Der süsse Stolz Mallorcas!
Da ich alter Backfuchs schön langsam, aber unaufhaltbar der ewigen CheeseCake-Brownies-Peanutbutter-Creamcheese-Topping-Muffins-and-Cupcakes-TripleChocolate-4000 Kalorien pro Stück-CakePops-and Sonstwas-Cookie- Ära überdrüssig werde, gilt meine Suche immer mehr den alten, traditionellen, meist schon über Jahrhunderte überlieferten Rezepten.
Da ich noch dazu auch ein ausgewiesener Nostalgiker bin (meine Stammleser haben das wahrscheinlich schon ,überringelt‘), bin ich vor allem scharf auf alles, was althergebracht ist, manchmal aus ,ärmlichen‘, wenigen Zutaten hergestellt.
Denn immer schmeckt man aus diesen alten Rezepten die Geschichte des Landes, seiner Heimat, heraus!
Als ich vor einiger Zeit auf der Homepage von ,Küchengötter. de‘ herumstreifte, keine Ahnung, was ich eigentlich suchte, stiess ich auf diese Ensaimadas (saim bedeutet im Katalanischen Schmalz) von Eliza.
Aha, lachte mein Herz!
Ein traditionelles spanisches Gebäck, der Stolz Mallorcas und sehr interessant, fast archaisch anmutend in seiner Herstellung.
Ludwig Salvator, Erzherzog von Österreich und Prinz von Toskana, ein kauziger, aber lebenslustiger und hochgebildeter Philantrop, Cousin von Sisi und Franz Joseph, guter Freund von Jules Verne und erstklassiger Kenner der meisten damals weitgehend unbekannten Regionen des Mittelmeeres, hatte viele Jahre seines Lebens auf Mallorca verbracht.
Er verfasste ein 6000 Seiten starkes Monumentalwerk über die Balearen-Inseln, über seine Bewohner, die Tierwelt, die Flora, die Sprache, die Traditionen.
Da er ein Genussmensch durch und durch war, liess er natürlich auch die gastronomischen Vorzüge Mallorcas nicht unerwähnt.
So sollen es dem ,dicken Luigi‘ (so nannte Kaiser Franz Joseph seinen rundlichen Cousin) unter anderem besonders die Ensaimadas angetan haben…
Daher hier und heute das Rezept dieser erstaunlich knusprigen, luftig- leichten mallorquinischen Spezialität!
Zutaten:
- 500 g Mehl universal
- 80 g Zucker (Teig)
- 1/2 Teel. Salz
- 40 g frischen Germ (Hefe)
- 180 ml lauwarme Milch
- 2 Eßl. Olivenöl
- 2 ganze Eier
- 200 g Butterschmalz
- 100 gr Zucker (Füllung)
- Zimt
- 50 gr Staubzucker zum Überstäuben
Zubereitung:
Das Mehl mit Zucker und Salz gut in einer Schüssel vermischen.
Milch handwarm erhitzen.
Germ in etwas von der lauwarmen Milch und einer Prise Zucker verrühren, in eine kleine Mulde in der Mehlmischung geben, ganz leicht mit etwas Mehl vermischen und zugedeckt ca. 15 Minuten gehen lassen.
Dann die restliche Milch, Eier und Olivenöl dazugeben, mit den Knethaken des Mixers, in der Küchenmaschine oder per Hand zu einem glatten Teig verkneten und abgedeckt an einem warmen Ort zum doppelten Volumen aufgehen lassen.
Das dauert ungefähr eine Stunde.
12 Kugeln formen und nochmals gehen lassen. Ca. 20 Minuten.
Die einzelnen Kugeln auf der leicht bemehlten Arbeitsfläche kurz durchkneten und dann mit dem Nudelholz zu sehr dünnen Fladen ausrollen.
Je dünner, desto besser, sie sollen unbedingt 40 oder 50 cm lang sein, damit man schöne Schnecken formen kann!
Mit 1-2 El weichem Schmalz bestreichen, mit 1-2 El Zucker (und eventuell ein wenig Zimt) bestreuen und von der breiten Seite her vorsichtig aufrollen.
2 Esslöffel Schmalz aufheben.
Nun die Rollen zu Schnecken formen. Nicht eng wickeln, denn sie plustern sich noch auf.
Auf ein auf dem mit Backpapier belegtes oder befettetes Backblech legen.
Nochmals etwa 30 Minuten bis eine Stunde ruhen lassen.
Im vorgeheizten Backofen bei ca. 200°C ca. 10-15 Minuten goldbraun backen.
Die letzten 2 Esslöffel Butterschmalz zerlassen (am besten in der Mikrowelle!) und die aus dem Backofen kommenden Ensaimadas sofort damit bepinseln!
Mit dem Staubzucker überzuckern.
Ich möchte mich bei Eliza für das Rezept auf Küchengötter.de bedanken!
Ihr könnt es HIER nachlesen.
Nachsatz:
Die Ensaimadas werden grundsätzlich mit Schweineschmalz gemacht; ich habe beides ausprobiert und die Version mit Butterschmalz noch feiner gefunden!
Auch habe ich die Schnecken im Inneren absichtlich extra mit Zucker und ein wenig Zimt bestreut, in Elizas Rezept wird nur mit Schmalz gefüllt: Denn, wer jemals einen Kouing Aman gegessen hat, weiss, was für eine wundervoller Gaumenkitzel die Mischung Butter-Zucker in gebackener Form ist!
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