17 tage wird es noch dauern: 17 tage, bis wir wissen, worüber bisher strengstes stillschweigen bewahrt wird. 17 tage, bis „the social network“ in die kinos kommt… das klingt wie die leidliche vorankündigung eines mit rasierwasser bestochenen moderators aus dem nachmittagsprogramm. allerdings stellt sich bei mir momentan tatsächlich eine gewisse freudige anspannung ein, wenn ich an den kinostart des gerüchteumwobenen facebook-films denke. der grund: neue fakten zur handlung.
der stoff böte reichlich pathetischen stoff für einen patriotischen doku-thriller vor der wehenden stars-and-stripes-flagge. schüchterner student fliegt von der uni, aus der not und einsamkeit heraus bastelt er eine internetseite, die sich in windeseile zu einem milliardenschweren unternehmen aufschwingt. amerika zeigt sich einmal mehr von seiner schokoladenseite, das land der unbegrenzten möglichkeiten, yes we can!
doch spätestens jetzt ist klar, dass „the social network“ nicht die verfilmung eines modernen amerikanischen märchens ist. anscheinend spart der trailer – obwohl schon mit reichlich negativen andeutungen gespickt – einige der ganz pikanten szenen aus. so hat sich bereits vor einigen wochen die sunday times über das von höchster stelle verordnete schweigegelübde hinweggesetzt und die handlung der eingangsszene detailliert beschrieben, die in einer bar auf dem harvard-campus spielt, in der sich mark zuckerberg mit seiner freundin erica unterhält und von ihr folgendes gesagt bekommt (übersetzung von mir):
„du läufst durchs leben und glaubst, die mädchen mögen dich nicht, weil du ein technik-geek bist. aber ich will dir aus tiefstem herzen sagen, dass das nicht wahr ist. sie werden dich nicht mögen, weil du ein arschloch bist.“
soweit so schlecht. für zuckerberg – damals wie heute, und für seine fans. für alle, die sich endlich aufklärung über die verworrenen ersten monate von facebook versprochen hatten, wird jedoch klar: in diesem film wird keine zeit verloren. es geht zu sache. klickstu
peter kafka vom wall street journal ist einer der ganz wenigen reporter weltweit, die den film schon vorab gesehen haben. er schreibt auf all things digital: „the social network ist genau so brutal, wie zuckerberg befürchtet hat“. mehr noch: kafka empfindet regelrecht mitleid für ihn, was – zugegebenermaßen – bei den meisten von uns nicht das erste gefühl sein dürfte, wenn man an einen milliardär denkt.
darüber hinaus ist heute im new yorker noch ein artikel von jose antonio varas erschienen. er ist seit langer zeit der erste journalist, dem der 26-jährige facebook-gründer ein interview gewährt. dementsprechend viel gibt es zu fragen. einen schwerpunkt legt vargas auf der history eines instant-messenger-dialogs zwischen dem damals 19-jährigen zuckerberg und einem kommilitonen aus harvard, den alley busines insider im mai veröffentlicht hatte. hier ein auszug:
Zuck: I have over 4,000 emails, pictures, addresses, SNS
[Redacted Friend's Name]: What? How’d you manage that one?
Zuck: People just submitted it.
Zuck: I don’t know why.
Zuck: They „trust me“
Zuck: Dumb fucks.
nicht gut. und ein gefundenes fressen für den reporter vargas, der zuckerberg entsprechend in die mangel nimmt und ihm das geständnis abringt, die zeilen tatsächlich so geschrieben zu haben. er bereue zutiefst und habe sich geändert. und eins darf in der tat nicht vernachlässigt werden: ein 19-jähriger, frisch in harvard mit dem warmen wind der eliten um die nase, dabei eine lukrative auftragsarbeit zu programmieren, der in einem anflug von testosterongesteuertem machtgefühl einem kumpel ein paar zeilen rüberprollt – das darf sicherlich nicht stellvertretend für den zuckerberg von heute gelten. dennoch: kurz vor filmstart sind solche enthüllungen natürlich doppelt gift. so rücken sie zuckerberg in ein zwielicht, das der film dann nur noch zu bestätigen braucht – unabhängig von der richtigkeit der darstellung. denn „the social network“ bleibt ein soziales drama. und keine zuckerberg-biographie.