Anlaufpunkte, Treffpunkte einer ganzen Umgebung.Von der Großmutter bis zum Urenkel - hier konnte man sie alle treffen.
Am Kiosk.
Neulich war ich in der Stadt auf der Suche nach einer netten "Location" um ein altes Fundstück zu fotografieren. Ich war so unterwegs, da sah ich ihn plötzlich, den alten Kiosk.Irgendwie verlassen und vergessen, fast schon traurig anmutend stand er da - mitten im belebtem Stadtviertel. Ich hatte mein Ziel erreicht.Der kleine Rundkiosk, wann er wohl gebaut wurde und wer hier einst hinter der Glasscheibe stand und mit seiner Kundschaft plauderte.Vielleicht war es Gertrude, nennen wir sie einfach so.Jeden Morgen um 6 Uhr öffnete sie ihren Kiosk, Zeitungen, Getränke, Tabakwaren und natürlich allerlei Süßigkeiten für die Kinder bot sie an, tagaus und tagein über viele Jahre hinweg.Ihre Kundschaft kannte sie schon lange.Da war zum Beispiel Opa Meier, der Rentner aus dem Nachbarhaus. Seine Frau war früh gestorben und jeden morgen kam er herüber gelaufen um seine Zeitung zu holen. Wobei Gertrude längst wusste, dies war nur ein Vorwand. Einsam war er der Opa Meier, um ein freundliches Wort zu hören, kam er jeden Tag und blieb dann eine Weile am Kiosk stehen. Hier konnte er mit Gertrude über alles Mögliche schwätzen, aber auch mit den anderen, welche hier immer wieder vorbei gekommen sind.Kurt, zum Beispiel.Jeden Tag, man konnte die Uhr danach stellen, vor der Arbeit und nach der Arbeit kam er vorbei und holte sich eine Ölung, wie er es immer nannte. Freilich, der Dornkaat hatte mit Öl relativ wenig gemein, aber wem es schmeckt.Lisa und Marie kamen auch einmal die Woche.Immer am Freitag, da gab es Taschengeld von ihrer Mutter und dies wollte natürlich gleich umgesetzt werden. Hier bei Tante Gertrude, wie sie vertrauensvoll genannt wurde, gab es so allerlei für wenige Groschen.Sie holte es aus großen Gläsern und packte es in kleine Papiertütchen ein, meist gab es sogar noch ein kleines Bonbon umsonst dazu. Oh ja, sie liebten es beide und Gertrude auch.Herr Friedrich, mit seinem schicken Anzug kam auch einmal die Woche.Die Handelszeitung kaufte er immer und noch einen Western für zwischendrin. Er war in einem großen Kaufhaus in der Stadt beschäftigt, aber die Firma gibt es heute schon lange nicht mehr.Ob groß, ob kleinalle fanden sich hier einam Kiosk nebenanDie alte Frau, der junge Mannimmer nach der Reihe, Ordnung musste seinund jeder kam mal dranAber irgendwann war es soweitzu Ende war die schöne Zeitheut steht er leerund Gertrudegibt es nimmermehrJa, alle kamen sie immer gerne hierher zu Gertrude.Aber alles geht im Leben einmal vorbei, und als Gertrude dann einen Schlaganfall hatte, da konnte sie den Kiosk nicht mehr führen - ihr weg führte ins Heim. Zu Hause wollte sie niemand mehr haben und und ihrem Lebenswerk, ihrem Kiosk erging es nicht anders - er viel in einen Dornröschenschlaf.Eines Tages kam Baurat Wolter und sprach "Der Schandfleck muss weg!" - es rumorte bald im ganzen Eck und so geschah ein kleines Wunder, der Kiosk blieb, er ging nicht unter.So steht er heute noch, aber die Zeit läuft an ihm vorbei wie so viele Menschen.Kaum einer hält noch an, längst hat ein neuer Laden nebenan geöffnet - viel moderner und größer. Traurig wird er oft sein, vielleicht an die alten Zeiten denken.Wäre schön, wenn so ein altes Schmuckstück wieder zu einem neuen Leben erwachen könnte.Ich hoffe Euch hat meine kleine Geschichte gefallen. Alle Namen sind rein zufällig gewählt, aber wer weiß, vielleicht kann es so ähnlich gewesen sein, vor einiger Zeit.Wenn Ihr an einem solchen alten Kiosk vorbei kommt, dann lächelt doch einfach, er wird sich vielleicht freuen ;)Vielleicht ist der heutige Beitrag ja auch etwas für das Guckloch von Heidi?
PS: Wenn jemand die richtige Geschichte dieses Kiosk kennt, schreibt Sie mir.Erinnerungen aus dem Alltag. www.alltagserinnerungen.de Lust einen Gastbeitrag zu verfassen? - Schreiben Sie einfach an "[email protected]"