Entsagung – Leerheit – Buddhanatur

Von Rangdroldorje

Diesen Vortrag hielt der Erw. Drubpon Rinpoche Lama Sönam Jorphel im Jahr 2006 in Graz anlässlich der Einweihung in Mahakala. Unter anderem sprach er über die Bedeutung von der rechten Motivation und der rechten Sicht als Grundlage für jede Dharma-Praxis. Einige Aspekte seines Vortrages sollen hier kurz wiedergegeben werden.

Die drei Drehungen des Dharmachakra

Das Drehen des Rades der Lehre stellt einen Stufenweg dar und indem die Wesen sich mit den Vier Edlen Wahrheiten auseinandergesetzt haben, das auch verinnerlicht und praktiziert haben, hat Buddha ein zweites Mal das Rad der Lehre gedreht und die Leerheit aller Phänomene gelehrt, dass alle Phänomene letztlich leer sind. Wo die Leerheit ist, da sind alle Möglichkeiten da. Und so hat Buddha erklärt, dass die fünf Skandhas Leerheiten sind und die Leerheiten nichts anderes als die fünf Skandas. Und so hat er alles erklärt.
Beim dritten Mal, als Buddha das Rad der Lehre gedreht hat, hat er über die Buddhanatur, Tathagatha gelehrt. Und die Praxis dieser Lehren, in der Reihenfolge wie sie von Buddha selbst gegeben wird, ist die Praxis, die zur Buddhaschaft führt. Buddhaschaft heißt in diesem Fall nichts anderes als der absolute Bodhicittageist. Alle Belehrungen, alle Lehren Buddhas sind zu verstehen als Methode, um diesen absoluten Bodhicittageist zu entwickeln. Wie ist der Bodhicittageist zu entwickeln? Zunächst einmal geht man von der Einen Mutter aus, dass man sich der Qualitäten und der grenzenlosen Freundlichkeit  und Güte der eigenen Mutter bewusst wird. Und hat man dies erkannt, dann entsteht der Wunsch, diese grenzenlose Freundlichkeit und Güte zurückzuzahlen. Wenn man sich der Freundlichkeit der eigenen Mutter bewusst geworden ist, dann denkt man gleichermaßen an alle schönen Wesen, die, weil wir schon sehr viele Wiedergeburten angenommen haben und sehr viele Mütter gehabt haben, also alle einmal irgendwann unsere Mütter gewesen sind, diesen Wesen bringen wir ebenso den Wunsch entgegen, sie aus dem Leiden zu befreien, da sie verwirrt im Samsara herumirren, weil ihr Wunsch glücklich zu sein und ihre Handlungen, die negativ sind, immer entgegengesetzt sind und niemals zu ihrem wirklichen Glück führen werden, und deshalb sollte man den starken Wunsch entwickeln, diese Verantwortlichkeit als Mensch auf uns zu nehmen und diese Wesen, die unsere eigenen Mütter gewesen sind, aus dem Leid zu befreien. Und wir sollten uns auch vorstellen, unsere eigene Mutter ist vor uns und wird geschlagen, gefoltert und gequält und wie stehen wir dazu, was tun wir dann? Wollen wir dann helfen, oder was tun wir dann? Können wir das ertragen, dabei zuzuschauen, wie ihr immer größeres Leid zugefügt wird? Wir sollten daran denken, wie unsere Mutter uns neun Monate lang im Leib getragen hat, wie sie bei Krankheiten auf Medizin verzichten musste, weil sie ihrem Baby nicht schaden wollte, wie sie uns geboren hat und großgezogen hat  und uns vor Gefahren beschützt hat.. all das sollten wir uns bewusst machen. Und wenn die Mutter alt wird, braucht sie unsere Unterstützung, die alten Menschen werden nicht mehr so geachtet wie früher, sie ist vollständig auf uns angewiesen, so sollten wir an unsere Mutter denken und an alle anderen Wesen, die zahllose male unsere Mutter gewesen sind. Jetzt sind viele meiner Mütter in der Hölle, sie leiden unter Hitze und Kälte, in den Bereichen der Hungergeister, in die sie gefallen sind aufgrund ihrer negativen Handlungen und es ist an der Zeit ihnen zu helfen, ihnen die Freundlichkeit zurückzuzahlen. Und wie kann ich ihnen helfen? Ich kann ihnen nur helfen, indem ich Dharma praktiziere, ein anderer Weg ist nicht möglich, den Wesen zu helfen. Und indem wir liebende Freundlichkeit, Mitgefühl und den Wunsch zu helfen entwickeln, und schließlich den Wunsch in die Tat umsetzen und Bodhicitta praktizieren und indem wir diese Gebete sprechen, möge ich alle Wesen zur Buddhaschaft bringen. So ist vorzugehen in der Praxis. Bodhicitta ist das Bestreben, Buddhaschaft zu erlangen zum Wohle aller fühlenden Wesen. Einen anderen Weg ihnen zu helfen, gibt es nicht. Alles, was zum praktizieren ist, das hat man selber zu tun, das kann einem keiner abnehmen, der Einzige, der helfen kann, ist der Lehrer, der Lama, und das sind die Bedingungen für die Dharma-Praxis. Welchen Nutzen hat nun Buddha für die Wesen? Buddha hat selber geantwortet: Er kann keine Negativitäten von den Wesen mit Wasser abwaschen, er kann nicht über jemanden seine Hand halten und ihn so vor Gefahren und Schwierigkeiten schützen, auch seine Weisheit kann Buddha nicht auf ein anderes Wesen übermitteln, das Einzige, was Buddha kann, ist den Weg zur Befreiung zu zeigen, gehen muß man ihn selber. Und nur Buddha kann diesen Pfad zur vollkommenen Befreiung zeigen. Buddha wurde von Ananda befragt: was wird sein, wenn du nicht mehr da bist, wenn du ins Parinirvana eingegangen bist, wie werden dann die Wesen geführt, wer wird sie dann beschützen? Buddha hat darauf geantwortet, das macht nichts, in der Zukunft werde ich in Form von Lehrern wieder erscheinen, ich werde in Form von Texten erscheinen. Überall da emaniert sich Buddha. Ich kann euch den Weg zur Befreiung zeigen, ob ihr ihm folgt, hängt von jedem selber ab. Meine Lehre ist nicht etwas, was man verehren sollte, sondern, was man analysieren muss, wie man ein Stück Gold, das man kaufen will, auf seine Echtheit prüft, so muss ein jeder meine Lehre für sich selbst überprüfen. Und so hat Buddha aus seiner grenzenlosen Freundlichkeit den Wesen zahllose Belehrungen gegeben, entsprechend den verschiedenen Kapazitäten, Fähigkeiten, Anlagen und Neigungen der Wesen, und ob wir diesen Lehren folgen oder nicht, hängt von uns alleine ab. Diese Fähigkeiten und Neigungen hängen wiederum ab vom Karma, von glücklichen Umständen, von Wunschgebeten und Verdiensten. Dass man überhaupt in Kontakt zum Buddha-Dharma kommt, ist eine äußerst seltene Gelegenheit, und hängt von sehr vielen Bedingungen und Ursachen ab. Dass wir jetzt in Kontakt mit dem Buddha-Dharma gekommen sind, zeigt, dass wir in den vergangenen Leben sehr viel Verdienst angesammelt haben müssen, deshalb ist es wichtig, diese kostbare Gelegenheit nicht zu vergeuden, nicht verstreichen zu lassen sondern tatsächlich zu nutzen , Buddhas Lehre zu praktizieren, zu analysieren.

Vom 5. – 16. April besucht der Erw. Drubpon Rinpoche die Drikung-Zentren in Österreich und gibt vom 6. – 7. April in Drikung Samten Chögar in Wilhering (A-4073 Wilhering, Am Zunderfeld 12) die Übertragungen von Tara und Vajrasattva, sowie Belehrungen zu den 7 Taras. Anschließend gibt Rinpoche vom 8. – 10. April in Drikung Phüntshog Chöling in Wien (A-1010 Wien, Fleischmarkt 16/1) die Einweihung in Prajnaparamita und Belehrungen dazu. Anmeldung erbeten! (Anmelden)

  • Teilen Sie dies mit: