ist quasi unmöglich. Jedenfalls nicht, ohne den Verstand zu verlieren.
Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass meine Kinder zumindest IN DER THEORIE wissen, wo der Wäschekorb steht.
Ansonsten hatte ich mir die Ordentlichkeitserziehung irgendwie einfacher vorgestellt. Als Babymutter malte ich mir noch aus, wie ich die Dreijährigen dazu trainierte, ihre Schuhe ordentlich in den Schrank zu stellen und ihre Jacke an den Haken zu hängen. Inzwischen habe ich die Deadline um einige Jahrzehnte nach hinten korrigiert. Mit fünf, so dachte ich damals, könnten die Kinder schon weitgehend ihre Zimmer in Ordnung halten, einmal pro Tag das Wohnzimmer staubsaugen und den Geschirrspüler ein- und ausräumen, und spätestens wenn alle Kinder pubertär wären, wäre ich schön raus aus dem Haushaltsschneider.
Pustekuchen.
Stattdessen lernen meine Kinder quasi en passant, wie man wortreich argumentiert und die Mama auf die Palme bringt, und ich lerne, dass Erziehung zur Ordentlichkeit eine Art Mütter-Tourette ist.
“Ich habe die Wurst nicht aus dem Kühlschrank geholt!!” diskutiert Maxe empört, als ich unverschämterweise von ihm verlange, die Abendbrotwurst wieder in den Kühlschrank zu befördern.
“Aber du hast sie doch zuletzt benutzt, Maxe”, engelszunge ich.
“Aber Melek hat sie GEHOLT! Also muss ER sie auch zurückbringen!!”
Oder:
“Ich räume nur auf, wenn Melek/Maxe/Sohni AUCH aufräumt!!”
Jedenfalls bin ich mit Co-Erziehern reich gesegnet:
“MAMA!!! Sohni hat das Messer runtergeworfen!!! Dann muss ER das wieder aufheben, ODER???”
“Ja, dann muss er es wieder aufheben.”
“SOHNI! DU MUSST DAS MESSER WIEDER AUFHEBEN!!!”
“MUSS ICH GAR NICHT!!!”
“MUSST DU DOCH!!!”
“KREIIIIIIIIISCH!”
Mein Mütter-Tourette hört sich ungefähr so an,
A wenn wir nach Hause kommen:
“Maxe, Jacke an den Haken, Jacke an den Haken, JACKE AN DEN VERDAMMTEN HAKEN!”
“Sohni, hol die Kerzen aus dem Hof und stell sie wieder auf den Tisch!” (3x)
“Melek, hol den Schulranzen aus dem Carport. Weißt du noch, was du machen sollst? Hast du schon den Schulranzen geholt? Warum nicht? JETZT MACH DOCH MAL, WAS ICH DIR SAGE!“
B morgens, wenn wir vier pünktlich aus dem Haus gehen müssen:
“Maxe, hol dir Socken, Sohni, wow, du hast schon den Tisch gedeckt! Super! Ja, die Fischstäbchen/Röstis/Spinatröstis sind gleich fertig! Maxe, hast du dir schon Socken organisiert? Wie, du weißt nicht, wo die sind?? Ich habe sie dir auf das Sofa gelegt! MELEEEEEK!!! AUFSTEEEEEEEHN! Es gibt FISCHSTÄBCHEN!! Schatz, wenn du kein Messer hast, dann musst du dir eines holen. Keine Ahnung, wo deine Schuhe sind. Dann musst du halt die Gummistiefel anziehen. Maxe, HUNDERT HEULENDE HÖLLENHUNDE, du hast ja immer noch keine Socken an. Auf dem SOFA! SOOOOFA!!! Melek, zieh dir bitte ein sauberes T-Shirt an, das hast du schon mindestens eine Woche lang an, ist mir egal, ob da Spiderman drauf ist. Maxe, ich schick dich gleich in Unterhosen zum Kindergarten. Aber dalli! Deine Schuhe sind unter dem Sofa. Nein, ich weiß nicht, wo der zweite Schuh ist. Zieh GUMMISTIEFEL an! Du kannst ja nachher noch … “
Inzwischen bin ich eiskalt und ausgefuchst:
Denn jetzt schlage ich zurück:
“Kekse gibt es erst, wenn der Müll im Kabuff ist”, sage ich kauend, während ich mit dem Zeigefinger in Richtung Safttüte deute.
“Blöde Mütter machen keine Filme an”, erwähne ich beiläufig, während Maxe mir mal ordentlich seine Meinung geigt.
“Kümmere dich um deinen eigenen Kram”, brumme ich unwirsch, wenn ein Kind das andere mit Argusaugen beim Aufräumen bewacht, um mir dann mitzuteilen, dass Sohni/Maxe/Melek IMMER noch nicht NICHT die Kastanie und auch nicht das Atom-U-Boot weggeräumt hat.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
Letztendlich kann man aber sowieso nichts machen, habe ich mir sagen lassen. Der Ordnungssinn ist genetisch angelegt. Und wenn das stimmt, dann ist bei uns sowieso Hopfen und Malz verloren.
