Energiewende in Bayern: Über dem Soll, auch wenn ein Masterplan fehlt

Das größte Problem des weiteren Netzumbaus im Freistaat: fehlende Stromspeicher - E.ON Bayern startet jetzt ein Modellprojekt mit Mini-Speichern im Gefrierschrankformat
Regensburg (obx - internet-zeitung) - Alle reden von der Energiewende - umgesetzt wird sie derzeit deutschlandweit vor allem in Bayern, mit Schwerpunkten in Niederbayern und der Oberpfalz. Doch weil Speicherkapazität für den je nach Wetterlage produzierten Sonnen- und Windstrom fehlt, wird bereits heute oft teuer produzierte erneuerbare Energie verschwendet: Wasserkraftwerke laufen zeitweise nur mit Teillast und Solarkraftwerke produzieren Strom, der nie ins Netzt fließt, von allen Verbrauchern trotzdem teuer bezahlt werden muss.
320 Windräder mit einer Höhe von mehr als 100 Metern entstanden in den letzten Jahren in Bayern. Dazu kommen über 200.000 Photovoltaik-Kraftwerke alleine im Versorgungsgebiet der E.ON Bayern, Deutschlands größtem Netzbetreiber. Die in Bayern installierte Photovoltaik-Leistung übersteigt mit rund 4.300 Megawatt mittlerweile sogar die in den gesamten USA installierten Sonnenkraftwerksflächen. Mehr als zwei Milliarden Euro kassierten die Erzeuger erneuerbarer Energien im E.ON Bayern Netzgebiet alleine im letzten Jahr an Einspeisevergütung. Über eine Viertelmilliarde Euro werde sein Unternehmen in diesem Jahr investieren, 90 Millionen alleine in den Netzumbau auf die dezentrale Versorgung, sagte Thomas Barth, Vorstandsvorsitzender der E.ON Bayern AG.
Bayern ist bei der Energiewende bereits sehr weit: Die CO2-Emissionen im Freistaat liegen mit 6 Tonnen pro Einwohner und Jahr schon um ein Drittel unter dem Bundesdurchschnitt. Der Anteil der erneuerbaren Energie erreicht im E.ON-Netzgebiet mittlerweile 40 Prozent und liegt damit bereits über der Zielmarke von 35 Prozent, die die Bundesregierung für das Jahr 2020 gesetzt hat. Doch dieser Wert soll nach dem Willen der Staatsregierung nochmals drastisch gesenkt werden. Aber wie genau die Energiewende in Bayern ablaufen soll, weiß bisher niemand. Noch immer fehlt der Masterplan der Staatsregierung und eine koordinierende Zentralinstanz zum Erreichen der hoch gesteckten Ziele. "Mit Wildwuchs der Projekte wird die Energiewende aber nicht gelingen", so Barth.
Fehlentwicklungen sind so zwangsläufig: Immer öfter kommt es mittlerweile auch in Bayern vor, dass Windräder trotz steifer Brise stehen, Wasser ungenutzt durch die Wehre der Wasserkraftwerke fließt oder Strom von den Solardächern mangels Bedarf nicht abgenommen wird - wobei die Betreiber der Anlagen die hoch subventionierte Einspeisevergütung in vollem Umfang weiter erhalten.
Ursache ist hierfür auch das Fehlen geeigneter Stromspeicher. Es fehlt an Puffern zur zeitweisen "Einlagerung" von Wind- und Sonnenstrom. E.ON Bayern arbeitet jetzt an einem zukunftsweisenden Modell: Erprobt werden neuartige Stromspeicher, die in den Häusern mit den dort installierten Photovoltaikanlagen gekoppelt sind. Diese "Sol-ion" Einheiten im Format eines Gefrierschranks können bis zu 8,8 kWh Strom "lagern". In einem Modellversuch werden jetzt im Verteilnetz der E.ON Bayern die ersten 20 dieser Speicher installiert. Vision der Entwickler ist es, überschüssigen Strom direkt dort zu speichern, wo er erzeugt wird und ihn dann, beispielsweise am Abend, wenn die Sonne nicht mehr scheint, durch den Solaranlagenbesitzer selbst zu verbrauchen. "Unser Ziel ist, den Eigenverbrauch der Solaranlagenbetreiber von 30 auf 60 Prozent zu steigern", sagt E.ON Bayern-Technikvorstand Egon Westphal.
Auch hier aber bedarf es aber vermutlich erst gesetzlicher Regelungen, damit das Modell funktioniert. Für Hausbesitzer ist es heute viel lukrativer selbst produzierten Solarstrom für teures Geld ins allgemeine Netz zu speisen, den Eigenbedarf dann aber mit billigem, meist in Großkraftwerken produziertem Strom zu decken.

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