Fort Romeau – Kingdoms
VÖ: 06.03.12 – 100% Silk
Amerika ist bekanntlich gerade im Begriff, Europa als Vorreiter in Sachen Elektro abzulösen (man denke nur an die Vorboten des SloMo-House Soul Clap bzw deren Wolf + Lamb-Label, Nicolas Jaar oder den Titel der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Groove: „Brooklyn House“). Der, leider nur als Import erhältlichen, Debut-EP „Kingdoms“ von Fort Romeau gelingt dabei der Brückenschlag zwischen Chicago-House Vergangenheit und den verlaufenden, tropisch-schwebenden Synthflächen gegenwärtiger Produktionen.
Hinter „Fort Romeau“ steckt allerdings ein Süd-Londoner, Mike Norris. Seine musikalische Heimat fand er jedoch bei dem, in Los Angeles angesiedelten, Label 100% Silk, dass bevorzugt House mit der ausgewaschenen Ästhetik von ChillWave kreuzt, hier jedoch beweist, dass sie es manchmal auch etwas klarer und poppiger mögen. Denn „Kingdoms“ steht dazwischen, zwischen europäischem Experimental-Ambient und amerikanischem Chicago-Deep-House.
Was seinen warmen, analog klingenden Sound betrifft, nennt der junge Mann Bands wie Air oder Autechre als Inspirationsquelle und deren Talent, eine eigene Atmosphäre zu schaffen. Auf der anderen Seite verweisen Songtitel wie „Jack Rollin´“ oder „Theo“ überaus deutlich auf Jack-House und einen der House-Pioniere, Theo Parrish. Ebenso pendelt das Album zwischen schnelleren Songs (eben jene beiden genannten ) und flächigeren („I Need U“, „One Night“). Zwischen klarem Soundgetüftel, schwarzem Groove und den Achtzigern entsprungenen Synthieflächen (Mike Norris war, am Rande erwähnt, Keyboarder bei der britischen 80s Pop-Sängerin La Roux). Dem folgt auch die Cover-Optik: in schlichtem, aber auch edlem schwarz gehalten, lediglich versehen mit Titel, Songtiteln und dem geschwungenen Logo des Labels auf der Rück- und einem graustufigem Bild auf der Vorderseite, dass Mund und Nase einer Frau zeigt, die in ihren Händen einen rießigen Diamanten hält. Wärme, Klarheit und überarbeiteter Achtzigerjahrekitsch, ziemlich deep und ziemlich schön.
Fort Romeau online
und das MP3 von “Jack Rollin” gibts legal u.a. hier.
Autor: Johannes Hertwig