"Betrachte immer die helle Seite der Dinge!
Und wenn sie keine haben?
Dann reibe die dunkle, bis sie glänzt."Skandinavisches Sprichwort
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine chinesische Legende erzählen:
"Das Senfkorn"
"Eine Frau, deren Sohn tödlich verunglückt war, wusste sich in ihrer Trauer keinen Rat mehr. Sie suchte einen weisen Mann auf und fragte ihn:„Sag mir, wie kann ich meinen Sohn wieder zurückbekommen?“ Der Weise antwortete ihr: „Bring mir ein Senfkorn aus einem Haus, deren Bewohner noch kein Leid kennengelernt haben! Damit kann ich Deinen Schmerz löschen.“
Die Frau machte sich auf die Suche nach einem solchen besonderen Senfkorn. Sie kam an ein prächtiges Haus, klopfte und brachte ihre Bitte vor: „Ich suche ein Haus, das niemals Leid erfahren hat, bin ich bei Euch richtig? Es ist sehr wichtig für mich!“
Aber die Bewohner des schönen Hauses erzählten all das Unglück, das sich gerade bei ihnen ereignet hatte. Die Frau dachte bei sich: „Wer kann diesen unglücklichen Menschen besser helfen als ich, die ich auch so tief in Not geraten bin!“
Sie blieb und tröstete. Dann machte sie sich weiter auf die Suche nach einem Haus ohne Leid. Aber wohin sie sich auch wandte, kleine Hütten, riesige Paläste, überall begegnete ihr Leid.
Schließlich beschäftigte sie sich nur noch mit dem Leid anderer Menschen, sodass sie ganz die Suche nach dem Senfkorn und auch den weisen Mann vergaß. Ihr war auch nicht bewusst, dass sie auf diese Weise tatsächlich den Schmerz und die Trauer aus ihrem Leben verbannt hatte."
Ihr Lieben,
die Frau in unserer Geschichte hat ein tiefes Geheimnis entdeckt. Die beste Möglichkeit, über eigenes Leid, über eigene schlimme Erlebnisse und Erfahrungen hinwegzukommen, ist die, anderen Menschen zu helfen, für andere Menschen da zu sein, anderen Menschen Liebe und Freude zu schenken.
Das Senfkorn ist in der Bibel ein Sinnbild für den Glauben. Ich mag das Wort Glauben in dem Zusammenhang nicht so sehr, das Wort Glauben klingt immer nach "Für-Wahr-Halten", gemeint sind aber Vertrauen, Zuversicht, Hoffnung, Mut und dafür ist das kleine Senfkorn, das wir auf dem Foto sehen können, ein wunderbares Beispiel.
Ein Same wie das Senfkorn bleibt ja nicht ein Same, sondern wenn der Same in die Erde gelegt wird, dass wächst daraus ein ansehnlicher Senfbaum, wie uns das folgende Foto zeigt.
Das ist auch das, was der weise alte Mann gemeint hat, als er die Frau auf die Suche nach dem Senfkorn geschickt hat. Er wusste, dass die Frau kein Haus finden würde, dem noch kein Leid zugestoßen ist, vor allem aber wusste er, dass die Frau das Senfkorn der Zuversicht, der Hoffnung, des Vertrauens und des Mutes bereits in sich trug.
Und je mehr die Frau sich dann um fremdes Leid kümmerte, desto mehr vergaß sie ihr eigenes Leid und desto mehr wuchs in ihr der Baum der Hoffnung, der Zuversicht, des Vertrauens und des Mutes.
Es wäre wundervoll, wenn die Menschen endlich erkennen würden, dass die Erfüllung des Lebens nicht darin liegt, vor allem sich selbst alle Wünsche zu erfüllen, vor allem sich selbst Freude zu bereiten, sondern dass die Erfüllung des Lebens im DU liegt, darin, dass wir uns gegenseitig stärken, gegenseitig helfen, gegenseitig Hoffnung machen, gegenseitig Liebe, Zuwendung und Freude schenken.
Ihr Lieben,
das Wetter soll an diesem Wochenende nicht so gut werden, ich wünsche Euch daher Zeit zum Entspannen, zum Seele-Baumelns-Lassen und grüße Euch mit viel Fröhlichkeit aus Bremen
Euer heiterer Werner vom Weserstrand
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt
