Entmystifizierung...

Von Schamanenstube

Wenn der Zauber entmystifiziert wird

Es gibt ein Thema im Laufe der Ausbildungen, das sich nach und nach fast unmerklich einstellt. Es ist einem an Schamanismus interessierten Menschen nicht wirklich bewusst, auch nicht während er sich die ersten Monate in der Ausbildung befindet: man beginnt Dinge, Zusammenhänge und eigentlich Unmögliches nach und nach zu verstehen. Dieser Prozess gehört mit zu unserer Therapeuten Schule, er ist den Lernenden aber oft gar nicht bewusst.
Wenn es möglich ist, seinen Lebensweg zu formen und immer mehr Momente zu erleben, in denen man ein Glück, eine Zufriedenheit, eine Selbstbestimmung fühlt, dann muss dahinter ein Zauber sein. Ist er auch: der Zauber des Lebens. Dieser wird bei uns nicht mit herumtänzelnden Ritualen in Schamanenkluften hervor gerufen, sondern durch ein werdendes Verstehen von Zusammenhängen der eigenen und äusseren Kräfte.

Mystisches verstehen

Wir lehren keine Zaubertricks, die jemanden dazu verhelfen, sich gegenüber anderen herausstellen zu können. Wir widmen uns von aussen mystisch wirkenden Dingen, die von innen her durch ein emotionales und spirituelles Verstehen greifbar werden. Die Möglichkeit sogenannter Wunder verlangt nach einem mentalen Sprung über fest geglaubte Ordnungen in unserem Kopf. Diesen Sprung ins Unmögliche vollziehen wir auf emotionaler Ebene. Viele schamanische Reisen liefern nach und nach eine Basis für Gedankengänge, die den inneren Zweifel zumindest zum Zeitpunkt eines Rituals überwinden.
Ein Schamanismus Therapeut darf mit sich selbst so gut umgehen können, dass er sich in Zustände versetzen kann, die ihn die Grenzen des Intellekts überschreiten lassen.


Mittel auf diesem Weg sind Teile der Gefühls-Logik, die wir in unserer Gefühlsmathematik zum Ausdruck bringen. Einfaches Aufschreiben von Gefühls-Zusammenhängen reicht da sehr selten, es braucht mehr dazu, uns alltäglich Begleitendes in Zusammenhängen zu begreifen: das Erleben.
Wir sagen immer, man kommt mit dem Kopf bis an bestimmte Punkte heran, die Welt zu verstehen. Und irgendwo ist eine Grenze, da einiges an Erkenntnis erreicht wurde. Ab dieser Grenze kommt das logische Verstehen an seine Grenze. Heute ist diese Grenze sehr weit gediehen. So weit, dass unser Verstand das nicht mehr gänzlich fassen kann. Da geht es um Quanten, um Superstrings und mehr.
Darunter sind wir Menschen, die unser Leben zu meistern versuchen. Und auf dieser so unbedeutend erscheinenden Ebene findet sich eine Fähigkeit: das Erleben.

Erleben führt zu emotionalem Verstehen.
Das macht unsere Schule vielleicht so schwierig. Die Wege über das emotionale Verstehen hinaus führen in das Handeln auf einer Ebene, das dem alltäglichen Verstand völlig wundersam erscheint.
Im Verlauf des Weges in den Schamanismus werden vorher als Wunder definierte Dinge gar nicht mehr so richtig erkannt. Man entmystifiziert sich, merkt gar nicht mehr, dass man Dinge tut, die einem noch vor ein paar Monaten völlig unerklärlich gewesen wären. Doch das sieht man nicht mehr, denn man hat es ja emotional gelernt. Persönlich gelernt. Genau dieses Lernen verändert einen.
Fragt dann jemand von aussen, ob man auch eine Krankheit heilen kann, so ist diese Frage derart weit aus dem Kontext gerissen, dass man sich selbst aus der Sichtweise des Fragenden zu beurteilen versucht. Dieser Sprung zurück ist so gross, dass die Frage selbst völlig fremd erscheint, obschon man sie mit dem Kopf verstehen kann.

Die Antwort "Ja" wäre vielleicht richtig, doch nicht im Verständnis des Fragenden. Das führt dort zu einem Wunderglauben, was das Kunden-Therapeuten Verhältnis schwer beeinträchtigt. Wie antworten wir also auf die Frage:

"Kannst Du mit Deinem Schamanismus heilen?"

Wir antworten natürlich mit einer therapeutischen Vorgehensweise: was erhoffst Du Dir von der Antwort? - Sprich wir schauen uns die Erwartungen des Menschen hinter der Frage an und begeben uns so wieder auf den Therapie-Weg.
Am Ende ist die Frage irrelevant, da sie nicht im Kontext steht. Einzig soll sie den Kunden gestatten, in eine Abhängigkeit zu kommen und Verantwortung an den Therapeuten abgeben. Das ist zu verhindern, da wir sonst die Therapie abbrechen müssen. Aus therapeutisch ethischen Grundwerten.