Erdmond und Himmelsmond

Von Miriyo

Gute-Nacht Geschichte Nr. 5 : Erdmond und Himmelsmond

von Judith Johannsen


„Hallo Luna“, sagte der große runde Mond, „es ist schon spät! Wieso schaust du aus dem Fenster und schläfst noch nicht?“

„Ich mag nicht“, maulte Luna. „Warum muss ich abends schlafen gehen? Du schläfst nachts doch auch nicht!“

Der große runde Mond lächelte. „Wir können ja tauschen“, sagte er. „Dann wirst du eben ein Himmelsmond und ich werde ein Erdmond wie du.“

„Wieso bin ich denn ein Erdmond?“, fragte Luna erstaunt.

„Weil du Luna heißt“, antwortete der Mond. „Und Luna bedeutet Mond in der italienischen und spanischen Sprache. Möchtest du also tauschen?“

„Ja, gern!“, rief Luna freudig.

Da fragte der große runde Mond: „Was muss ich denn alles tun, wenn ich ein Erdmond werde?“

„Oh“, rief Luna, „du musst jeden Morgen in die Schule gehen. Da lernst du dann Lesen, Schreiben, Rechnen und viele Sachen mehr. Zuhause machst du Hausaufgaben, danach darfst du mit den Freundinnen spielen. Abends musst du ins Bett gehen, um zu schlafen.“

„Das klingt doch schön“, sagte der große runde Mond. „Das möchte ich alles gern machen.“

„Und was muss ich tun, wenn ich ein Himmelsmond werde?“, fragte Luna.

„Oh“, sagte der große runde Mond, „du musst immerzu am Himmel stehen und auf die Erde schauen. Du musst allen Kindern und Tieren ‚Gut-Nacht’ sagen. Du musst zu ihnen herunterleuchten und auf sie aufpassen. Du musst darauf achten, dass die Hasen ihren Bau finden, die Vögel ihr Nest und dass die Kinder ins Bett gehen. Wenn ein Kind nicht schlafen kann, dann musst du mit ihm reden, bis es müde wird.“

„So viel muss ich tun?“, staunte Luna. „Und wann gehe ich schlafen? Wenn es Tag wird?“

„Nein“, sagte der große runde Mond, „wenn es Tag wird, gehst du auf die andere Seite der Welt. Dann ist dort nämlich Nacht. Du musst wieder auf die Erde leuchten und Kindern und Tieren ‚Gut-Nacht’ sagen. Du musst aufpassen, dass die Hasen ihren Bau finden, die Vögel ihr Nest und dass die Kinder ins Bett gehen. Und wenn ein Kind nicht schlafen kann, musst du mit ihm reden, bis es müde wird.“

„Darf ich als Himmelsmond denn gar nicht schlafen?“, fragte Luna und gähnte plötzlich.

„Nein“, antwortete der Mond, „niemals.“

Da wurde Luna ganz still. Ein Himmelsmond schlief nie? Er hatte kein gemütliches Bett wie sie? Da wollte sie lieber ein Erdmond bleiben! „Ich möchte doch nicht tauschen“, murmelte Luna. „Ich möchte gern in mein Bett gehen. Ich bin so müde.“

„Das ist gut“, sagte der große runde Mond und lächelte. „Schlaf schön, Luna. Ich passe auf dich auf.“