Ab April 2018 bietet die Games Academy ( Berlin / Frankfurt am Main) erstmals eine Weiterbildung zum UX/UI Gamification Designer (GA) an. Diese vermittelt innerhalb von zwei bzw. vier Semestern (Voll- oder Teilzeit) umfangreiche Kenntnisse, um aktuelle Technologien und Software nutzungsfreundlicher und effektiver zu gestalten. Um mehr zu erfahren, sprechen wir mit Thomas Dlugaiczyk, Rektor und Geschäftsführer der Games Academy. Er informiert uns über Aufgaben und Berufsbild eines UX/UI Gamification Designers, bzw. welche Inhalte in der Fortbildung vermittelt werden und was man damit alles anfangen kann.
Games-Career: Was ist eigentlich UX/UI Gamification Design?Thomas: In den letzten 30 Jahren und heute jeden Tag werden tausende digitaler Systeme programmiert und zum Einsatz gebracht. Es gibt Schätzungen, dass 80 % aller Softwaresysteme nicht menschengerecht sind, d.h. schwer zu verstehen sind, nicht funktionieren, schlichtweg nicht die Bedürfnisse der User treffen oder sie in ihrer Tätigkeit behindern, statt diese zu unterstützen. Verbände bitten um Verständnis für die Schwierigkeiten bei der Durchsetzung der digitalen Revolution und Politiker predigen die Notwendigkeit ewigen Lernens, ohne zu sagen, welche Inhalte wann auf welche Art und Weise zu welchem Ziel zu vermitteln sind. Auch die Arbeitsproduktivität in der Wirtschaft ist in den letzten 10 Jahren nicht signifikant gestiegen. Warum?
Zwischen Marketing und Programmierung fehlt eine Instanz, die sich mit dem wichtigsten Element der Digitalisierung besonders gut auskennt: Dem Menschen!
Für die Produktion digitaler Systeme - wie zum Beispiel Games - benötigen wir bisher vier Elemente: Design der Funktionen und Ziele der Systeme, Programmierung, Digital Art sowie Produktionssteuerung. Das fünfte Element ist neu und stellt den Menschen, bzw. Kunden in den Mittelpunkt: UX/UI Gamification Design. Hierbei geht es darum, zielführend und kritisch Softwaresysteme und deren Oberflächen zu überprüfen und diese den Bedürfnissen der User anzupassen - also Anpassung der technischen Systeme an den Menschen!
Thomas: UX ist abgeleitet vom englischen Begriff User eXperience: Für die Nutzer von digitalen Systemen soll eine emotionale und möglichst positive Erfahrung geschaffen werden. Maschinen unterstützen uns in vielen Dingen, ihr Verhalten und ihre Funktionen müssen in ihrer Gesamtheit aber verständlich und sinngebend sein.
UI ist die Abkürzung für User Interfaces. Insbesondere die Bedienung von Maschinen und Computern ist ein problematisches Feld in der Entwicklung. Zu viele Informationen, zu wenig Informationen, mangelndes Feedback, verwirrende grafische Gestaltungen, unsinnige Dialoge und unklare Ziele machen die Nutzung oftmals zu einem Martyrium für uns Menschen. Deshalb ist die Gestaltung der User Interfaces so wichtig! Denn sie sind so etwas wie der Zugangscode zur digitalen Gesellschaft und deren Entwickler so etwas wie die Hüter des heiligen Grals.
Gamification bedeutet eigentlich die Anwendung spieltypischer Elemente in einem spielfremden Kontext. Dazu gehören unter anderem Erfahrungspunkte, Highscores, Fortschrittsbalken, Ranglisten, virtuelle Güter oder Auszeichnungen. Durch die Integration dieser spielerischen Elemente soll eine Motivationssteigerung erreicht werden, wenig herausfordernde, als zu monoton empfundene oder zu komplexe Aufgaben zu erfüllen. Dadurch entstehen teilweise signifikante Verbesserungen in Bereichen wie Benutzermotivation, Lernerfolg, Kundenbindung, Datenqualität, etc..
Da nun Computer- und Videospiele die ersten digitalen Systeme sind, die auf eine hundertprozentige Akzeptanz der Nutzer angewiesen sind, um erfolgreich zu sein - und das bereits seit 40 Jahren - sollen seitdem entstandenes Wissen und Erfahrungen weitergegeben werden.
Technische wie auch betriebliche und gesellschaftliche Systeme sollen für eine immer komplexer werdende technisch dominierte Welt fit gemacht werden, in der der Mensch sich weiter entwickeln kann und dabei die persönliche Kontrolle behält.
Games-Career: Kannst Du uns das Berufsbild eines UX/UI Designers beschreiben?
Thomas: Ziel des UX/UI Designers ist es wie gesagt, technische und soziale Systeme, Technologien und Software nutzungsfreundlicher und effektiver zu gestalten. UX/UI Designer sind in der Lage, digitale Spiele (Games), Brett- und Gesellschaftsspiele oder komplexe Wettbewerbe zu planen und zu entwickeln. Umfangreiche Kenntnisse im Bereich der Computertechnologien, sowie Wissen in Psychologie, Pädagogik, Didaktik, Soziologie, Systemik und Spielewissenschaft bereiten den UX/UI Designer auf unterschiedliche Aufgabenbereiche vor. Im Folgenden nenne ich die Wichtigsten:
Wir alle sind schon vor einem Fahrkartenautomaten verzweifelt: Hier hat die Schnittstelle zwischen Maschine und Mensch versagt. Ein klassischer Fall für einen UX/UI Designer.
Wo Programmierer nur Software und Grafiker nur Charaktere sehen: Der Game UX/UI Developer sieht soziale und persönliche Bedürfnisse, die hinter dem Wunsch nach Spiel stehen. Er kennt die Grenzen und Risiken des Einsatzes digitaler sozialer Systeme genau, und bringt die spezifischen Kenntnisse des Faktors Mensch in die Spielwelt ein.
An der Schnittstelle zwischen freiem Spiel und dem Einsatz spielerischer Elemente in Freizeit- und Wirtschaftssystemen ist der Gamification Developer die gestaltende und kritische Instanz. Er sorgt dafür, diese Technologien für Mensch, aber auch Wirtschaftsbetrieb optimal einzusetzen.
Lernen ist Systemisch. Deshalb brauchen wir Lernsysteme, die konzeptionelle Antworten auf die verschiedensten Lernaufgaben und -Pläne bieten, und außerdem deren Anwendung begleiten. Lernen soll einfacher, freudvoller und effektiver werden, der Fokus dabei auf direkter Interaktion zwischen Lernen- und Lehrendem liegen. Dies ist die Aufgabe eines Lernsystem-Entwicklers.
Games-Career: Also nochmal kurz und knapp: Was kann ich, wenn ich eine Weiterbildung zum UX/UI Gamification Designer absolviert habe?
Vielen Dank, lieber Thomas! Das hört sich wirklich sehr spannend und vielseitig an - man würde am liebsten gleich loslegen. Wem das auch so geht, der findet alle weiteren Infos zur Ausbildung
Kommentare
About the author
Eine besessene Gamerin war Anietta zwar nie - doch die fesselnde Intensität von Videospielen kann sie dennoch nachvollziehen... Ihre Games-Erfahrungen beschränken sich in etwa auf folgende: Leidenschaftliches "Boulder Dash"- und "Oh Mummy"-Spielen auf dem Schneider Computer ihres kleinen Bruders in ihrer Kindheit, leidenschaftliches "Brickles"-Spielen auf einem eher frühen Modell des Apple Macintosh ihres Onkels, leidenschaftliches "Tetris-Spielen" auf dem Gameboy ihres kleinen Bruders, leidenschaftliches "Point and Click Adventure"-Spielen auf eigenem PC und leidenschaftliches Scrabblen, Quizduellieren und Flightcontrollen auf dem eigenen iPhone. In ihrem Privatleben geht es bei Anietta momentan leider eher darum die Spielbesessenheit ihrer drei Jungs Nick (11), Cosmo (5) und Oskar (12) zu begrenzen, denn zumindest die Großen scheinen schon fast in den Welten von "Minecraft", "Clash of Clans" und "Hearthstone" zu leben - wenn man nur von den Esstischgesprächen ausgeht. Alle drei liiiiiiiiieben Games und finden es extrem cool, dass Anietta neben ihrer Tätigkeit bei Games-Career.com schon seit einigen Jahren als Teamassistentin und gute Seele in der PR-Agentur für die Games-Branche - Quinke Networks fungiert und somit nah am Geschehen ist.