahr zum Essen Lamm und Pistazien. Als Beilage hatte ich  ein Graupenrisotto geplant, mit einem wunderbar würzigen englischen Bio-Cheddar. So weit, so gut. Denkste! Ich schwang also – ein fröhliches Lied auf den Lippen* – den Kochlöffel und plante die letzten Finalisierungen für den Zeitpunkt, wenn die hohen Gäste eintrafen.** Der Vater schaute ganz neugierig in alle Töpfe und dann kam das, was man sich in einer solchen Situation am aller-aller-aller-meisten wünscht. Ein trockenes, leicht tonloses “Oh! Graupen…” Und zwar so eines wo spontan mindestens 4 Weiterführungsmöglichkeiten mitschwingen, von denen selbstverständlich keine [in Zahlen: 0] ausgesprochen wird. “…wollte ich schon lange mal wieder essen” schwang dabei übrigens nicht mit. Der selbstbewusste Koch überhört das an dieser fortgeschrittenen Stelle des Kochprozesses. Der etwas weniger routinierte Hobbykoch lässt fast (bitte nur fast!) die Lammlachse mit der Pistazienkruste verkohlen.***
aus Graupensuppe wird Risotto
 Zunächst gieße ich mir ein Glas Wein ein, dann können die Spiele beginnen. Wenn ich Zeit habe und mehr aus dem Spaß an der Freude koche (oder die Zeit für weitere Erinnerungen benötige), bin ich ein großer Fan von Mis-en-Place und bereite zunächst alles vor: Gemüse und Schalotten fein würfeln, Käse und Petersilie grob hacken – und restliche Zutaten abwiegen und bereit stellen. Den Fond erwärme ich in einen kleinen Topf.

Für das Risotto setze ich einem ausreichend großen Topf oder eine Pfanne auf. Den Topf wähle ich so, dass die Graupen sich in einer relativ kleinen Schicht auf dem Boden verteilen können – so kann das Risotto gleichmäßig garen. Ich erhitze das Olivenöl und gebe zunächst die Hälfte des Lauchs und kurz später die Graupen hinzu. Nach ca. 2 – 3 Minuten lösche ich mit dem Weißwein ab. Ich nehme relativ viel Weißwein, ich mag die Säure, die er dem Gericht am Ende gibt. Das ist allerdings Geschmackssache.Danach wird Kellenweise der Fond untergegeben und das Risotto gerührt. Wenn der Fond eher zu Ende sein sollte als das Risotto gar, gebe ich heißes Wasser nach. Sobald die Graupen gar sind (nach etwa 20 Minuten) ziehe ich sie vom Herd und gebe etwa 1/2 bis 1 TL Butter unter. Dann lasse ich sie nochmal 1-2 Minuten bei geschlossenem Deckel stehen – anschließend sind sie (für mich) perfekt. Ich achte darauf, das die letzte Kelle Fond nicht komplett verkocht ist, damit das Risotto nicht trocken wirkt.

Parallel zum Risotto, etwa 15 Minuten nach Kochbeginn erhitze ich für das Gemüse in einem Topf etwas Olivenöl und schwitze darin den restlichen Lauch kurz an. Nach 2 Minuten gebe ich Karotten- und Selleriewürfel dazu. Alles darf ein paar Minuten schmoren, da das Gemüse ganz fein gehackt wurde, braucht es nicht lange. Wenn das Gemüse gar aber noch leicht bissfest ist, gebe ich die Petersilie dazu. Das Gemüse lasse ich recht pur und schmecke es nur mit etwas Salz und Pfeffer ab.

Graupenrisotto mit Karotten-Sellerie-Lauch-Gemüse

Nachsätze & Links

  • * Ich habe eine wunderbare Gesangsstimme. *hüstel* So wunderbar, dass ich mich frage, warum mich noch niemand zum Star machen wollte. Naja, vielleicht liegt’s daran, dass meine Meerschweinchen nicht für mich anrufen können. ;)
  • ** …denn ein Risotto ist genau zu einem Zeitpunkt perfekt. Danach nimmt der Essensgenuss leider ab. Hier ist der complete guide to perfect risotto – happily ever after.
  • *** Das Graupenthema konnte dann im übrigen schnell und friedlich beigesetzt werden. Es zeigte sich wieder einmal, das die Zubereitungsart beim mögen/nicht-mögen eine entscheidende Rolle spielt. Und auch das Lamm wurde nicht verletzt verbrannt.
  • Egal wie: ich steh total auf Graupen. Die Eltern jetzt hoffentlich auch ;-)
  • ‎Worauf ich auch total stehe sind virtuelle Blog-Freundschaften. Die liebe Becky hat mir vor geraumer Zeit einen Liebster Award verliehen. Ich habe schon mal hier und hier Fragen beantwortet. Und hier habe ich mich in freier Interpretation der Spielregeln geübt. Weil das so gut funktioniert hat, mache ich das auch heute wieder auf meine Weise. Danke! Die Liebe zu Herrn Ottolenghi teilen wir wirklich. Und Deine 2 Blogs sind wunderbar. Ich finde es beeindruckend, dass Du beide mit so viel Liebe füllst. Doch nun – Vorhang auf: Bitte, meine Damen und Herren, folgen Sie mir ganz unauffällig (in einer Schnur-länge Abstand) zu den Antworten. [ein beherzter Klick auf das folgende Bild eröffnet einen kleinen, Frage-geführten Einblick in meine Seele]Ein Brief für Becky

Schlussbemerkung: Dieser Artikel ist für meine Freunde; vor allem für diejenigen, deren Himmel gerade nicht ganz so hell ist. Morgen kommt ein neuer Himmel.


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