Entschärfte Passivhäuser: Zensur als durchsichtige Klientelpolitik

Passivhäuser werden in Deutschland seit mehr als 20 Jahren gebaut. Sie kommen mit wenig Energie aus, weil ihre sogenannte thermische Behaglichkeit so weit wie möglich durch passive Maßnahmen wie Wärmedämmung, Wärmerückgewinnung, innere Wärmequellen oder durch Sonneneinstrahlung gewährleistet wird. In der Theorie ist dies kein schlechtes Konzept. Doch Passivhäuser haben einen gravierenden Haken: Weil sie absolut luftdicht sein müssen, um zu funktionieren, bereiten sie ihren Nutzern Probleme, wenn ihr Lüftungskonzept nicht exakt den speziellen Anforderungen des betreffenden Bauwerks entspricht. Dies sicherzustellen, ist ein kompliziertes Unterfangen, das großen Aufwand erfordert und nicht selten misslingt. Vor allem die extrem trockene Luft kann dann schnell zum gesundheitlichen Problem werden. Das haben auch Feuerwehrleute in Frankfurt zu spüren bekommen, deren Wachen vor einigen Jahren in Passivbauweise errichtet worden sind. Bekannt wurde dies nun im Zusammenhang mit einer Magistratsvorlage, in der als Konsequenz gefordert wird, die strengen Passivhaus-Standards beim geplanten Bau einer Feuerwache am Frankfurter Flughafen aufzugeben.

Unmissverständlich prangert Frankfurts Feuerwehrdezernent von der CDU in seiner Vorlage “erhebliche gesundheitliche Belastungen des Einsatzpersonals” durch das nachgewiesene ungesunde Raumklima an. Er schildert die fruchtlosen Bemühungen zur Verbesserung der Situation, um resigniert festzustellen, dass wirkliche Abhilfe nur durch Maßnahmen möglich wäre, die einen “deutlich höheren Energiebedarf” zur Folge hätten und damit den Vorteil der Passivhausbauweise zunichtemachen würden. Das hörte der grüne Koalitionspartner natürlich gar nicht gerne, denn schlechte Publicity können seine Auftraggeber aus der Branche ganz und gar nicht gebrauchen. Gerade in Zeiten, in denen viele grüne Projekte in Verruf geraten sind und so manches Ökomärchen bereits entzaubert worden ist, muss jede verbliebene grüne Bastion verteidigt werden. Passivhäuser als staatlich attestierte Gesundheitsgefahr – das wäre der Super-GAU für die Öko-Lobbyisten der Bauwirtschaft. Und so einigte sich die schwarz-grüne Koalition im Frankfurter Römer darauf, den Passus mit den Problemen und den amtsärztlich festgestellten Erkrankungen einfach zu streichen. Für diese Zensur bekommt sie den “Klodeckel des Tages”.

Lapidar heißt es lediglich noch, die besonderen Anforderungen an den Betrieb ließen die Passivbauweise aus arbeitsmedizinischer Sicht für Feuerwachen nur bedingt als geeignet erscheinen. Die verärgerte CDU ließ den faulen Kompromiss offenbar durchsickern, und dafür sollten wir dankbar sein. Der Vorgang zeigt nämlich wieder, dass uns die Ideologen mit der Sonnenblume selten die volle Wahrheit sagen. Nur die Informationen werden bereitgestellt, die der eigenen Argumentation dienen. Längst wissen wir aber, dass die heile grüne Welt nicht funktioniert. Ob Energiewende, Wärmedämmung oder Bio – immer werden die hoch gelobten Vorzüge durch jede Menge Nachteile konterkariert. So gefährdet der hysterische Ausstieg aus der Atomkraft nicht nur hierzulande die Versorgungssicherheit, sondern bringt auch Europas Energienetz aus dem Gleichgewicht, amortisieren sich energetische Sanierungen erst nach mehreren Generationen und ist Bio-Obst oft mit viel Pestizid belastet. Es hat eben jede Medaille immer zwei Seiten. Man könnte dies offen bekennen und die Menschen entscheiden lassen, was sie bevorzugen. Doch zu viele Informationen machen zu klug. Und wer wählt dann noch “grün”?


Tagged: Öko-Lobby, Frankfurt, Grüne, Passivhaus, Zensur

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