„Dies habe ich mir auch schon lange vorgenommen…“
„Das sollte ich auch mal machen, vielleicht werde ich in den nächsten Wochen…“
„Wenn ich mehr Zeit hätte, hätte ich schon längst…“
Sind solche Phrasen nicht bloss Ausreden? Vorwände, die man sich selbst und anderen einredet und welche rechtfertigen, einen Vorsatz nicht durchzuziehen? Nicht selten überzeugt man sich durch geschicktes repetieren einer Ausrede selbst von deren Legitimität. Zielsetzung und Selbstdisziplin sind sowohl im Alltag als auch in der Berufswelt ein Thema.
Ohne klar definierte Ziele und Aufgaben hilft Selbstdisziplin nichts. Umgekehrt bringt es auch nichts ein Ziel zu haben, ohne dieses mit der nötigen Disziplin anzupacken. Es müssen also beide Faktoren zur Zielerreichung vorhanden sein: Selbstdisziplin und ein festes Ziel.
Wie werden Ziele erfolgreich gesetzt?
Das Risikowahl-Modell von Atkinson aus der Psychologie liefert einen Erklärungsansatz dafür. Das Modell beschäftigt sich mit der Frage, wie eine hohe Leistungsmotivation erreicht werden kann. Die Motivation ein Ziel zu erreichen ist der entscheidende Faktor dafür, ob dieses erfolgreich und mit Selbstdisziplin gemeistert wird.
In nachfolgender Graphik wird das Zusammenspiel der beiden Faktoren illustriert, welche die Leistungsmotivation beschreiben. Was sich eine Person zu schaffen vornimmt, ist abhängig von zwei Faktoren: dem Erfolgsanreiz und der Erfolgswahrscheinlichkeit. Bei dem Setzen eines Ziels sollte man sich an beiden Faktoren orientieren.
- Erfolgsanreiz: Wenn der Anreiz ein Ziel zu erreichen gross ist (Anerkennung, Lohn, Wissen…), dann ist auch die Motivation eine hohe Leistung zu erbringen hoch. Wenn der Anreiz etwas anzustreben jedoch gering ist, dann ist auch die Leistungsmotivation gering.
- Wahrscheinlichkeit des Erfolges: Wenn die Aufgabe, welche gemeistert werden muss, um ein Ziel zu erreichen sehr schwierig ist, dann ist die Erfolgswahrscheinlichkeit klein. Wenn die Aufgabe extrem leicht ist, dann wiederum ist die Wahrscheinlichkeit des Erfolges gross.
Das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren beeinflusst die Leistungsmotivation, welche in der Graphik von der grünen Kurve beschrieben wird.
Je grösser die Erfolgswahrscheinlichkeit ist, desto kleiner ist der Erfolgsanreiz und umgekehrt. Eine extrem schwierige Aufgabe hat zwar einen sehr hohen Erfolgsanreiz, aber da es praktisch unmöglich ist sie zu meistern, ist keine Motivation dazu vorhanden, dies überhaupt erst zu probieren. Umgekehrt ist eine sehr leichte Aufgabe zwar mit Sicherheit zu schaffen, es besteht jedoch auch kein Anreiz dazu.
So entsteht eine wichtige Faustregel, welche beim Setzen von Zielen immer bedacht werden sollte: Bei mittelschweren Aufgaben ist die Leistungsmotivation am grössten. Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung: Ziele sollten realistisch gesetzt werden und die Aufgaben, welche man sich vornimmt, sollten eine mittlere Schwierigkeit haben. Dann ist die Motivation eine gute Leistung zu erbringen am höchsten.
Nicht nur für die persönliche Zielsetzung ist dies hilfreich, in Form der „SMART-Regel“ wird dies gerne auch bei Zielsetzungsstrategien in Unternehmen angewendet:
Ziele sollen…
- Spezifisch (z.B. Bis heute um 18:00 habe ich 20 Kooperationsanfragen verschickt.)
- Messbar (z.B. Eine definierte Fehlerrate wird im nächsten Monat auf 10% reduziert.)
- Aktiv beeinflussbar (Das Ziel muss durch das eigene Handeln erreichbar sein.)
- Realistisch (Der Aufwand muss vertretbar, das Wissen vorhanden sein.)
- Terminiert (z.B. Der Abgabetermin des Berichtes ist Freitag um 12:00.)
…sein.
All diese Faktoren motivieren das Setzen von Zielen, welche zwar anspruchsvoll sind, jedoch erreichbar. So wird der Anreiz im Beruf, wie auch im Alltag, eine hohe Leistung zu erbringen optimiert. Schliesslich ist auch die Selbstdisziplin maximal, wenn die Motivation ein Ziel zu erreichen hoch ist. Ziele überlegt zu setzen stellt also eine grundlegende Bedingung dafür dar, sowohl im Alltag als auch im Beruf, Erfolge feiern zu können. Es macht wenig Sinn sich das Ziel zu setzen, im nächsten Jahr jeden einzelnen Tag ins Fitnessstudio zu gehen, wie es unsinnig ist, sich vorzunehmen einmal innerhalb von sechs Monaten hinzugehen. Besser ist es, das Mittel zwischen den beiden Extrema anzustreben.
Autorin: Nora Schenker