Epic Pool Fail – Ein Drama in 3 Akten

Von Katja Czajkowski

Manchmal denke ich so für mich, ach, ich weiß gar nicht, worüber ich mal wieder bloggen soll! Und dann passiert etwas, das mir genug Stoff für gefühlt 5 Artikel liefert. Das Leben schreibt die besten Geschichten, oder so. Mein Leben, die Daily Soap. Sowas KANN man sich gar nicht ausdenken. Auf sowas kommt kein Mensch. Das muss man erlebt haben. Und deshalb lasse ich euch heute an unserem Epic Pool Fail teilhaben. Das Drama in 3 Akten. Oder um es mit den packenden Worten eines bekannten Onlinemagazins zu sagen:
“Was dann passierte, ist einfach UNGLAUBLICH”!

Overtüre

Der Dirigent tritt an sein Pult, das Orchester nimmt die Instrumente auf, der Saal wird ruhig. Mit einem schwungvollen Schlenker wird der Takt aus dem Ärmel geschüttelt und das Spiel beginnt. Das Drama trug sich dieser Tage in einem netten kleinen Örtchen zu. Friedlich reihen sich die mittelständigen Häuser aneinander, ein Postautobus fährt durch die sommerliche Straße, idyllische Rasenmäherklänge dringen an die strapazierten Ohren, die Gassen sind ordentlich gekehrt, während sich im Hause Nähfrosch folgendes abspielt.

(Applaus, Vorhang öffnet sich.)

1. Akt: Der Aufbau

Szene: In der Wohnung.
Nach einem Besuch bei lieben Freunden träumt die gesamte Nähfroschfamilie von einem eigenen Riesenplanschbecken im Garten. Das Töchterlein tanzt zu hellen Flötenklängen durch die Küche über die Bühne, elfengleich wird Wutanfall an Pirouette gereiht, die Dreijährige möchte einen Pool. Der Vater (begleitet von Bariton Solo), ist schnell überzeugt, möchte der ehemalige Wettkampfschwimmer doch selbst gern ein möglichst großes kühles Nass sein Eigen nennen. Die Mutter (Violine setzt ein), braucht gar nicht überzeugt zu werden, sie freut sich einfach und tanzt mit Schürze Tütü und einem elegant ausbalancierten überladenen Wäschekorb nebst Baby neben dem liebreizenden Töchterlein und schwungvollen Gatten.

(Szenenapplaus, Standing Ovation schon jetzt für die Frau und ihre virtuoses Wäschejonglage.)

Szene: Im Garten.
Der Vater (trägt Blaumann) hält stolz ein riesige Paket in den Händen, Mutter und Tochter tanzen einen fröhlichen Reigen drumherum. Natürlich hat der ambitionierte Vater nicht das gleiche Schwimmbecken wie die lieben Freunde angeschafft, sondern das Größte, das irgendwie grade so im Garten auf der Bühne aufstellbar sein soll ist. Sogleich wird Platz geschaffen, um den Pool fachmännisch aufzubauen. Der Pool wird vom Vater ausgebreitet, alle Teile sortiert und der Aufbau begonnen als die Sonne sich dem Horizont entgegen neigt und die Kinderlein sich brav fürs Bettchen fertig machen. Die Mutter schaut derweil hin und wieder aus dem Fenster, auf den Ort des Geschehens und freut sich auf den nächsten Tag und das kühle Nass.

FAIL Nr. 1:
Am nächsten Morgen lässt der Vater nach erfolgreichem Aufbau Wasser ein. Stundenlang läuft die Pumpe im Garten. Endlich ist der Pool angenehm gefüllt, der Vater führt ein Freudentänzchen rund um den eckigen Pool auf, macht spektakuläre akrobatische Sprünge. Doch dann – die Musik wird dramatischer, schwillt an, immer mehr… der Vater bleibt entsetzt mitten im Tanz stehen, die Musik setzt aus, alles ist still.

Langsam, ganz langsam, bewegt sich der Vater auf den hinteren Rand des Pools zu. Die Seite, die an der Wand steht. Zu zarten klagenden Klängen einer Klarinette in Moll beginnt der Vater den Kopf zu schütteln. Schlägt die Hände vors Gesicht, bricht auf der Bühne theatralisch zusammen. (Die Anschlüsse für die Filterpumpe befinden sich unerreichbar an der Rückseite, im gefüllten Zustand im 8 Kubikmetern Wasser lässt sich der Pool aber nicht einfach mal so drehen.) Unter Wehklagen lässt der Vater das Wasser wieder ab, unterstützt durch die Mutter und Töchterlein mit Gießkannen.

(Vorhang fällt.)

2. Akt: Das Befüllen

Szene: Im Garten vor dem leeren, richtig herum gedrehten Pool.
Der Vater stampft im Morgenrot in den Garten, ein Hahn kräht, Hörnbläser begleiten den Sonnenaufgang. Der Vater werkelt ein wenig, sogleich sprudelt frisches Quellwasser Brunnenwasser aus der Pumpe im Garten in den Pool. Und sprudelt. Und sprudelt. Der Vater verlässt die Bühne.

FAIL Nr. 2
Das Licht ist heller, die Sonne hat den Zenit überschritten, als die Familie wieder die Bühne betritt. Die Mutter mit Baby auf dem Arm begutachtet freudig den nun wieder gefüllten Pool, das Kindlein springt (Flöte und Piccolo, viele Triller) gar liebreizend umher. Der Vater holt mit großen Gesten ein Päckchen mit den Buchstaben C-H-L-O-R aus der Tasche und tanzt damit, die Mutter und die Tochter schließen sich ihm an. Dann wird das Päckchen ins beinahe klare Wasser geschüttet, die Familie dreht sich zueinander, schwatzt aufgeregt. Dann wirft der Vater wie zufällig einen Blick auf die spiegelglatte Wasseroberfläche und erstarrt schon wieder, die Musik stoppt mitten im fröhlichen Spiel. (Das Wasser gleicht einer braunen Brühe, das Chlor hat mit dem Brunnenwasser reagiert.) Unter Wehklagen recherchiert der Vater im weltweiten Netz nach einer Lösung des Problems. Sogleich wird die Musik wieder fröhlicher, die Lösung ist da! Vitamin C!

Der Vater schüttet mehrere große Pakete pulversisiertes Vitamin C in die unapetittliche braune Brühe. Die Mutter rührt mit einem großen Kescher Stock wie in einem Hexenkessel und tatsächlich, nach mehreren Paketen und einigen Minuten wird das Wasser merklich heller. Mit glasklar hat es aber noch nichts zu tun. Die Mutter rechnet dem Vater mittels eines überdimensionalen Taschenrechners und zu einem hektischen Violinensolo vor, dass das verschwendete Chlor plus die Vitamin C Päckchen schon teurer waren, als das verdammte Ding Schwimmbecken einfach mit klarem Wasser aus der Leitung EINMAL zu befüllen.

(Vorhang fällt.)

3. Akt: Das Finale

Szene: Im Garten vor dem wieder einmal leeren Pool.
Der Vater stapft im Morgenrot in den Garten, ein Hahn kräht, Hörnbläser begleiten den Sonnenaufgang. Der Vater werkelt ein wenig, sogleich sprudelt  Brunnenwasser aus der Pumpe im Garten frisches Leitungswasser aus dem Gartenschlauchanschluss in den Pool. Und sprudelt. Und sprudelt. Der Vater verlässt die Bühne.

Szene: Im Haus.
Die Mutter steht vor dem Spiegel im Bad, wirft einem Blick aus dem Fenster. Schaut noch einmal, wirft die Arme in die Luft: Heureka! Der Pool ist voll! Mit KLAREM Wasser! Auf ein Drittes Neues! Die Mutter tanzt mit Lockenwicklern im Haar elfengleich im Bad herum (Violine). Mitten im schönsten Reigen fällt ihr Blick zufällig nochmal aus dem Fenster in Richtung ehemaligem Pool. Sie bleibt entsetzt stehen, die fröhliche Musik verstummt. Ganz langsam geht die Frau nah an das Fenster heran, schaut heraus, sinkt dann langsam an der Wand herunter zum sitzen und hakt das Thema Pool ab, denn der Pool war wieder leer und der Garten gut gewässert.

Fail Nr. 3
Da der Pool auf der Terasse stand, galten besondere Umstände. So eine Terasse fällt nämlich zum Rand hin ab, mit dem Zweck, Regenwasser abzuführen. Demzufolge ist natürlich so ein Pool dann auch leicht schräg. Der Wasserspiegel aber natürlich gerade. Und wenn man dann den Pool recht voll macht, wirkt mit Sicherheit auf die leicht abschüssige Seitenwand des Pools etwas mehr Kraft. Daher hatten wir den Pool nicht bis obenhin gefüllt sondern zur Sicherheit “Luft nach oben” gelassen. Trotzdem pflügte eine kleine Tsunamiwelle durch den Garten. (Glücklicherweise war der Boden zu dieser Zeit knochentrocken und das Wasser schnell weg ohne irgendwo Schaden anzurichten. Aber es war knapp.) Und der Pool war unglaublicherweise verbogen! Die dicken Stangen oben am Rand waren echt richtig verbogen! o.O So ein Pool sollte doch eigentlich so konzipiert sein, dass Wasser darin halten zu können…

(Vorhang fällt.)

Die Darsteller kommen der Reihe nach vor den Vorhang, verbeugen sich, es gibt Standing Ovations, das Publikum jubelt!
Der Dirigent kommt nach vorne und nimmt seinen Applaus entgegen, dann kommt das Leben auf die Bühne und das Publikum ist ausser Rand und Band, es wird gepfiffen, gejohlt, getrampelt. Das Leben schreibt einfach die besten Geschichten!

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