Der Zentralrat rief. Und viele kamen - aus ganz Deutschland. Um endlich ein Zeichen gegen den unverhohlenen und hohlen Judenhass linker, rechter und islamistischer Extremisten zu setzen, den wir diesen Sommer ertragen mussten. Ach was sag ich. Um klar zu sagen:
ES REICHT!
Dieter Graumann hielt eine eindringliche, an alle appellierende Rede. Ohne Anklage, ohne Verallgemeinerungen. Aber mit einer klaren Erwartungshaltung in Richtung Islamverbände, dieser Auswüchse Einhalt zu gebieten. Graumann sagte noch viele Selbstvertändlichkeiten, wobei der Nachrichtenwert darin liegt, dass man heute manche Selbstverständlichkeit wieder betonen muss.
Dann kam Wowereit. Er verdrehte fast den Anlass, Ursache und Wirkung. Indem er allgemein davon sprach, Ausgrenzung und Diskriminierung zu verachten. "Bei allem Verständnis für manche Leidenschaft bei Diskussionen über den nahen Osten und die Ursachen der Gewalt.." Er relativierte also. Er war auch nicht ganz bei der Sache. Gut war aber sein Hinweis darauf, dass inzwischen viele junge Israelis gerne nach Berlin kommen. Auch das ist ja nicht selbstverständlich.
Dann kamen die Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche. Der EKD Vorsitzende übte sich in kirchlicher Selbstkritik zum Thema Antisemitismus. Ok. Der Bischofskonferenzvorsitzende aber benutzte das Thema für eine Art Predigt. Antisemitismus sei letzten Endes Gotteslästerung. Wer so redet, grenzt jeden Nichtgläubigen aus den Reihen der Solidarischen aus.
Mir wurde dabei zu oft die "Kritik an Israel" thematisiert. Das ist das neue "Das wird man doch wohl noch sagen dürfen." Man muss auf einer Demonstration gegen Judenhass überhaupt nicht über Kritik an Israel sprechen. Das hat Dieter Graumann eigentlich jedem, der es verstehen wollte, verständlich gemacht: "Wer wegen Israelkritik zum Antisemiten wurde, der war es vorher schon."
Noch unpassender war da eigentlich nur noch der Stil des Moderators Cherno Jobatey. Er machte auf lässig und begeistert und schien die Demo mit einer Fanmeile zu verwechseln.