Richtig gefreut habe ich mich auf dieses Buch – nach langer Zeit mal wieder einen Remarque lesen… Vor etlichen Jahren habe ich (natürlich, wer nicht?) Im Westen nichts Neues gelesen. Aber auch Die Nacht von Lissabon und Der schwarze Obelisk. Und gefallen hat mir Remarque immer.
Nun also Drei Kameraden – ein Buch, das – für Erich Maria Remarque typisch von den Außenseitern der (bürgerlichen) Gesellschaft zwischen den Kriegen handelt. Die, die ohne Halt zurückgekehrt aus dem (damals noch unnummerierten) Weltkrieg in der Gesellschaft stranden.
Anfangs dachte ich, eine andere Variante des Schwarzen Obelisken zu lesen; wieder sind es drei ehemalige Kriegskameraden, die versuchen in den Wirren des Nachkrieges irgendwie zu überleben. Und wieder spielt die Einsamkeit des Einzelnen eine Hauptrolle. Bars, Cafés und Bordelle; das sind die Handlungsorte. Die kaum Worte findende “Kameradschaft” der drei Protagonisten ist – wie sich im Laufe des Buches herausstellt – eine wahre Freundschaft.
Das Leben des Ich-Erzählers plätschert dahin; ohne Sinn, ohne Ziel, ohne Zweck; unterbrochen nur von viel Alkohol. (Es nährt sich mir der Verdacht, dass Remarque Alkoholiker war; so kenntnisreich beschreibt er die verschiedenen Alkoholika, so verbrämt er die Wirkung der Getränke und – so viel vertragen seine Protagonisten. In diesem Buch ist es Rum, den er vergöttert, im Arc de Triomph) ist es Calvados.)
Und plötzlich taucht eine Frau in dem Buch auf; eine Frau und eine große Liebe.
Und ebenso plötzlich bekommt das Leben des Ich-Erzählers eine Richtung, einen Zweck.
Doch Remarque ist ein zynischer Pessimist: es darf kein Happy-End geben. So endet der Roman mit dem Tode der geliebten Frau.
Ich finde an seinem Romanen (ich lese bereits den Arc de Triomph) bezeichnend, dass der Liebe zwischen Mann und Frau wenig Hoffnung, wenig Bestand gewährt wird; die Freundschaft unter Männern ist ihm stabiler. Und doch gibt es ein großes Sehnen Remarques nach dem, was ihm unwahrscheinlich scheint.
In den Dialogen zwischen Männern gibt es kurze, schnelle, prägnante Sätze. Die Ansprachen an die Frauen hingegen sind voller Poesie, voller Bilder und Metaphern (so redet in Wirklichkeit nicht nur kein Mann, sondern vermutlich niemand).
Es ist die verzweifelte Sehnsucht eines Menschen, der das Elend erlebt hat und das Träumen nicht lassen kann. Und die Träume nicht vergessen.