Episode 30

Was bisher geschah:

Roland kam in den Besitz von heiklen Videodateien. Er witterte das große Geschäft und dank Sergej war auch rasch ein Käufer gefunden. Getrieben von zunehmender Paranoia, versteckte er die Daten bei seiner Freundin Jessica. Doch die verließ ihn auf Mallorca und nahm, ohne es zu wissen, die prekären Daten mit sich. Roland und Sergej verfolgten sie. Der Käufer indes wurde ungeduldig und der Termin verstrich. Roland hatte Glück im Unglück: Der Kaufpreis sank und er musste jetzt mit Sergej teilen, doch immerhin bekam er noch die Chance, die Daten wieder aufzutreiben. Mit dem Flugzeug ging es nach Südostasien, wo sich Jessica und Max mittlerweile aufhielten.

Ein ausgesprochen trainierter Trinker

Roland wusste nicht, ob er sich über die zweite Chance freuen sollte. Er dachte an einen schnellen Euro – gut, viele schnelle Euro. Doch jetzt hier mit einem waschechten Gangster auf Menschenjagd zu gehen schmeckte ihm überhaupt nicht. Was würde er dafür geben, die Uhr noch einmal zurückdrehen zu dürfen. Jetzt am Strand von Mallorca liegen und am Abend Jessica vernaschen. Verdammt. Das würde nicht mehr passieren, da war er sich sicher. Er wischte diese Gedanken weg. Auf die Braut kann er auch pfeifen! Wenn er erst einmal die 250.000 Euro in den Händen halten würde, die ihm am Ende dieser Reise blühen. Genau! Arschbacken zusammenkneifen, Daten wiederbeschaffen, verticken und dann die Beine hochlegen. Die nächste Miau würde allein schon vom Duft des Zasters angelockt werden.

Natürlich gab es bereits auf dem Flug nach Singapur Probleme. Sergej und der verfluchte Wodka. Während der Rest im Flieger sich vom angebotenen Entertainmentprogramm berieseln ließ, oder schlafen wollte, hatte es Sergej darauf abgesehen, sich lieber ins Delirium zu schießen. Blöderweise war er ein ausgesprochen trainierter Trinker und selbst die dünne Luft im Flugzeug konnte diesen Prozess nicht merklich beschleunigen. Er lallte und tauschte lautstark mit Roland Nichtigkeiten aus. Wobei tauschen ja implizieren würde, dass sein Gegenüber in einen Dialog treten würde. Dem war aber nicht so. Roland war nach zwei Gläsern Wodka in einen tiefen Schlag gesunken, was Sergej nicht an seinen Monologen hinderte. Diese riefen wiederum die Fluggäste in unmittelbarer Nachbarschaft auf den Plan. Ein Mix aus Spanisch, Englisch und Malaiisch prasselte auf ihn ein. Er verstand nichts, die anderen wiederum durchaus Sergej, denn dieser parlierte hervorragend die Sprache der Gewalt. Es genügte einem der Rädelsführer am Kragen zu packen und aus dem Sitz zu heben und schon war Sergej umgeben von Ruhe. Angst war sein verlässlichster Partner. Dumm nur, dass dadurch auch die Stewardessen abgeschreckt wurden. Fortan torkelte Sergej zur Bordküche und holte sich seinen Sprit selbst ab. Vorausschauend wurde das Nachtsnackangebot an Bord um eine Flasche Wodka erweitert. Das Bordpersonal ging so weiteren Auseinandersetzungen aus dem Weg und keiner der weiteren Fluggäste wagte es sich an der Flasche zu vergreifen, die Sergej irgendwann auch gleich ganz mit an seinen Platz nahm.

Nach der Landung in Singapur hatte Roland dann Probleme Sergej wach zu bekommen, der komatös in seinem Sitz klemmte und laut schnarchte. Ein Steward konnte helfen. Mit seinem Riechsalz holten sie den russischen Bären wieder zurück. Mit verquollenen roten Augen und extrem schlechter Laune tapste dieser dann hinter Roland her. Erstaunlicherweise bekam Roland die neue Hackordnung in seiner Zweimannreisegruppe rasch zu spüren, denn beide stiegen nicht im selben Hotel ab. Während Roland im 3-Sterne Botiquehotel Gallery am Robertson Quay ein Zimmer hatte, blieb Sergej noch im Taxi sitzen. Er residierte im 5-Sterne Fullerton Hotel an der Marina Bay. Beide Hotels waren nicht wirklich weit voneinander entfernt, doch die gehobene Ausstattung und das ansprechende Ambiente des Fullerton waren schon ein Statement. Roland hatte verstanden. Er spielte für den Käufer hier nur noch die zweite Geige. Angesäuert zog er sich in sein schickes Standardzimmer zurück.

»Bangkok ist gestrichen«

Am Abend war Roland mit Sergej im City Space, einer Bar in der 70. Etage des Equinox-Komplexes, verabredet. Er nahm einen längeren Fußmarsch gern in Kauf, denn diesen atemberaubenden Stadtstaat an der malayischen Südspitze erkundet man auch am besten auf diese Art. Roland war völlig perplex ob der sich bietenden Sauberkeit und Ordnung. Das kannte er so von Hamburg nicht unbedingt. Gut, ja, seine Heimatstadt war jetzt nicht unbedingt dreckig, aber im Vergleich zu Singapur wirkte sie geradezu ranzig. In einem Fastfood-Lokal einer bekannten amerikanischen Kette, holte er sich einen Burger und während Etablissements dieser Art in Deutschland eher von juvenilen Delinquenten heimgesucht werden, saß er hier neben Typen in Anzügen, die vor ihren schicken Laptops saßen und arbeiteten. Er kam aus dem Staunen kaum noch raus und es wurde noch besser als die Bar hoch über den Dächern der Stadt betrat. Das farbenfrohe Lichterspiel der Großstadt war schlichtweg atemberaubend. Dank Sergej, der an einem der Tische an der Fensterfront saß, hoffte er, sich an diesem Panorama sattsehen zu dürfen.

»Roland! Geht gut?«, begann Sergej.
»Sicher. Und selbst? Wie lebt es sich im Luxushotel?«
»Guuuuut. Zimmer ist riesig und so viele Sender auf großen Fernseher! Und der Pool, ein Traum.«
»Äh ja, danke für die Angeberei.«
»Hör mal, sei nicht traurig, Hotel war ausgebucht.«
»Schon klar. Wie geht es jetzt weiter?«
»Nun, Bangkok ist gestrichen.«
»Was soll das jetzt wieder heißen?«
»Unser Freund Rieber hat wieder mit seiner Kreditkarte gespielt. Sind jetzt in Siem Reap, Kambodscha.«
»Was? Also fahren wir nach Kambodscha weiter, ja?«
»Nein. Die beiden ahnen nix und machen hier Sightseeing in Asien. Wenn wir eintreffen, die schon längst wieder woanders.«
»Also abwarten und Wodkatrinken, ja?«
»Genau! Du lernst schnell.«
»Und jetzt im Ernst, was machen wir?«
»Wir wirklich warten ein paar Tage bis ich bekomme neue Information, wo Rieber nächste Unterkunft im Voraus bucht. Dann wir brechen auf und schnappen uns die Maden. Überraschung ist auf unsere Seite.«
»Ja, hoffentlich gelingt die Überraschung ein bisschen besser als auf Mallorca«, sagte Roland und fasste sich dabei ans Kinn, das von dem Niederschlag noch immer schmerzte.
Sergej schmiss wieder seine tiefe Traktorenlache an.
»Genieß Singapur, Roland! Entspann. Die haben auch Casino jetzt hier und Nachtsafari im Zoo soll großer Spaß sein.«
»Na gut. Dann ziehen wir jetzt ein bisschen das Touri-Programm durch und schlagen dann beinhart zu.«

Fortsetzung folgt


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