Was bisher geschah:
Auf einer Bank am Hafen von Alcudia sitzend ließ Max die Nacht auf sich zukommen. Jessica wiederum strandete in der Stadt, nachdem sie ihren Freund Roland verlassen hatte. Beide trafen sich und kamen ins Gespräch. Doch das gemütliche Kennenlernen musste verschoben werden, nachdem Sergej, der von Roland beauftragt wurde, erschien und Jessica mitnehmen wollte. Max streckte den Russen nieder und befand sich mit ihr auf einer wilden Hatz durch die mallorquinische Nacht.
»Was zum Geier war das gerade eben für ein Mist?«
Wie zwei pumpende Maikäfer mit hochroten Köpfen standen Jessica und Max in der hübschen Lobby des Ferrer Maristany Hotels. Zum Glück war diese leer, denn beide gaben einen äußerst derangierten Eindruck, der Fragen aufgeworfen hätte. Max fasste sich zuerst und manövrierte Jessica an die Bar, die direkt an die Rezeption angrenzte. Ohne Jessica zu fragen, was sie denn gerne hätte, orderte er zwei Gin-Tonic und beide nahmen auf den Barhockern Platz.
»Was zum Geier war das gerade eben für ein Mist?«, fragte Max Jessica.
»Ich hab keine Ahnung. Ehrlich nicht. Ich hatte dir doch erzählt, dass ich Roland heute Nachmittag verlassen hatte.«
»Ja und dann schickt der gleich einen Haufen Muskeln um dich einzusacken?«
»Glaub mir, ich hab keine Ahnung. Dass er nicht nur saubere Geschäfte abwickelte, ahnte ich, aber das es so krass wäre …« Jessica begann heftig zu zittern.
»Hey, ganz ruhig. Wir haben Ivan doch erfolgreich abgehängt«, beruhigte er sie, wobei er seine Hand auf ihre legte.
»Ich hab fürchterliche Angst und keine Ahnung, was dieser Typ mit mir anstellen wollte. Ich begreif das alles nicht. Roland kann schon ein wirklicher Arsch sein, aber solch Register zu ziehen, nur um mich zurückzuholen? Ich glaub, ich bin im falschen Film! Max … danke, dass Du mir geholfen hast.«
»Kein Problem. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass derartiges Verhalten für mich ganz alltäglich ist, aber in den letzten Tagen erleb ich wirklich abgefahrenes Zeug.«
»Wie Du siehst, war mein Tag auch nicht ohne. Wie soll es jetzt weiter gehen?«
»Nun, ich denke der Gorilla wird nicht aufhören nach Dir zu suchen, und da ich ihm eine gelangt habe, steh ich jetzt wohl auch in seinem Büchlein der uncoolen Leute.«
»Tut mir leid Max. Wie kennen uns doch gar nicht und ich zieh Dich hier in meinen privaten Irrsinn mit rein.«
»Jessica, keine Sorge. Ich hab sowieso keine weiteren Plänen gehabt.« Während er das sagte, musste er grinsen. Er war jetzt beinahe schon so cool wie Clint Eastwood in der Dollar-Trillogie.
»Ich hab ein komisches Gefühl«
Ihre Getränke kamen. Beide stießen an und leerten die Gläser in einem Zug. Sogleich orderte Max eine neue Runde.
»Wir sollten heute Nacht hier im Hotel bleiben und morgen sehen wir dann weiter«, sagte Max, während er sich den Mund mit einer Serviette abwischte.
»Einverstanden.«
Beide wandten sich an den nur wenige Meter entfernten Rezeptionisten, mit der Absicht zwei Einzelzimmer zu buchen. Als Max bemerkte, wie sie gerade ihre Kreditkarte zücken wollte, schrillten bei ihm die Alarmglocken. Er entschuldigte sich bei dem Hotelmitarbeiter und nahm Jessica zur Seite.
»Ich hab ein komisches Gefühl. Vielleicht hab ich auch einfach nur zu viele Thriller im Kino gesehen, aber wenn der Russe dich so rasch aufspüren konnte, dann macht der solch Tätigkeiten sicherlich nicht als Hobby. Das ist ein Profi und wenn du jetzt deine Kreditkarte zum Bezahlen des Zimmers nutzt, dann wird Ivan für dich den Weckdienst spielen, soviel ist sicher.«
»Du könntest recht haben, aber was soll ich denn sonst machen? Mein Bargeld reicht nicht aus«, entschuldigte sie sich.
»Versteh das jetzt nicht falsch, aber ich würde gerne ein Doppelzimmer auf meinen Namen buchen. Erstens gehen wir dann als unauffälliges Pärchen durch. Zweitens taucht dein Name so nirgends auf und drittens hab ich genügend Bargeld bei mir.«
»Dieser Tag ist sowieso schon verrückt genug. Warum also nicht mit einem Fremden das Zimmer teilen?«, entgegnete Sie gezwungen locker. Tatsächlich war sie froh darüber, die Nacht nicht alleine verbringen zu müssen und der Junge mit dem Lockenkopf wirkte auf sie wie jemand, den sie schon sehr lange kannte. Das war komisch, denn bisher brauchte Jessica für gewöhnlich eine lange Aufwärmphase mit Fremden, bevor der Umgang locker wurde. Ein Grund warum sie nicht wirklich einen großen Freundeskreis besaß.
Nachdem Max das Zimmer gebucht hatte, gingen sie zurück zur Bar, wo bereits ihre Gin-Tonics auf sie warteten. Sie stießen an und Jessica merkte, wie ihre Anspannung langsam von ihr abfiel.
Währenddessen in der Dominikanischen Republik …
Unterhalb von Bávaro, jedoch noch ein gutes Stück oberhalb der Laguna Bávaro liegt dasBarcelo Dominian Beach in der Region Punta Cana. Also direkt zwischen dem Be Live Grand Punta Cana im Süden und dem Occidental Grand Punta Cana im Norden. Am Strand vor dem Hotel, einem der angeblich schönsten der Karibik, saß er unter einem Palmenschirm und nippte an einem Tequila Sunrise, während die Sonne sich für ihren heutigen Abschied vorbereitete. Flankiert wurde er von zwei mächtigen Stiernacken, die ihrer dunklen Anzüge beraubt wurden und nun in deutlich zu engen Badehosen einen finsteren Blick versuchten. Dabei wussten sie, dass sie in ihrem Outfit nur lächerlich wirken konnten, doch er wollte es so.
»Aktuelle Mitteleuropäische Zeit, Marko?«, fragte er, ohne seinen Kopf dabei zu bewegen.
»23 Uhr und 30 Minuten, Boss«, antworte der Riese zu seiner Linken.
»Zeit für ein Gespräch mit Herrn Bork, wie mir scheint. Enrico, das Telefon.«
Der Bodybuilderverschnitt zu seiner Rechten reichte ihm ein Mobilfunktelefon, wobei er kurz zuvor eine Nummer aus dem Register auswählte. Er nahm das Telefon in seine rechte Hand, behielt dabei seinen Cocktail in der linken. Nach einem kurzen Moment der Stille, in der nur das Rauschen der Brandung zu hören war, meldete sich am anderen Ende der Leitung eine aufgeregte Stimme.
»Ach du Schei…. Ich wollte mich auch gerade bei Ihnen melden. Hören Sie, die Verzögerung tut mir leid. Es gibt hier Probleme«
»Bork, was reden Sie denn da? Ich weiß, dass es Probleme gibt. Würde es die nicht geben, hätte ich bereits vor über einer Stunde von Ihnen Daten empfangen. Das war aber nicht der Fall.«
»Scheiße, ja, ich weiß. Es tut mir leid, ich bring das in Ordnung, und sobald ich wieder im Besitz der Daten bin, schick ich sie ihnen wie vereinbart rüber.«
»Bork, Fluchen Sie nicht. Ich mag das gar nicht. Übermorgen 15 Uhr Ihrer Zeit und keine Sekunde später.«,
»Danke, ich werde Ihr Vertrauen in mich nicht enttäuschen!«
Er klappte das Telefon zusammen und reichte es zurück.
»Marko, was hab ich über die Zusammenarbeit mit Amateuren gesagt?«
»Laien. Vermeide die Zusammenarbeit. Ihre Vorgehensweise ist amateurhaft. Wundere dich nicht, wenn sie keine Ergebnisse liefern – es liegt in ihrer Natur. Kümmere dich dann selbst darum«
»Ganz richtig.«
Fortsetzung folgt