Ergebnis erreichen. Auf Biegen und Brechen. Wenn man dies oder jenes tut, soll es auf jeden Fall das vorbestimmte Ergebnis bringen. Reden und Gedanken dieser Art scheinen aktuell unsere Welt zu beherrschen. Ist Euch schon aufgefallen, dass diese Ergebnis-Orientierung sogar in privaten Gesprächen und Treffen Einzug gehalten hat? Ständig wird nach dem Ergebnis gesucht.
Ach, ich vermisse das. Es ist noch gar nicht so lange her, da kam man auch ohne Plan und Ziel zusammen und verquatschte den Tag. Auch wenn man kein Ergebnis vom Vortag mitbringen konnte, hatte man trotzdem das etwas zu erzählen.
Einfach mal wieder erzählen
Zugegeben, es fällt mir schwer die heute geforderte Zielstrebigkeit immer und überall einzuhalten. Zum Beispiel wollen die Leser eines Blogs bereits im ersten Satz wissen, welche Erkenntnis sie am Ende des Artikels erwartet. Nö, das gibt es heute bei mir nicht. Ich möchte einfach mal erzählen. Sehne ich mich da nach längst vergangenen Gepflogenheiten? Ist uns da ein Stück verloren gegangen?
Übrigens ist das mit der Fotografie ganz genau so. Schlagbedingt bin ich ja mittlerweile recht weit vom Fotografieren entfernt. Das eröffnet mir einen vollkommen neuen Blick auf das Fotovolk. Da fällt mir auf, dass die Wenigsten die Fotografie einfach so betreiben, ohne exakt zu wissen was am Ende rauskommt. Schon vor dem Krümmen des Auslösefingers, soll das Ergebnis fest stehen. Schade. Dabei gäbe es so viel zu entdecken, wenn man den Entdeckermodus zulässt und den Ergebnismodus abschaltet.
Entdecken ist ein gutes Stichwort. Gestern wollte ich meine SX-70 mal wieder ausführen. Das Wetter war zwar schattig und kühl, aber trotzdem. Ab in die Stadt, ein Espresso und dann einfach abwarten.
Nun, erstaunlicherweise gab es ne Menge zu Warten, aber kein Ergebnis. Anglern wird das so ähnlich gehen, wenn kein Fisch beißen will. Fotografisch (falls man die Pola-Pirsch so nennen will) hat sich da wenig ergeben.
Da habe ich die Gelegenheit genutzt, in den Spürsinn-Laden reinzugehen und das Tee-Sortiment im Regal zu bestaunen. Es sind schließlich von mir kreierte Tee-Sorten. Stolz drauf sein ist gar kein Ausdruck Mein Pola-Bild vom Tee-Regal ist dann auch glatt zum Kunstwerk geworden.
Ok, ist halt so. Es gehört ne Menge Mut dazu, auch das Unerwartete als Ergebnis anzunehmen. Richtig ordentliche Produktbilder ohne künstlerischen Anspruch sind im Internet-Shop des Teeladens zu finden. Ach ja, meinen Tee gibt es jetzt auch im Internet zu kaufen. Das hätte ich fast vergessen zu erwähnen.
Schließlich gab es gestern dann doch noch einige Bilder. Ob das eine oder andere Ergebnis „besser“ ist, soll beurteilen wer will. Ich nicht, weil ich gestern dem ergebnisorientiertes Handeln eine Pause versprochen hatte. Persönlich finde ich das Bild mit dem Aufsteller vor dem Laden schön.
Teatime. Das liegt mit Sicherheit am Plakat und am Lichtfluss. Als der Buntfilm zu Ende war, kam der Schwarzweiße. Aber mehr Ergebnis im Bild hat das auch nicht gebracht. Das ist manchmal so.
Ergebnis ist ein Produkt
Bevor ich jetzt ins Philosophische abgleite, möchte ich noch mal das aktuell vorherrschende Denkmuster auf den Prüfstand stellen. Ergebnis ist das, was hinten raus kommt. Und es muss/soll messbar und vergleichbar sein. Toll. Produkte sind vergleichbar. Mein Blutdruck-Arzt bastelt (ne, hat es mittlerweile gefunden) an der Pillen-Kombination, die mir „verträgliche“ Werte garantiert. Mein Gewicht wird in Relation zu Irgendwas gestellt und ich habe auf einen Wert X abzunehmen (hab ich auch geschafft und tatsächlich, ich fühle mich sauwohl). So könnte es weiter gehen. Meine Therapien folgen alle einem Ziel. Das Ergebnis steht voran und das ist im Sinne von Produkt nicht diskutierbar. Es muss vergleichbar und Norm sein. Ok, was beschwere ich mich? Bei einem Tee habe ich auch Ziele, Vorstellungen, Visionen. Ich ruhe nicht eher, bis das richtige Ergebnis da ist.
Ziele und Abhängigkeit von Ergebnissen gab es schon immer. Damit haben wir bisher gelebt und werden es weiterhin tun. Aber warum stößt es heute auf? Ist es vielleicht, dass ein Druck entstanden ist, Ergebnis zu liefern, egal was kommt? Oder liegt es daran, dass wir uns keine „Inseln“ mehr schaffen, in denen wir die Ergebnis-Orientierung bewusst außen vor lassen? Oder … Grübelschalter an … liegt es daran, dass Wettbewerb untereinander nicht mehr nur auf sportlichem Areal stattfindet, sondern unser tägliches Leben beherrscht? Wettbewerb, Ergebnis, Zielerreichung, Produkt. Leistung immer und ständig. Vergleichbar bitte sehr.
Will ich oder will ich nicht?
Ob ich will oder nicht, ist mittlerweile nicht mehr die Frage. Böse könnte man sagen, die Gesellschaft verlangt, dass ich will. Ok, das wäre jetzt überzogen. Nein, radikale Ablehnung ist genau so unsinnig wie radikale Zustimmung. Ich denke, es kommt auf einen guten Überblick und Verteilung der Wettbewerbssituationen und der Ruheinseln an. Erst wenn man sich erlaubt auch Dinge ohne Ergebnis-Orientierung zu tun, findet sich der Ausgleich.
Jetzt habe ich eine Menge erzählt und bin dann doch meinem Ziel der Gedanken um die Ergebnis-Orientierung nach gekommen. Warum auch nicht? Aber ich habe nicht in einer klaren, strategisch ausgerichteten Erörterung mein Fazit zur Ergebnis-Überlegungen erreicht. Es war mir viel wichtiger, einfach mal wieder drauf los zu plaudern. Ist es nicht das, was wir ab und an wollen und gelegentlich vermissen?