Episode 33

Von Tobib

Was bisher geschah:

Während Jessica und Max einen kleinen Rundtrip durch Südostasien unternahmen, hatten Roland und Sergej ihre Fährte bereits aufgenommen. Noch warteten sie in Singapur auf einen weiteren verräterischen Kreditkarteneinsatz der beiden. Irgendwann und irgendwo könnten sie dann endlich zuschlagen und den verloren gegangenen brisanten Datensatz sicherstellen. Der Deal mit dem Käufer würde nach dieser langen Verfolgungsjagd endlich über die Bühne gebracht werden und den erhofften Geldsegen bringen. Doch wie vertreibt man sich am besten die Zeit in Singapur?

»Aufregend wie Quark mit Kartoffel«

»Meinst Du, wir müssen die ganze Zeit hier in der Stadt auf eine Bewegung der Idioten warten, oder können wir nicht vielleicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden?«, fragte Roland Sergej während beide das opulente Frühstück in Sergejs Hotel genossen. Seit zwei Tagen waren sie jetzt in Singapur und Roland war der Stadt ein wenig überdrüssig. Klar, diese ganze Moderne und der Konsum und die ethnische Vielfältigkeit der Stadt waren ganz interessant, aber Roland war der Ansicht, dass wenn man sich schon in den Tropen aufhält, dann doch nicht unbedingt allzu viel Zeit im urbanen Raum. Strand! Frauen in Bikinis! Drinks! Ja, das schon eher.

Dann noch dieses unschöne Erlebnis im Casino an der Marina Bay. Nein, ein Zocker war er nicht und den Ausflug hatte er als bösen Fehlschlag buchen müssen. Mal schön 1000 Euro versenkt und nichts außer sinnlos verpufftem Adrenalin erhalten. Sergej schaffte es wenigstens beim Black Jack mit einer sauberen Bilanz rauszukommen. Roland hingegen ging am Roulettetisch gnadenlos unter. Der anschließende Besuch des Singapurer Nachtzoos war auch nicht wirklich der Bringer. Zusammen mit tausenden Anderer wurden sie einmal durch das gesamte Areal geschleust und sahen nicht viel. War ja schließlich auch dunkel. Die Löwen lagen genauso regungslos wie am Tag herum und ansonsten gab es nur ein paar langweilige Hirsche zu sehen. Sergej brachte es auf den Punkt, als er sagte: »Das ist aufregend wie Quark mit Kartoffel. Seh´ mehr exotische Tiere auf russischer Landstraße liegen als hier.«

»Türlich nicht. Wir können auch nach Kambodscha fliegen und Jessica da blind verfolgen, wenn Du magst, aber ich warne: Straßen ist Kambodscha nich gut und meine Bandscheibe mag nicht«, gab Sergej zu bedenken.
»Ach nö, da ist auch kein Strand. Danach wäre mir jetzt aber!«
»Junge, Du stecken in Trouble, weil Deine Daten durch Asien touren und willst ausspannen am Strand?«
»Hey, Moment mal. Mir ist der verdammte Ernst der Lage schon bewusst, aber ich hab auch keinen Bock mehr hier in dieser Heilenwelt-Karikatur rumzulungern. Die Kippen sind teuer, der Alk ebenso und von Prostitution haben die hier wohl auch noch nix gehört. Du hast doch gesagt, wir warten, bis die beiden irgendwo eintreffen, wo wir sie dann fein abgreifen können. Ja und da dachte ich eben, das Warten können wir doch auch woanders durchziehen.«
»Okay, hast Recht Mann! Und so wie Du redest, hast auch schon Plan wo, nehme ich an?«
»Korrekt! Im Flieger hab ich in einer Zeitschrift was darüber gelesen, dass Langkawi der Drehort für den Werbespot von Raffaello war! Nun, im Fernsehen sah das hammerhart aus und Langkawi liegt ja quasi hier um die Ecke und hat auch noch einen internationalen Flughafen. Was meinst Du? Wir könnten noch heute fliegen.«
»Hmmm….Na gut! Wir machen. Hast Recht. Wodka ist definitiv hier in Singapur zu teuer. Vielleicht ja billiger auf Langkawi, aber mein Hotelzimmer hier …«
»Ha! Genau das hab ich mir gedacht. Mich lässt der Herr in meinem Gallery Hotel darben, während er es sich im Fullerton-Luxushotel richtig gut gehen lässt, wie?!«
»Har. Har. Okay, habe verstanden. Auf Langkawi auch Du sollst in Genuss des Lebens der Reichen und Schönen kommen. Durch Geld wir werden machen, alles ist kein Problem.«

»Hey Kutscher, vergiss Tourischeiß!«

Wenige Stunden später befanden sich beide im Flieger nach Langkawi, der malaiischen Urlaubsinsel schlechthin. Nach dem knapp einstündigen Flug nahmen sie sich das erstbeste Taxi und wiesen den Fahrer an, er möge ihnen doch ein wenig die Insel zeigen und sie dann bei einem ansprechenden Hotel rausschmeißen.

Zu erst fuhr der nicht gerade gesprächige Taxifahrer mit Sergej und Roland nach Kuah, der Hauptstadt der Insel. Direkt vor einer riesigen Adlerfigur am Wasser ließ er sie auf eine Zigarette aussteigen und erklärte noch kurz, dass es sich bei dem Adler um das Wahrzeichen Langkawis handele. Roland wollte nicht recht verstehen, warum der Mann sie gerade zu diesem Punkt geführt hatte. Der Taxifahrer erläuterte knapp, dass dies ein touristischer Hotspot der Insel ist, der gemeinhin von Touristen sehr geschätzt wird. Das wiederum brachte Sergej auf den Plan.

»Hey Kutscher, vergiss Tourischeiß! Nicht mit uns. Bring mal schöne Hotels ran, mein Freund«, raunzte Sergej den Fahrer mit einem bösen Funkeln in den Augen an.
»Ruhig Sertsch, der Mann versteht Dich doch eh nicht«, begann Roland zu schlichten und wendete sich dann an den jetzt mächtig eingeschüchtert wirkenden Taxifahrer. »Dude, Apologies. Just show us some nice hotels, please.« Der Mann tat wie ihm befohlen und setzte sein Taxi in Richtung Westküste in Bewegung. Eine knappe halbe Stunde später fuhr er die Auffahrt zum Mutiara Burau Bay Resort hinauf. Roland winkte sofort ab. Eine Bungalowanlage entsprach eher nicht seinen Vorstellungen. Der Taxifahrer rollte mit den Augen und steuerte als nächstes die Südspitze Langkawis an, wo das Holiday Villa einsam am Ende einer Straße thronte. Roland stieß einen anerkennenden Pfiff aus und wähnte sich bereits am weißen Sandstrand. Doch dieses Mal legte Sergej sein Veto ein. Ihm gefiel angeblich die Architektur nicht. Der Taxifahrer verkündete, dass er noch ein Resort kenne, aber dann würde auch ihm nichts mehr einfallen.

»Nastrovje!«

Als das Taxi dann kurze Zeit später vor dem Meritus Pelangi Beach Resort & Spa hielt, blickten sich Roland und Sergej kopfnickend an. Das war es! Unterbringung in Chalets, Wassersport, umfangreiches Spa und ein traumhafter Strand vor der Tür. Genau das richtige für ein paar Tage Entspannung. Roland bedankte sich mit einem üppigen Trinkgeld beim Fahrer, der trotzdem rasch das Weite suchte.

Roland hatte es sich gerade auf´s Bett fallen lassen, als jemand mit heftigem Klopfen an seiner Zimmertür Zutritt forderte. Schimpfend öffnete er dem Störenfried, wohl wissend, dass es sich nur um Sergej handeln konnte. Der Russe kam schnellen Schrittes ins Zimmer gelaufen. Mit sich führte er eine Flasche Wodka und zwei Gläser. Nicht schon wieder flehte Roland innerlich. Sergej goss wortlos die Gläser voll, reichte eines an Roland weiter und begann zu reden:

»Mach Dir nicht zu gemütlich hier.«
»Warum das denn? Wir sind doch gerade erst angekommen.«
»Ja, aber ich hab Nachricht bekommen.«
»Shit. Wo stecken sie also?«
»Rieber hat Zimmer in Phnom Penh und Saigon gebucht.«
»Also fahren wir jetzt doch nach Kambodscha, ja?«
»Nein. Bevor wir sind da, die schon wieder weg. In fünf Tagen werden sie in Saigon sein. Wir dann auch.«
»Das klingt fair. Nur noch sechsmal schlafen und wir sind reiche Männer! Prost Sertsch!«
»Nastrovje!«

Fortsetzung folgt