Jaaa, es gibt so einige Situationen, in denen hab ich ziemlich treffsicher jedes Fettnäpfchen mitgenommen
Nun, ich hatte vor einem Jahr die Story schon mal angeschnitten und nun kam sie wieder hoch, da ich ja damals schon versprochen hatte, sie zu erzählen, wirds also höchste Zeit.
LAID, geile Band, die noch ordentlich rocken kann!
Wie ja alle nun wissen, war ich 15 Jahre lang Musikmanager und hatte ein Büro auf einem kleinen aber feinen Hinterhof in Kreuzberg. Auf der anderen Seite des Hofes gab es ein recht gut eingerichtetes Tonstudio, welches von diversen Musikern genutzt wird unter anderem auch, von einer Band bei der der Studioinhaber als dienstältester Musiker selbst mitspielte. Ich hatte den Namen der Band schon häufiger gehört, war ihnen aber bis Dato noch nicht begegnet.
Wie in jedem Jahr war ich auch zu Pfingsten bei meiner Mom, denn sie hat zu der Zeit Geburtstag. Und wie mich auch alle so kennen, reise ich ja immer mit Sack und Pack und ebenso wieder zurück. Natürlich auch dieses Mal.
Mein damals wichtigstes Utensil war mein kleiner PDA (für alle, die nicht wissen, was das ist, es ist ein kleiner elektronischer Kalender, der alles konnte, E-books, Office, Aufzeichnungen… – die Vorform vom Iphone also), in dem ich alles untergebracht hatte, was ich so brauchte, sämtliche Adressen und Telefonnummern, Termine und so weiter. Da das Ding ja auch nicht größer war als ein Iphone war es auch sehr verlockend, das an eine Seite eines Kartons zu stecken, ist ja so schön handlich und klein.
Wieder in Berlin angekommen packte ich schön am Morgen alle Kartons aus und entsorgte sie in der Papiermülltonne, die gerade frisch geleert war. Im Lauf des Tages, war es turbulent wie immer und das Telefon klingelte ohne Ende und auf einmal, es war schon Nachmittag bemerkte ich, als ich etwas notieren wollte, daß mein PDA nicht auf dem Schreibtisch lag – tolle Wurst. Ich begann also völlig panisch das Ding zu suchen, denn es war mein 2. Hirn.
Leider war ich mit meiner Suche nicht wirklich erfolgreich und so grübelte ich hin und her, wo ich ihn zum letzten Mal gesehen hab. Da fiel mir natürlich ein, daß ich ihn an die Seite des einen Kartons gesteckt hatte und ich ja am Morgen die Kartons entleert und entsorgt hatte – mir schwante Übles! Ich dachte also, ich hab ihn samt Karton in den Müll geschmissen. Also vorgerannt zu den Tonnen, aufgemacht und – sie war BIS OBEN HIN VOLL DIE TONNE!!!!!!
Ok, da jetzt am hellerlichten Tage drin rumzuwühlen, wäre ja ein wenig peinlich gewesen, also verschob ich mein Vorhaben auf einen späteren Zeitpunkt und schlich mich Nachts um 1 vor das Haus, um dort in Ruhe, ungestört und unbeobachtet nach meinem wertvollen Kleinod zu suchen. Da der Müllplatz recht dunkel ist, zog ich mir die Tonne vor den Hauseingang (zum Glück erster Hinterhof), denn der war gut beleuchet.
Ich begann zunächst ein wenig da drin rumzuwühlen, in der Hoffnung meine Kartons zu erblicken. Das führte leider zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis, also begann ich Stück für Stück die Tonne zu entleeren. Ich kann Euch sagen, so eine Papiertonne (die großen, breiten mit den Rollen) ist echt tief!
Irgendwann hing ich Kopfüber in der Tonne, meine Beine schwebten außen schon in der Luft, denn meine Arme reichten bei bestehendem Bodenkontakt der Beine nicht mehr bis runter. – An dieser Stelle muß ich mal kurz unterbrechen und einhaken – Kennt ihr solche Situationen auch, in denen ihr merkt, daß die Position, in der ihr Euch gerade befindet unglaublich lächerlich für einen Außenstehenden aussehen muß und lachen müßt, weil ich Euch gerade vorstellt, das von außen zu sehen? – So war es auch an der Stelle, ich hing kopfüber in der Tonne, die Beine strampelten in der Luft und ruderten, damit ich nicht das Übergewicht verlier und hineinfalle und meine Arme angelten nach dem Altpapier, während ich mich über mich selbst kaputt lachte.
Leider war ich noch nicht am Tonnenboden angekommen und meine Arme reichten auch nicht mehr aus um das unten liegende zu greifen und weiter vor zu beugen hätte dazu geführt, daß ich einfach kopfüber in die Tonne gefallen wäre. Also stieg ich raus und überlegte.
Es gab nur noch einen Weg an die restlichen Sachen heran zu kommen – nämlich komplett hineinsteigen. Eigentlich wollte ich das nicht riskieren aus Angst auf meinen PDA zu treten und ihn damit ins Nirvana zu schicken – aber in Ermangelung längerer Arme blieb mir nichts anderes übrig.
Ich kletterte also in die Tonne und hockte nun da drin und sortierte dort drin die verbliebenen Kartons und Papiere und suchte nach meinen.
Plötzlich merkte ich, wie im Durchgang zum 2. Hof, wo mein Büro und auch das Studio lag plötzlich Licht an ging. Ich dachte zunächst, daß das ja nicht sein kann, daß um die Zeit da noch jemand rumgeistert aber das Licht geht ja nicht von allein an. Dann hörte ich Stimmen, was mich neugierig machte, hätten ja auch irgendwelche Jungs sein können, die sich im Hof an etwas zu schaffen machen wollen.
Kurzum – ich kam natürlich mit dem Kopf aus der Tonne heraus und lugte neugierig Richtung Gang. (Schon allein das – nämlich daß da plötzlich ein Kopf aus einer Tonne kommt muß recht ulkig ausgesehen haben, zumal der meinige durch das Licht der Eingangstür auch noch wie mit einem Scheinwerfer beleuchtet wurde).
Was ich sah, waren 4 Jungs, inclusive dem Studiobesitzer, die augenscheinlich gerade aus dem Studio kamen. Die Jungs konnten sich das breite Grinsen nicht verkneifen, der Studiobesitzer ergriff direkt das Wort und sagte : “Mensch Sylvie, was machst Du denn da?” Ich entgegnete: “Ich such was!” und tauchte damit wieder in die Tonne ab und hoffte, sie würden das schnell vergessen. Wieder unten angekommen, hockte ich erst mal da und wurde mir der Tragweite dieser Peinlichkeit erst mal bewußt, das mußte also die Band sein, die ich ein paar Tage später kennenlernen sollte. – Na, die haben mich gleich richtig kennengelernt!
Nachdem sie weg waren und ich meinen PDA nicht gefunden hatte (der fand sich ein paar Tage später in dem letzten verbliebenen Karton an, den ich unter das Bett meiner Tochter geschoben hatte), habe ich die Tonne wieder eingeräumt, den Urzustand wieder hergestellt, und nach einer Dusche dann ins Bett in dem mein Kopfkino noch fleißig lief.
Ein paar Tage später stellte mir der Studiobesitzer dann auch im Büro den Sänger der Band vor, da ich angeboten hatte ein wenig zu helfen. Nun ratet mal, was das Erste war, was er zu mir gesagt hat?! – ” Ich bin Dan von Laid – Bist Du nicht die Frau aus der Mülltonne?” – Jaaaaa, ich war es! Alle Erklärungen an der Stelle wären makulatur gewesen, also lenkte ich schnell aufs Wesentliche. Irgendwann habe ich Ihnen auch erklärt was ich da gesucht habe, aber die Story bleibt uns allen in den Köpfen, genau so wie dieses Video hier, welches ein oder 2 Jahre später beim 1. Mai Feitertag bei einem der Bandkonzerte aufgenommen wurde und meine Tochter zeigt, die ordentlich gerockt hat und damit allen gezeigt hat wie es geht – Ehre wiederhergestellt würde ich sagen!