Wer hat sie vermisst, die klassischen Interaktiven Filme der 1990er? Niemand? Egal. Flavourworks setzt jetzt trotzdem auf dieses Pferd und veröffentlicht einen Mysterythriller, in dem zahlreiche Entscheidungen des Spielers das Geschehen immanent beeinflussen.
Worum geht's?
Fingerfertig
Entscheidungen über Entscheidungen
Als waschechter interaktiver Film fordert Erica vom Spieler alle Naselang, verschiedenste Entscheidungen zu treffen. Das fängt bei Dialogoptionen an und geht dann weiter über die Wahl des „richtigen" Weges. Das führt dann dazu, dass endlich einmal in einem Mysterythriller die Dinge richtig laufen, die sonst immer aus Sicht des Zuschauers falsch laufen: Nein, ich gehe jetzt nicht an das einsam klingelnde Telefon! Ja, diesen Typen, der sich monologisierend immer weiter nähert, schieße ich jetzt einfach über den Haufen! Und nein, ich schlage mich nicht auf die Seite der Verschwörungen witternden Irren, sondern fackel den ganzen Laden hier einfach ab! So.
Das kann man so machen oder auch total gegenteilig. Angeblich soll Erica sogar verschiedene Entscheidungsbäume im Hintergrund auswerten, die sich auf die Intensität einer Entscheidung beziehen: Macht sie die Tür leise zu oder schlägt sie sie mit Verve in die Zarge zurück, drückt sie einmal auf die Rezeptionsklingel oder hämmert sie im Nanosekundentakt darauf herum.
Als Film ganz gut
Fazit
Ohne zu spoilern: Erica ist ein solider Gruselfilm, der für sich natürlich je nach gewähltem Ende zu bewerten ist. Das Konzept der Interaktiven Filme ist grundsätzlich von minimalem Gameplay und viel tatenlosem Zuschauen geprägt und daher nicht jedermanns Sache. Warum Erica insgesamt nicht über gut gemeinte Ansätze hinauskommt, liegt daran, dass die Gruselgeschichte des Films nicht übermäßig packend oder „blutgefrierend" inszeniert wird, andererseits an der genrebedingten eingeschränkten Interaktivität. Obwohl man vergleichsweise schnell in 90 Minuten einmal durch ist, macht Erica irgendwie auch nicht wirklich Lust auf Durchgang 2 oder 3. Dennoch: Als Gag kann man sich den Titel mal geben.