Erinnerungen-wie war das eigentlich damals?

“Wie war das eigentlich damals in der DDR. Du bist doch geflüchtet?”

B. fragt mich das. Spontan habe ich mich am Nachmittag bei ihr auf einen Kaffee eingeladen. Nun sitzen wir im Garten. Es ist nicht warm, aber die Sonne scheint.

In Berlin war B. gewesen, mit ihren Kindern, auch um Reste der Mauer zu sehen.

Wie war das damals? Ich habe hier im Blog immer wieder mal etwas geschrieben zur Flucht die keine wirkliche Flucht war, (dazu war die Ausreise über Ungarn zu einfach). Verfolgung, Gewalt, Bedrohung kannte ich in der DDR nicht. Letztlich war es Enttäuschung die mich auf die andere Seite trieb. Das Land für das Elternhaus und Schule mich erzogen hatten enttäuschte.

Die wirklich fürchterlichen Momente waren die-als ich Einsicht nahm in die IM Liste der Stadt Halle. Das war sehr viel später, als die DDR bereits Geschichte war.  Allein aus meiner “Clique”  waren drei Undercover. Ich glaube nicht das  Bespitzelung durch pubertäre IM´s auf dem Schulhof Normalität waren. Vielleicht wurden sie zwischen 86 und 89 tätig.  Was für ein verrückter Staat, der meinte mit Bespitzelung, nicht vorhandener Pressefreiheit und Indoktrination eine bessere Gesellschaft aufbauen zu können.

Nun also Einsicht in die IM Akten der Stadt Halle.

Namen über Namen und ich kannte Einige.  Im Alltag erlebte ich Sicherheit, Normalität, Alltag solange ich zur richtigen Seite gehörte. Das Monster des doppelten und dreifachen Bodens drang erst später ins Bewusstsein. Zum Beispiel in dem Moment als ich mich weigerte nach der Kandidatenschulung in die SED einzutreten. Erste Zweifel waren zu groß geworden.  Erste Zweifel tauchten bei Begebenheiten wie dieser auf:

Da war A. ein Freund(wir waren 15,16) mit dem ich manchmal abends loszog um  Klingelstreiche zu machen. Mit keinem konnte ich so lachen und quatschen, zeigte mir eines Abends seinen IM Ausweis. “Gab es dafür Ausweise fragt B.?”

Wir sitzen im Garten, es ist nicht warm aber die Sonne scheint. “Ja gab es.”

Die Freundschaft zu A. , fast hätte man es Verliebtheit nennen können löste ich auf. Aber da war keine Wut, kein Ärger, ehr eine Art Leere. Wer hier schon länger liest weiß, ich war lange begeisterter Pionier und FDJler, um so tiefer war der Fall. Dennoch-auch ich erinnere mich an Schlittenfahrten durch die Dölauer Heide, Kohlrouladen nach dem Samstagsunterricht, gewonnene Wettkämpfe, ersten Liebeskummer. Solange ich glaubte ich stünde auf der richtigen Seite, war das Leben etwas das klare Antworten bot. Wir waren die Guten. Bespitzelung ging über meinen Horizont. Das war etwas das sich von selbst verbot.  Etwas das blieb oder bleibt ist Skepsis gegenüber geschlossenen Weltbildern und dem Erahnen das die einfachen Antworten selten die richtigen sind.



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