Er ist wieder da

Erstellt am 17. Oktober 2015 von Philipp
6/10

Originaltitel: Er ist wieder da
DE | 2015 | 110 Min. | FSK: ab 12
Komödie, Satire
Regie: David Wnendt
Drehbuch: David Wnendt
Besetzung: Oliver Masucci, Fabian Busch, Christoph Maria Herbst, Katja Riemann, Franziska Wulf, Michael Kessler u.a.
Kinostart: 08.10.15
DVD/Blu-Ray VÖ: ?

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit
Bilder © 2015 Constantin Film Verleih GmbH

Worum geht’s?

Mitten im Berlin der Gegenwart erwacht Adolf Hitler und weiß nicht, wie er dorthin gelangte. Während er sich nach und nach orientiert, nimmt ihn Fabian Sawatzki, freier Angestellter des Senders MyTV, unter seine Fittiche. Sawatzkis Vorgesetzte halten Hitler für einen grandiosen Kabarettisten und vermitteln ihn an verschiedene Fernsehformate. Der Diktator findet Gefallen an den neuen Medien und zieht das Publikum mit seiner Kritik an aktuellen Zuständen in den Bann.

Wie ist der Film?

Für die gleichnamige Kino-Adaption von Timur Vermes Bestseller-Roman „Er ist wieder da“ hat sich Regisseur und Autor David Wnendt („Kriegerin“, „Feuchtgebiete“) einiges einfallen lassen. Weniger wäre oft mehr gewesen. Die stilistische Vielfalt des Films sorgt für Abwechslung, strengt aber auch an und wirkt chaotisch. Zusammengehalten wird die Mixtur immerhin von einem hervorragenden, facettenreichen Hauptdarsteller.

Oliver Masucci („Das Blut der Templer“) kann sich locker mit anderen bekannten Hitler-Darstellern der Filmgeschichte messen. Dank der Grundidee von „Er ist wieder da“ schafft er als Führer eine selten dagewesene Publikumsnähe. Hitler zwischendurch als Witzfigur darzustellen fällt ihm sowieso nicht schwer. Wahre Größe beweist Masucci in Szenen, die begreiflich machen, warum einer der größten Kriegsverbrecher aller Zeiten überhaupt an die Macht kommen konnte – enormes Charisma.

Im ersten Akt genügt „Er ist wieder da“ platter Slapstick, Marke ‚Haha, Hitler‘. Erst später gesellen sich gelungene Satire-Momente hinzu. Im Kontrast zum Hau-drauf-Humor schwingt Wnendt zuweilen fast schon die Moralkeule. Die Stimmung schwankt zwischen peinlich und beklemmend, mit ein paar cleveren Gags als goldene Mitte. Den gespielten Protagonisten auf reale Menschen treffen zu lassen, wie man es etwa von „Borat“ kennt, funktioniert gut und bringt die Kurzsichtigkeit des gemeinen Neonazis raffiniert-kommentarlos auf den Punkt. Schaulaufen von Christoph Maria Herbst, Katja Rieman & Co ist demgegenüber ein Marketing-Kniff, den die Geschichte nicht nötig haben dürfte. Beide Ansätze werden miteinander vermischt, was den Erzählfluss ins Stottern bringt.

„Er ist wieder da“ wechselt zwischen Star-Kino, Dokumentation und Mockumentary, zwischen sozialem Experiment und Mediensatire hin und her. Als sich dann noch eine Metaebene über den Film im Film hinzudrängt, verliert der Plot endgültig die Konzentration. Ein stringenteres Konzept hätte der Verfilmung gutgetan und den Diskussionsstoff klarer herausgestellt, zur Not auch mit deutlich kürzerer Laufzeit. Neutral ausgedrückt erweist sich „Er ist wieder da“ als sehr experimentelle Komödie, bei der einem das Lachen auch mal im Halse stecken bleibt.

Wertungen (ø 6.0) [?]

6.0 – Philipp Stroh

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