Entscheidungsunfreudig

Laaang – ich will, dass ihr meinen Schmerz fühlt.

Herein kommt eine alte Frau mit einem Rollator und mit ihrer – ich nehme jetzt mal an Betreuerin. Anstatt dass sie zur Kasse vorgeht – wo wir Stühle auf der Seite haben, richtet sie sich mit ihrer Tasche vorne ein. Ja – diese Rollatoren sind noch praktisch, da hat man überall auch einen Sitz mit.

Zuerst hat sie Donna, die Pharmaassistentin, bis die mich holen kommt, weil sie unbedingt eine Apothekerin will.

Alte Frau (aF): „Parla italiano?”

„Nein,“ sage ich. „Scusi.“ Wenn sie das wollte, hätte sie bei Donna bleiben sollen.

(aF): „Ich hätte gerne Vitamine.“ – sagt sie. In gutem Deutsch übrigens.

Ich zeige ihr, was wir haben.

(aF): „Sind die von Dr. Irgendwas?“

Pharmama: „Nein. Der Name sagt mir auch nichts.“

Die Frau schaut mich an – die Betreeuerin „übersetzt“ für mich. Tatsächlich sagt sie dasselbe einfach in lauter … die Frau scheint etwas schwerhörig zu sein. Von jetzt an wiederholt die Betreeuerin, auch wenn ich lauter werde alles, was ich sage …

(aF): „Ah, Ich möchte die, weil die natürlich sind.“

Ich zeige ihr andere, ebenfalls auf natürlichen Quellen basierende Vitaminpräparate. Dabei hilft mir die Betreeuerin beim Erklären (hauptsächlich beim Wiederholen desselben).

Inzwischen kommen andere Kunden herein. Jetzt sind alle beschäftigt mit Beraten.

(aF): „Die da, wieviel kosten sie?“

Pharmama: „57.10 – für 100 Stück.“

„57.10“ sagt die Betreeuerin „– für 100 Stück.“

(aF):  „Oh, das ist viel. Gibt es die nicht kleiner?“

„Schon“, sage ich „aber die habe ich nur in der Grösse da. Wenn sie wollen, kann ich ihnen die kleine Packung bestellen. 50 Stück kosten da 29 Franken.“

Betreuerin: „Sie haben nur diese Grösse hier – die kleine Packung kann sie bestellen, die kostet 29 Franken.“

(aF):  „Oh, bestellen? Nein, das will ich nicht.“

Ein weiterer Kunde kommt herein.

Betreeuerin: „Dann wollen sie die Grosse Packung zu 57 Franken?“

(aF):  „Ja, die grosse Packung.“

Ich gehe nach Hinten zur Kasse, lese sie ein. Gehe wieder nach vorne. Die Frau ist dabei im Geldbeutel nach Geld zu knübeln. Sie hält mir 20 Franken hin.

Pharmama: „Nein, die grosse Packung kostet 57 Franken.“

Die Frau wühlt in ihrem Geldbeutel (in dem auch eine Tausendernote schwimmt) und mehr. Zögert aber.

Eine weitere Kundin gesellt sich zu den bereits wartenden.

(aF): „Nicht 27 Franken?“

Pharmama: „Nein, das ist für die kleine Packung. „Wollen sie lieber, dass ich die bestelle?“

Betreeuerin: „Soll sie ihnen die kleine Packung bestellen?“

(aF): „Ja.“

Ich gehe nach hinten, storniere den Verkauf, mache eine Bestellung, muss wieder nach vorne:

Pharmama: „Wie ist ihr Name und die Telefonnummer?“

Betreeuerin: „Sie braucht ihren Namen und die Telefonnummer.“

(aF): „Belli – aber sie sollen mich nicht anrufen.“

Pharmama: „Kein Problem, aber dann müssen sie es jetzt gleich bezahlen, wenn ich das bestellen soll.“

(aF): „Bestellen? Haben sie die nicht hier?“

Ich bin jetzt bald am Verzweifeln. Noch ein Kunde kommt herein, meine Kolleginnen haben ihre Kunden verabschiedet und übernehmen die nächsten, aber es warten immer mehr …

Betreeuerin: „Nein, nur die grosse Packung. Wollen sie doch lieber jetzt die grosse?“

(aF): „Ja …“

– ich nehme sie in die Hand zum zeigen.

(aF): „Nein …“

ich stelle sie wieder hin …

Betreeuerin: „Die grosse Packung kostet 57 Franken – diese hier. Die kleine Packung ist nicht hier, die müssen sie bestellen, die kostet 27 Franken.“

Die Frau schaut uns nur an.

Inzwischen sind sowohl die Betreeuerin als auch ich am Verzweifeln, auch weil inzwischen 8 Personen da stehen, 4 mit Rezepten – die bedient werden wollten … die kontrolliert werden müssen – von mir … wenn sich Frau Belli nur entscheiden würde.

Nur die rührt sich nicht.

Die Betreeuerin erlöst mich: „Ich glaube, sie will im Moment doch nichts.“

Pharmama: „Okay. Danke vielmals für ihren Besuch – auf Wiedersehen!“

Und dann bin ich geflüchtet um rasch den anstehenden Haufen ab zu arbeiten.

Ich brauch’ Ferien!


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